Aufbauarbeiten vor der Preisverleihung im E-Werk (Foto: Lisa Tüch)

Von Nichts kommt Nichts

Ein Tag hinter den Kulissen des Festivals

Lisa Tüch   24.01.2015 | 11:20 Uhr

Wenn sich heute Abend die Türen des E-Werks zur Preisverleihung des Max Ophüls Preises öffnen, wird alles glänzen und scheinen. Von der vielen Arbeit, die die Organisatoren im Vorfeld hatten, bekommen die Gäste nichts mit. Hagen Gottschalck, Leiter der Events beim Filmfestival, hat SR-Online vorab einen Blick hinter die Kulissen werfen lassen und erklärt, wie aus einer leeren Halle, eine Partylocation wird.

Hagen Gottschalks Tag beginnt am Freitagmorgen gegen 10.00 Uhr am E-Werk, das in den nächsten 48 Stunden zu seinem neuen zu Hause wird. Denn hier laufen die Vorbereitungen für die diesjährige Preisverleihung bereits auf Hochtouren. Eine zeitaufwendige Sache, so ein Aufbau. Aus einer komplett „nackten Halle, einem leeren, aber wunderschönen Raum mit Heizung“, wie Gottschalck es formuliert, soll ein schicker Eventsaal in schwarz weißer Loungeoptik werden.

Bilder
Ein Tag hinter den Kulissen des Festivals
Wenn sich heute Abend die Türen des E-Werks zur Preisverleihung des Max Ophüls Preises öffnen, wird alles glänzen und scheinen. Von der vielen Arbeit, die die Organisatoren im Vorfeld hatten, bekommen die Gäste nichts mit. Deswegen gibt es hier ein paar Bilder von den Aufbauarbeiten.

Dazu benötigt man etwa 1100 Sitzgelegenheiten, Scheinwerfer, Leinwände, Kühlschränke, Kleiderbügel, Garderobenstangen, Kameras, Polster und vieles mehr – und voila Freitagnacht hat man dann eine fertig ausgestattete Halle, die einer Preisverleihung würdig ist. Um dieses Ziel zu erreichen, wird das E-Werk seit Mittwoch eingerichtet.

Jeder weiß, was er zu tun hat

In der Halle wird überall fleißig geschraubt, gehämmert, geputzt und aufgebaut. Es sind gar nicht mal so viele Menschen, vielleicht 35, die da am Werkeln sind, denn zielstrebig erledigen sie Aufgabe um Aufgabe. Jeder weiß, was er zu tun hat. Dafür wurden im Voraus Pläne erstellt. Nachfragen gibt es selten. Gottschalck behält den Überblick, korrigiert wenn nötig. Die Garderobe soll verschoben werden, die Leinwand hängt noch nicht optimal. Oft muss er aber nicht eingreifen: „Das geht jetzt alles seinen Gang“. Still und emsig baut das Team alles auf. Trotz des hohen Arbeitsaufwands erscheint die Atmosphäre entspannt. „Alles ist soweit angestoßen und läuft. Ich bin da, wenn es Fragen gibt“, sagt Gottschalck. Seine Aufgabe ist vor allem die Vernetzung der verschiedenen Aufgabengebiete, die Koordinierung. Außerdem überlegt er sich die Dramaturgie, den Ablauf der Veranstaltungen: „Ich muss die Elemente Licht, Ton, Video, Moderator und Gäste zusammen und in eine sinnvolle Reihenfolge bringen.“

Bei der Umsetzung hilft ihm dann das Team, von dem er hellauf begeistert ist: „Wir haben ein tolles Team, das sich ein Bein ausreißt und Nächte durcharbeitet. Keiner hat hier einen acht-Stunden Tag. Würden wir alle Dienst nach Vorschrift machen, würde es das Festival nicht geben.“ Die meisten Mitarbeiter arbeiten von November bis Februar für das Festival und das obwohl die Bezahlung nicht allzu üppig ist, so Gottschalck. Sie würden aus Liebe zum Festival mitarbeiten. Auch der freiberufliche Regisseur ist ein großer Fan des Festivals: „Der Max Ophüls Preis spielt in der Liga der großen Festivals mit. Wir müssen uns da nicht verstecken. Bundesweit hat das Festival eine große Wichtigkeit. Viele Filmschaffende haben hier ihre Karrieren gestartet. Das Festival ist einmalig in Deutschland. Es ist ein großer Spaß, Teil davon zu sein.“

