SR Fernsehen wird farbig (Foto: SR)

Wie das SR-Fernsehen farbig wurde

  25.07.2012 | 10:50 Uhr

Von Axel Buchholz

Heute begeistern uns die gestochen scharfen Bilder des neuen HDTV. Dass sie bunt sind, ist längst selbstverständlich. Damals aber, 1967, war die Einführung des Farbfernsehens eine richtige Sensation. Im Jahr 2012 feiert das Farbfernsehen damit zwar nur ein „halbrundes“ Jubiläum. Interessant ist es aber allemal, daran zu erinnern, wie vor 45 Jahren in Deutschland und speziell beim SR die Bilder bunt wurden.

Mit einem symbolischen Knopfdruck von Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) wurde die Fernsehwelt farbig: am 25. August 1967, genau um 10.57 Uhr auf der 25. Großen Deutschen Funk-Ausstellung in West-Berlin. Aber das galt längst nicht gleich für alle Sendungen. Und zuerst hatte sich auch nur eine Minderheit der Zuschauer bereits einen Farb-Fernseher für rund 2000 D-Mark gekauft. Nur Schritt für Schritt ging es voran. Genau wie heute beim HDTV. Und genau wie beim HDTV war lange zuvor schon von den Technikern präzise Vorarbeit zu leisten, musste erst einmal von den Sendern viel Geld investiert werden.

Die erste elektronische Farbkamera beim SR: „Drei-Röhren Super-Orthikon“ (Foto: SR)
Die erste elektronische Farbkamera beim SR: „Drei-Röhren Super-Orthikon“

Für den kleinen Saarländischen Rundfunk mit ohnehin stets knappem Budget bedeutete dies eine besondere Herausforderung. Erstaunlich, aber wahr: Gerade weil er arm war, gehörte der SR zu den technischen Vorreitern der Entwicklung. Und nach der Erinnerung des damaligen Leiters Messtechnik, Franz Brehm, kam das so: Die Fernseh-GmbH in Darmstadt („Fese“, eine Bosch-Tochter) hatte als Vorreiter und gleichzeitig einzige deutsche Firma eine elektronische Farbkamera entwickelt: die „Drei-Röhren Super-Orthikon“ mit einem Röhren-Durchmesser von drei Zoll. Das war ein „Riesen-Apparat“, 160 bis 180 Pfund schwer. Im Studio stand sie auf einem extra-schweren Stativ, nur an vier Tragegriffen war der Koloss von fast zwei Zentnern zu schleppen.

Franz Brehm, Leiter der Fernseh-Messtechnik beim SR (Foto: Brehm/privat)
Franz Brehm, Leiter der Fernseh-Messtechnik beim SR

Schon bald zog aber die niederländische Konkurrenz Philipps nach: mit einer Farbkamera, die mit drei Plumbikonröhren von je nur noch1¼-Zoll Durchmesser auskam (in Dreikanal-Technik). Die „Plumbikon“ (so genannt wegen der bleihaltigen Halbleiterschicht) war nicht schwerer als die bis dahin gebräuchlichen Schwarzweiß-Kameras und kam noch rechtzeitig für die Einführung des Farbfernsehens auf den Markt. Kein Wunder, dass sie die Kamera der Wahl bei den deutschen Sendern wurde. Nur einer kaufte sie nicht: der arme SR. Der erstand die nun technisch überholte „Orthikon“. Er bekam die vier Kameras, deren Produktion nie in Serie ging, „fast zum Schrottpreis“ – dafür aber etwas früher als die übrigen Sender ihre Philipps-Kameras. Und so konnte der SR auch schnell sein beim Umrüsten des kleinen „Ansage-Studio 1“ auf Farbe. Die nötigen Geräte und Installationen dafür entstanden kostengünstig zumeist in senderinterner „Heimarbeit“. Auch die Fernseh-Leitungen im Hause mussten für einen höheren Frequenzbereich farbtüchtig umgebaut werden.

