Diskussion Bilder der Macht (Foto: Historisches Museum/Oliver Dietze)

„Bilder der Macht – der Saarbrücker Rathauszyklus von Anton von Werner“

  28.04.2022 | 13:20 Uhr

Über 100 Menschen haben gestern Abend im Festsaal des Saarbrücker Schlosses im Rahmen einer Preview den SR-Film „Bilder der Macht – der Saarbrücker Rathauszyklus von Anton von Werner“ gesehen. Das Historische Museum Saar als Veranstalter hatte zusammen mit dem Kooperationspartner Saarländischer Rundfunk alle Interessierten eingeladen, sich den Film schon vor der Ausstrahlung anzuschauen.

Im Anschluss an die Filmvorführung diskutierte Filmemacherin Annette Bak mit den Protagonistinnen und Protagonisten des Films und dem Publikum. Die stellvertretende SR-Programmgruppenleiterin der Programmgruppe Kultur, Sabine Janowitz, moderierte die Veranstaltung. Danach waren alle Gäste ins Historische Museum Saar zur Besichtigung der Live-Restaurierung eingeladen.

Bedeutendster Maler des Deutschen Kaiserreichs

Monumentale Gemälde, realitätsgetreu bis ins kleinste Detail: Wer den „Sturm auf den Spicherer Berg“ oder die „Ankunft König Wilhelms I. in Saarbrücken“ im Anbau des damaligen Saarbrücker Rathauses betrachtete, der empfand spontan: Genauso hat es sich zugetragen im Kriegssommer 1870. Oder etwa doch nicht? Bei genauerem Hinsehen wird deutlich: Nichts hat der Künstler Anton von Werner hier dem Zufall überlassen. Jedes noch so kleine Detail folgt einer ausgeklügelten Inszenierung.

Von Werner gilt als bedeutendster Maler des Deutschen Kaiserreichs. Sein bekanntestes Werk, „Die Kaiserproklamation in Versailles“, ist in jedem Geschichtsbuch abgedruckt. Lange vergessen war hingegen sein monumentaler „Saarbrücker Rathauszyklus“; sieben großformatige, nahezu fotorealistisch wirkende Gemälde, die Preußen der Stadt als Dank für die Opferbereitschaft in der Schlacht am Spicherer Berg schenkte. Sie waren jahrzehntelang in einem eigens erbauten Saal ausgestellt und lockten viele Menschen an, die die Orte des Deutsch-Französischen Kriegs besuchten. In der Bombennacht im Oktober 1944 wurde der Rathaussaal zwar zerstört, die Bilder aber wurden gerettet. Fünf der sieben Gemälde konnten in den 1990er Jahren restauriert werden.

Lange filmische Begleitung der Restaurierung

Vor wenigen Jahren erwarb Simon Matzerath, Direktor des Historischen Museums Saar (HMS), die zusammengerollten Gemälde, um ihre politische Aussage und ihre Funktion für das Deutsche Kaiserreich nach heutigem Forschungsstand neu zu bewerten und sie in einer Ausstellung zum 150. Jahrestag des Deutsch-Französischen Krieges zu zeigen. Neben dem Porträt Otto von Bismarcks wurde die „Ankunft König Wilhelms I. in Saarbrücken“ sogar live in der Ausstellung restauriert. Restauratorin Katharina Deimel musste auf mehreren Quadratmetern Schimmel beseitigen, Löcher flicken und plötzlich auftretende Falten glätten, bis dieses Gemälde endlich wieder aufgehängt werden konnte.

Die Filmemacherin Annette Bak hat diese Arbeit begleitet und festgestellt, dass die Fragen, die der „Saarbrücker Rathauszyklus“ aufwirft, sich als erstaunlich aktuell erweisen: Was ist Wahrheit? Welche Botschaft können Bilder transportieren? Welche politische Absicht steckt dahinter? Um sie zu beantworten, hat sie die Historiker Paul Burgard (Saarländisches Landesarchiv), Simon Matzerath (HMS), Laurent Thurnherr (Musée de la Guerre de 1870 et de l’Annexion) und die Historikerin und Kunsthistorikerin Charlotte Schenique befragt.

„SAARTHEMA“: „Bilder der Macht – der Saarbrücker Rathauszyklus von Anton von Werner“
Am Donnerstag, 28. April, 20.15 Uhr, im SR Fernsehen. Und bereits jetzt und ein Jahr lang in der ARD Mediathek.

Ein Film von Annette Bak.
Redaktion: Sabine Janowitz/Natalie Weber.

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