Über zehn Jahre dabei

Damit bei den Festivalveranstaltungen auch alles reibungslos klappt, hat Gottschalck schon im Juni angefangen, Gespräche mit Vermietern und Fremdfirmen zu führen. Diese liefern zu und bauen auf. „Mein Job ist es dann dafür zu sorgen, dass die Unternehmen zusammenarbeiten, dass daraus ein großes Ganzes wird“, erklärt der Regisseur.

Gottschalck arbeitet bereits seit mehr als zehn Jahren für das Festival. Ursprünglich war er der Regisseur der Preisverleihung, mit der Zeit haben sich seine Aufgaben immer mehr ausgeweitet, so dass er heute für die Organisation vieler Veranstaltungen wie der Blauen Stunde, den Abenden in Lolas Bistro und der Eröffnungsveranstaltung zuständig ist. Dabei wird er von einem Assistenten und einer Praktikantin unterstützt.

200 Mails per Tag

Gottschalck läuft im E-Werk am Tag des Aufbaus viel hin und her und scherzt: „Das werden heute noch ein paar Kilometer werden.“ Zwischendurch weist er Mitarbeiter ein und plant weiter - Der Partyservice soll heute aufbauen, ein Streudienst wäre gut bei dem angekündigten Wetter und wurde eigentlich genug Platz für die restliche Bestuhlung gelassen? Immer wieder zückt er sein Handy, sein wichtigstes Arbeitswerkzeug. Mit dem ruft er seine Mails ab: „Ich beantworte am Tag gefühlt 200 Mails. Das sind aber auch oft kurze Fragen, wie 'Habt ihr das'?“. Oder er nutzt das Handy um auf unvorhergesehene Planänderung zu reagieren.

Als er erfährt, dass die Ministerpräsidentin abgesagt hat, bleibt er ganz ruhig:  „Wir planen jetzt mal kurz um“, und informiert den Moderator, dass er seine Fragen abändern muss. Sein Mantra: Alles wird gut. Damit fährt er gut, denn „Toi toi toi, in den letzten Jahren ist alles gut gegangen.“

"Als Regisseur habe ich häufig mit bekannten Menschen zu tun"

Bei der Generalprobe werden auch die Jurys anwesend sein. Das schüchtert Gottschalk aber nicht ein:Ich habe als Regisseur häufig und regelmäßig mit bekannten Menschen zu tun. Ich gehe nicht befangen damit um. Ich habe noch nie schlechte Erfahrungen gemacht. Bisher waren immer alle sehr freundlich und die Jurys und Promis wollten das Festival unterstützen.“

Vor den Generalproben muss jedoch noch eingeleuchtet werden. Die Scheinwerfer werden in die richtige Position und Richtung gebracht und Gottschalck entscheidet, welches Licht mit welcher Stimmung in welcher Reihenfolge benötigt wird. Freitagabend werden außerdem die Einspielfilme überprüft: Stimmen die Texte, Übergänge und das Timing? „Erfahrungsgemäß schaue ich bei der Preisverleihung dann nur noch zu und greife nur mal ein, falls etwas vom Timing her nicht stimmt.“

Dann kann er auch genießen, wie aus einer Idee Wirklichkeit wird: „Es ist schön zu sehen, wie am Ende aus einem Gedanken, den man immer wieder im Kopf durchgespielt hat, tatsächlich dieser Abend, die Preisverleihung, wird. Man denkt sich 'Wow'.“

Max Ophüls Preis 2015
Alles rund ums Festival
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