Als die ARD dann im Herbst 1966, rund ein dreiviertel Jahr vor dem offiziellen Beginn des Farbfernsehens, mit Versuchssendungen in Farbe beginnen wollte, konnte der SR die Hand heben: „Wir können’s machen.“ So strahlte der Saarländische Rundfunk dann an allen Wochentagen nachmittags zwischen meist 14.00 und 16.00 Uhr für die gesamte ARD die Farbversuchssendungen aus. Der Nachmittag war damals noch „programmfrei“. Gedacht waren die Farbtests für die Rundfunk- und Fernsehfachgeschäfte. Sie stellten bereits erste Farbempfänger in ihre Schaufenster und Geräte-Regale und lockten so das Fernseh-Publikum werbewirksam in die neue bunte Fernseh-Welt. Die Techniker der Rundfunkanstalten nutzten das Programm, um zu testen wie gut ihre vielen Sender in der ganzen Bundesrepublik das Farbsignal übertrugen.

Die Zuschauer hatten bis auf einige wenige noch keine Farb-Empfänger, also nichts von den bunten Fernseh-Bildern. Sie freuten sich trotzdem. Unterhaltsamer als das sonst am Nachmittag gezeigte Testbild waren für sie die nun ausgestrahlten Reisefilme selbst in schwarzweiß. Und als „Zugabe“ wurde ihnen sogar die nette SR-Fernseh-Ansagerin Ruth Pfordt geboten. Auch in Farbe natürlich, wie zudem schöne Farbfotos aus aller Welt und der obligatorische "Farbbalken". Kein Wunder also, dass viel lobende Post von überall her eintraf, auch aus der DDR. Beim SR war die Genugtuung eine doppelte: Erstens klappte es mit der Farbtechnik und zweitens zeigte der Sender damit vornweg bundesweit Präsenz.

Die Kameraleute in den Studios freuten sich einerseits, nun farbige Bilder anbieten zu können. Andrerseits stöhnten sie wegen der nur mühsam zu handhabenden „riesigen Brummer“ von Kameras. Kameramann Hans-Joachim „Pit“ Weber erinnert sich deshalb gut an die erste große elektronische Farbproduktion im Saarbrücker Studio für die ARD.

Szene aus der Spieloper „Des Kaisers neue Kleider“ (Foto: SR)
Szene aus der Spieloper „Des Kaisers neue Kleider“

iner der Kameraleute bei der ersten eigenen elektronischen SR-Farbproduktion: Hans-Joachim „Pit“ Weber  (Foto: Weber privat)
iner der Kameraleute bei der ersten eigenen elektronischen SR-Farbproduktion: Hans-Joachim „Pit“ Weber

Die Aufnahmen für die Spieloper „Des Kaisers neue Kleider“ waren 1968 Schwerstarbeit.“ Zwei Stunden dauert es allein, die Orthikon-Kameras aufnahmebereit zu machen. Einen ganzen Tag beanspruchte es die Messtechniker, wenn Röhren ausgewechselt werden mussten. Und das erwies sich recht oft als nötig. Aber an der Qualität der Bilder war wenig auszusetzen. Nach gelungener Arbeit bedankte sich Intendant Dr. Franz Mai sogar mit einer kleinen Geldprämie.

Schon längere Zeit vor den Testsendungen begannen die Vorarbeiten der Fernseh-Übertragungstechnik des SR. Da der Fernsehsender auf der Göttelborner Höhe (von Siemens gebaut) damals ein Sender für Schwarzweiß-Betrieb war, musste er für Farbübertragungen um- und mit neuen Geräten ausgerüstet werden. Das konnten die SR-Techniker überwiegend in Eigenregie erledigen und ersparten dem Sender so eine Menge Geld. Neue Messinstrumente mussten allerdings gekauft werden.

