Blick auf einen Strand (Foto: SR)

Bruce Chatwins "Traumpfade" in "Fortsetzung folgt …"

  31.05.2016 | 10:22 Uhr

Ab Dienstag, 7. Juni, hören Sie nach den 14.00-Uhr-Nachrichten den ersten von insgesamt 29 Teilen des Romans "Traumpfade" von Bruce Chatwin auf SR 2 KulturRadio. Er handelt von der dem Untergang geweihten Kultur der australischen Aborigines. Jeden Teil gibt's hinterher auch für knapp 24 Stunden in der SR-Mediathek.

Die „Natur der menschlichen Ruhelosigkeit“ sei für ihn die Frage aller Fragen, schreibt Bruce Chatwin in seinem Roman „Traumpfade“. Und das Bild der Ruhelosigkeit trägt bei den australischen Ureinwohnern den Namen „Songline“.

„Songlines“ – „Traumpfade“ – sind imaginäre Wegstrecken, die den ganzen australischen Kontinent durchziehen. Für die Aborigines ist dieses Netz von „Traumpfaden“ eine Landkarte, gleichsam eine Landschaftspartitur, mittels derer sie sich orientieren. Von Kind an lernen und singen sie jene Traumlieder, mit denen einst – so will es der Schöpfungsmythos der Aborigines – ihre Vorfahren die Welt erschufen. Um die Welt zu erhalten, müssen jene Lieder immer wieder gesungen und die Pfade abgewandert werden, die mit ihnen untrennbar verbunden sind. Von Zeit zu Zeit gehen die Aborigines daher auf walkabout: Was für die Weißen als richtungsloses Umherschweifen erscheint, ist in Wirklichkeit das Abschreiten einer festen Route, der Melodie und Text eines Liedes genau entsprechen.

Kein Roman im herkömmlichen Sinn

Gert Heidenreich liest Bruce Chatwins „Traumpfade“ ab Dienstag, 7. Juni, in „Fortsetzung folgt …“ auf SR 2 KulturRadio, in insgesamt 26 Folgen. . „Fortsetzung folgt …“ ist täglich auf SR 2 KulturRadio zu hören, montags bis freitags ab 14.05 Uhr, samstags und sonntags schon ab 14.04 Uhr.

Chatwins Buch über Australien ist kein Roman im herkömmlichen Sinn. Der Bericht des Ich-Erzählers wird immer wieder durch autobiographische Einschübe, philosophische Reflexionen und anthropologische Überlegungen unterbrochen. Die Kultur der Aborigines ist dem Untergang geweiht – dies schildert Chatwin unsentimental an immer neuen Beispielen.

Der Autor

Bruce Chatwin, 1940 in Sheffield geboren, hat das Unterwegssein als Lebensform seit jeher fasziniert. Zunächst arbeitete er beim Auktionshaus „Sotheby’s“, von 1972 bis 1975 war er Reporter der „Sunday Times“, für die er zahlreiche Reisen nach Afrika, Asien und Südamerika unternahm. Er schrieb u. a. einen Reisebericht über Patagonien und einen Roman über den brasilianischen Sklavenhändler Felix de Souza im Afrika des 19. Jahrhunderts (den Werner Herzog unter dem Titel „Cobra Verde“ verfilmte). Ein umfangreiches Werk über „Die Nomadische Alternative“ konnte er nicht mehr abschließen; im Januar 1989 starb Chatwin nach langer Krankheit.

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