„Dann kam der schwierigere Teil“, erzählt Walter Schönhofen weiter, Mitte der sechziger Jahre für die Sendertechnik zuständig. „Man war sich damals nicht ganz schlüssig, ob der Fernseh-Kanal 2 im Frequenzbereich I (den der SR nutzte) überhaupt für Farbsendungen geeignet war“. Also musste die Qualität der Übertragung des Farbfernsehsignals vom Sender auf der Göttelborner Höhe zu den Empfängern untersucht werden. Das Farbsignal dafür bekam der SR vom sogenannten Farblabor des WDR in Köln. Die Empfangsmessungen im Saarland wurden von einem Messwagen des Instituts für Rundfunktechnik (IRT), München vorgenommen. Das Test-Ergebnis löste Erleichterung aus: Der Sender ist farbtauglich.

Walter Schönhofen, später Technischer Direktor,  leitete die Umrüstung des Göttelborner-Fernsehsenders auf Farbe (Foto: Reiner Oettinger)
Walter Schönhofen, später Technischer Direktor, leitete die Umrüstung des Göttelborner-Fernsehsenders auf Farbe

Für die SR-Sendertechniker wurde nun die Arbeit wieder entspannter: Als die nachmittäglichen Farb-Testsendungen aus dem Studio 1 des damals ziemlich neuen SR-Fernsehgebäudes auf dem Halberg begannen, zogen sie mit einem der ersten Farb-Fernsehempfänger durch das Land. Und waren überall gern gesehene Gäste, denn sie führten das Testprogramm in öffentlichen Lokalen verschiedener saarländischer Orte vor. Die Zuschauer waren sehr zufrieden: Zweiter Technik-Test ebenfalls bestanden. Und all das zudem genau termingerecht.

Rund anderthalb Jahre ehe das Fernsehen in Deutschland farbig wurde, hatten auch die Filmkamera-Leute damit begonnen, testweise in Farbe zu drehen. „Dabei ging es vor allem darum, die Wirkung der Farben für die Bildgestaltung optimal zu nutzen und entsprechend der wechselnden Lichtverhältnisse den richtigen Farbfilter einzusetzen“, erinnert sich Klaus Peter „Kape“ Weber, damals noch Kamera-Assistent. Andernfalls bestand morgens und ab nachmittags bis abends, wenn das Licht warm ist, die Gefahr eines Rotstichs. Dagegen musste um die Mittagszeit, wenn das Licht sehr kalt ist, gegen einen Blaustich gefiltert werden. Das galt es zu bedenken, den Farbtemperaturmesser (ein hoch sensibles Gerät, das sehr umständlich und eigentlich für den Studiobetrieb gedacht war), korrekt zu nutzen um dann den passenden Filter zu wählen. So haben Weber und sein Ausbildungskameramann Siegfried Baumann bereits während einer großen Asienreise 1966 zusätzlich auf Kodak-Farb-Umkehrmaterial gedreht (dem gleichen Material, das der Amateur als Diafilm verwendete). Farbdokumentationen wurden beim SR ansonsten bis Mitte der 1980er Jahre aus Kostengründen hauptsächlich auf 16mm Farb-Umkehrfilm von AGFA gedreht. Darauf war das SR-Kopierwerk vom Beginn des Farballtags an für den Aktuellen Bericht eingerichtet, weil es kostengünstiger war. Nur für besondere Produktionen (mit etwas höherem Budget) konnte man das bessere Kodak-Material durchsetzen, das dann auch fremd entwickelt werden musste. Dies änderte sich erst nachdem Kurt Otto als Kopierwerksleiter angestellt wurde. Er erreichte die Umstellung auf den Kodakprozess.

Kameramann Klaus Peter „Kape“ Weber 1987 bei Dreharbeiten zur ARD- Serie „LE TRAIN BLEU“ nach Guy de Maupassant (Foto: Weber privat)
Kameramann Klaus Peter „Kape“ Weber 1987 bei Dreharbeiten zur ARD- Serie „LE TRAIN BLEU“ nach Guy de Maupassant

Der damalige Fernseh-Unterhaltungsredakteur Emil Zalud erzählt sogar von einem regelrechten „Farbübungsfilm“ mit dem Titel „Musik auf der Tenne“ (Erstsendung: 24.8.1968). Vorgestellt wurden Titel des Komponisten und Bandleaders Hans Georg Schütz („Jeden Tag, da lieb ich dich ein kleines bisschen mehr“), der in Hemmoor lebte. Zu den Dreharbeiten im „Alten Land“ zwischen Hamburg und Bremen waren gleich mehrere Kameraleute aus Saarbrücken angereist: u.a. die Chefkameramänner Willi Raber und Alfred E. „Fred“ Ohnesorg sowie Edwin K. Braun. Trotz „eines gewissen Gedrängels der Lernwütigen an den Kameras“ erwiesen sich die Aufnahmen als hervorragend.

Der Farb-Experimentier-Eifer der SR-Kameraleute war groß. Einer von ihnen, der Kameraregisseur Georg Bense, wurde sogar vom Erfinder des PAL-Farbfernsehens persönlich ausgezeichnet. Prof. Walter Bruch überreichte ihm eine Silbermedaille. Benses Film „…zum Beispiel Guanajuato“ (Erstsendung: 23.06.1968) nannte er eine „der Sternstunden das Fernsehens“ und zeigte ihn mehrfach als Beweis für die Leistungsfähigkeit des PAL- Farbfernsehsystems.

Georg Bense (Foto: SR)
Kamera-Regisseur Georg Bense experimentierte früh auch mit farbigen Bildern

Übrigens: 1969 kaufte der SR dann doch neue elektronische Farbkameras, die viel leichteren und pflegefreundlicheren 1 ¼-Zoll- Plumbikons „KCU“ von der FESE (Bosch). Sie arbeiteten bereits mit der moderneren vier-Kanal Technik. Dadurch lieferten sie gleichzeitig auch wesentlich bessere Schwarzweiß-Bilder. Das war wichtig, weil ja viele Zuschauer noch nicht auf Farbe umgestiegen waren. Ihre ersten riesigen Vorserien-Orthikon-Kameras behielt die SR-Technik aber in liebevoller Erinnerung. Schließlich ließen sie sich nach ihrer Ausmusterung sogar noch gewinnbringend verkaufen, hinter den damaligen „Eisernen Vorhang“.

Redaktion für den Arbeitskreis SR-Geschichte: Axel Buchholz (ab); Mitarbeit: Franz Brehm, Walter Schönhofen, Sven Müller, Kurt Otto, Roland Schmitt, Hans-Ulrich Wagner, Hans-Joachim "Pit" Weber, Klaus Peter "Kape" Weber

Dokumentar Hans Ulrich Wagner (Foto: SR)
Dokumentar Hans Ulrich Wagner

Drei „erste“ Farbsendungen beim SR

Eine Dokumentation von Hans-Ulrich Wagner*

Mit dem berühmten symbolischen Knopfdruck von Bundeskanzler Willy Brandt begann in Deutschland das Farbfernsehen. Das war am 25. August 1967 in West-Berlin auf der 25. Großen Deutschen Funk-Ausstellung – wie die Internationale Berliner Funkausstellung bis einschließlich 1970 noch hieß. Und schon vier Tage später legte auch der SR Farbe auf.

In Farbe produziert wurde nämlich am 29.August ebenfalls auf der Funkausstellung die achte Folge der beliebten SR-Wunschmusiksendung „Meine Melodie“. Regisseur war Truck Branss. Die farbelektronische Aufzeichnung besorgte allerdings als Gefälligkeitsaufnahme (oder Produktionshilfe) der Sender Freies Berlin mit seiner Technik. Ausgestrahlt wurde die erste Farb-Sendung vom SR knapp vier Wochen später, am 19. September.

SR-Fundstücke
„Mir ware uns änich“
Nach 250 Jahren ist Ende Juni Schluss mit dem Kohleabbau im Saarland. Während der letzten gut 75 Jahre haben der SR und seine Vorgängersender den Bergbau an der Saar publizistisch begleitet. Mehr als sechs Jahrzehnte auch den Saarknappenchor.

Die nächste ARD-Sendung des SR in Farbe entstand dann schon ganz im Saarland: ein Film über den Saarknappenchor unter dem Titel „Und er hat sein helles Licht in der Nacht …“. Sendedatum war der Buß- und Bettag 1967, der 22. November. Regie hatte ebenfalls Truck Branss. Produzent war die „Telefilm Saar“, eine „Enkeltochter-Firma“ des SR. Gedreht wurde auf 35mm-Farbfilm. Der vor Gruben-, Hütten- und Naturkulisse gefilmte bunte Reigen europäischer Bergmannslieder ist somit der älteste für den SR produzierte 35mm-Farbfilm, von dem sogar noch Sendematerial nachgewiesen ist.

Der erste elektronisch komplett vom SR selbst produzierte Farbbeitrag in der ARD wurde erst rund ein Jahr später gesendet, am ersten Weihnachtsfeiertag 1968: eine von Manfred Heikaus für das Fernsehen bearbeitete Fassung der Spieloper „Des Kaisers neue Kleider“ von Eberhard Werdin. Es war die früheste auf 2-Zoll-Farb-MAZ gedrehte Eigenproduktion des SR für die ARD.

Drei „erste“ Farbbeiträge des SR zum ARD-Gemeinschaftsprogramm gibt es also: die erste elektronische Farbproduktion mit technischer SFB-Unterstützung (19.09.1967), den ersten 35mm-Farbfilm (22.11.1967) und die erste eigene elektronische Farbaufzeichnung (25.12.1968, jeweils Sendedatum).

In Farbe produziert wurde allerdings schon wesentlich früher beim SR. Die genauen Daten sind aber nicht immer archivarisch dokumentiert.
So wurde die am 12. Januar 1966 (!) gesendete erste Folge der von Werner Zimmer und Helga Hoffmann moderierten Gymnastikreihe „Üb mit - bleib fit“ bereits auf 2-Zoll-Farb-MAZ aufgezeichnet (so im Fernseharchiv nachgewiesen). Die Zuschauer bekamen sie aber sicher noch in Schwarzweiß zu sehen.

Auch auf 35mm-Farbfilm wurde bereits 1966 für den SR gedreht. Auftraggeber für diese Produktionen war die SR-Tochterfirma „Werbefunk Saar“ (WFS), Produzent wiederum deren Tochter, die „Telefilm Saar“ (TFS). Die Beiträge waren für das Vorabendprogramm (also zwischen 18.00 und 20.00 Uhr) bestimmt. Sie wurden einem Pool zugeliefert, aus dem sich die Werbefirmen verschiedener ARD-Anstalten in eigener Entscheidung bedienten, liefen also als Werberahmenprogramm bei mehreren Sendern.

Die erste dieser 1966 von der TFS für den SR-Werbefunk auf 35mm-Farbfilm gedrehte Produktion war ein Musik- und Ballettfilm mit dem Titel „Rainbow-Melodie“ (Autor: Emil Zalud, Regie: Ernst Schmucker). Darin erlebt ein junges Mädchen auf einem Rummelplatz träumerisch wunderliche Dinge. Von der rund fünfundzwanzig Minuten langen Auftragsproduktion ist das Original- bzw. Sendematerial leider nicht überliefert; auch fehlen Nachweise darüber, wann die Produktion ausgestrahlt wurde.

Ebenfalls schon 1966 wurden von der TFS auf 35mm-Farbfilm die Sendungen „Mit besten Grüßen“ und „Moonlight-Melodie“ produziert. Auch dazu liegen dem SR-Fernseharchiv weder Material noch Sendedaten vor. Beide stammen „aus der Feder“ von Emil Zalud und wurden von ihm beim SR redaktionell im Bereich „Musikalische Unterhaltung“ betreut. Dies waren offenbar „Vorratsproduktionen“ in Farbe, die dann nach der Einführung des Farbfernsehens im August 1967 sofort zur Verfügung standen und so die Attraktivität des Vorabendprogramms steigerten. Zudem eigneten sie sich so auch für in der Regel mehrfache Wiederholungen besser.

Nicht mehr ganz einfach feststellbar ist, wann der „Aktuelle Bericht“ (AB), das regionale Aushängeschild des SR, zum ersten Mal vollständig in Farbe ausgestrahlt wurde (also inklusiv der Moderation). Laut Unterlagen der Honorar- und Lizenzabteilung des SR soll es die Ausgabe vom 20.Oktober 1971 sein. Im ARD-Jahrbuch von 1972 ist als erste AB-Sendung, in der alle Einspieler (Beiträge) farbig gesendet wurden, die vom 19.Oktober 1971 genannt. Jedenfalls war es erst längere Zeit nach der schrittweisen Einführung des Farbfernsehens ab Ende August 1967.

Stand-Bild aus dem einem der beiden Farbbeiträge in der SR-Regionalsendung  „Aktueller Bericht“ (Foto: SR)
Stand-Bild aus dem einem der beiden Farbbeiträge in der SR-Regionalsendung „Aktueller Bericht“

Einzelne Beiträge im „Aktuellen Bericht“ wurden freilich schon vorher in Farbe gesendet. Zum ersten Mal wohl am 9. August 1969. Der eine war eine Eigenproduktion des SR und informiert über die Schule für Rundfunk- und Fernsehtechnik in Nürnberg. Der andere Beitrag, ein Originalfarbfilm der NASA, handelt vom ersten Flug von Menschen zum Mond mit der US-Raumfähre „Apollo 11“. Otto Deppe hatte für den SR im Juli 1969 als Reporter von der Mondlandung der beiden Astronauten Neil Armstrong und Edwin „Buzz“ Aldrin berichtet, den Film aus dem amerikanischen Mission Control Center in Houston/Texas mitgebracht und für den AB bearbeitet. In Farbe gedreht hatte man im SR für andere Regionalsendungen schon wesentlich früher. So wurde am 28. November 1967 (drei Monate nach der Einführung des Farbfernsehens in der ARD) im Magazin „Prisma“ ein Beitrag von Horst „Ohm“ Wegener mit dem Titel „Postkarte aus Carcassonne“ ausgestrahlt – zwar noch in Schwarzweiß, produziert hatte ihn der Kameramann aber bereits in Farbe.

* Hans-Ulrich Wagner ist im SR-Archiv für „Langzeitsicherung Fernsehen“ zuständig. Text: ab

Redaktion für den Arbeitskreis SR-Geschichte: Axel Buchholz (ab); Mitarbeit: Franz Brehm, Walter Schönhofen, Sven Müller, Kurt Otto, Roland Schmitt, Hans-Ulrich Wagner, Hans-Joachim "Pit" Weber, Klaus Peter "Kape" Weber

SR-Unterhaltungsredakteur Emil Zalud (Foto: Zalud privat)
SR-Unterhaltungsredakteur Emil Zalud

Unterhaltungsredakteur beim SR-Fernsehen: Emil Zalud

Von Axel Buchholz

Der Autor, Produzent, Regisseur und Leitende Fernseh-Redakteur Emil Zalud wurde am 25. Januar 1928 in Rumburg in der Tschechoslowakei (heute: Tschechische Republik) geboren.

Als der Zweite Weltkrieg zu Ende war, gehörte er als 17jähriger junger Mann zusammen mit seiner Familie zu den Heimatvertriebenen aus dem Sudetenland.

Familiär entsprechend „vorbelastet“, wollte er gern Musik studieren. Dies ließ sich zwar nicht verwirklichen, den Weg ins „Künstlerische“ fand er trotzdem.

Zalud assistierte bei dem als Konzert- und Operndirigent gefeierten Joseph Keilberth während dessen erstem Nachkriegsengagement als Oberleiter der Sächsischen Staatskapelle Dresden (1945 -1949). An der Dresdner Oper arbeitete er in der ersten Nachkriegszeit auch als Assistent von Regisseur Heinz Arnold.

Die Bavaria-Film in München war dann eine weitere berufliche Station von Emil Zalud. Schon 1950 wechselte er von dort zu „Radio Saarbrücken“, das ab 1946 zu senden begonnen hatte.

Zalud assistierte zuerst bei der Produktion von Hörspielen und Unterhaltungssendungen, so bei den Kriminalhörspielen, deren Titel mit „Die Damen“ begannen. In den 60er Jahren ein großer Radio-Erfolg, werden sie heute auf CD angeboten und gelten als „Kult-Krimis“ (Regie: Albert-Carl „AC“ Weiland). Schnell machte Zalud Karriere: Aufnahmeleiter und Regisseur, Redakteur, dann Leiter der „Gemischten Unterhaltung“ im Hörfunk (als Nachfolger von Rudi Schmitthenner) und schließlich Abteilungsleiter Fernseh-Unterhaltung. Dies blieb er bis zum Wechsel in den Ruhestand 1992.

Emil Zalud 1973 in Paris bei der Ordensverleihung durch Bruno Coquatrix, den Direktor des Pariser „Olympia“  (Foto: Zalud privat)
Emil Zalud 1973 in Paris bei der Ordensverleihung durch Bruno Coquatrix, den Direktor des Pariser „Olympia“

Mehr zu Emil Zalud

Emil Zalud war Regisseur, Produzent oder Redakteur zahlreicher Fernseh-Unterhaltungssendungen für das ARD-Programm und lange auch für das Vorabend-Programm.Er vertrat den SR in verschiedenen ARD-Gremien und Kommissionen und wurde für langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit mit einem französischen Orden ausgezeichnet.

Von den insgesamt 138 Folgen der Vorabendserie „Drei Damen vom Grill“ produzierte Zalud 36 (zwischen 1990 und 91). Diese äußerst populäre Reihe lief zuerst nur bei SFB, SR und HR. Später wurde sie von mehreren anderen ARD-Anstalten übernommen und sogar bis nach Australien verkauft. Die Serie spielte in einer Westberliner Imbissbude und glänzte mit Schauspielern wie Brigitte Mira, Brigitte Grothum, Günter Pfitzmann und Harald Juhnke.

Deutsche Vorentscheidung zum Grand Prix 1971 mit Katja Ebstein als  Gewinnerin (Foto: Zalud privat)
Deutsche Vorentscheidung zum Grand Prix 1971 mit Katja Ebstein als Gewinnerin

So erfolgreich Zalud auch war, er selbst blieb meist im Hintergrund. Anders war es allerdings 1972 bei der deutschen Vorentscheidung für den Grand Prix. Da saß er für den Saarländischen Rundfunk in der Jury. Als Letzter gab er seine Stimme ab. Sie entschied darüber, wer Deutschland in Edinburgh vertreten würde: die Sängerin Mary Roos oder das saarländische Duo „Cindy und Bert“. Mary Roos hatte sich schlecht präsentiert. Zalud stimmte trotzdem für sie – was ihm keineswegs nur öffentliche Zustimmung einbrachte. Trotzdem steht er auch heute als 84-Jähriger noch zu seiner Entscheidung. Schließlich erreichte Mary Roos mit dem Titel „Nur die Liebe lässt uns leben“ den dritten Platz.

SR-Fundstücke
Doppeldeutig: Saar-Politik mit dem traditionelle SR-Pausenzeichen?
Am 30. Juni 2012 endet an der Saar nach 250 Jahren der Kohle-Bergbau – ein historisches Ereignis. Dieses Fundstück zeigt, welch große Rolle dieses Thema ein dreiviertel Jahrhundert lang in den Programmen des SR und seiner Vorgänger-Sender gespielt hat.

*Norbert Berger starb am 14. Juli 2012 in Düsseldorf

Redaktion für den Arbeitskreis SR-Geschichte: Axel Buchholz (ab); Mitarbeit: Franz Brehm, Walter Schönhofen, Sven Müller, Kurt Otto, Roland Schmitt, Hans-Ulrich Wagner, Hans-Joachim "Pit" Weber, Klaus Peter "Kape" Weber

Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja