Verfehlung (Filmszene) (Foto: Filmproduktion)

Verfehlung

Drei Herzen - Eine Rezension von Christian Schwarz  

Mit „Verfehlung“ ist es Regisseur Gerd Schneider gelungen, ein in sich stimmiges Drama über das Thema Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche zu schaffen. Die überzeugend agierenden Darsteller lassen den Zuschauer glaubwürdig an ihrem Innenleben teilhaben, so dass sich diesem ein sehr emotionales Schauspiel bietet.

Die Priester Jakob, Dominik und Oliver verbindet mehr als Beruf und Berufung – die drei sind gute Freunde, spielen zusammen Fußball oder kommen bei einem Bierchen in der Kneipe zusammen. Die Freundschaft wird auf eine harte Belastungsprobe gestellt, als Dominik vorgeworfen wird, einen Jungen sexuell missbraucht zu haben. Als er seinen „Ausrutscher“ beichtet, will der ambitionierte Oliver die Sache im Sinne der Kirche „regeln“, während Gefängnispriester Jakob in einen Konflikt zwischen Idealen, Glauben und Freundschaft gerät. Dabei dreht sich alles um die Frage, wie er mit seiner Mitwisserschaft umgehen soll.

Regisseur Gerd Schneider verbindet in „Verfehlung“ das aktuelle Thema „Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche“ mit einer klassischen Männerfreundschaft. Dabei fängt er die Beziehungen zwischen den Protagonisten glaubwürdig ein. Der Zuschauer kann sich auch insgesamt gut in die verschiedenen Akteure hineinversetzen. Das liegt nicht zuletzt an der stimmigen Darstellung der Schauspieler. Sebastian Blomberg zeigt, warum er im vergangenen Jahr unter anderem mit dem Günter Rohrbach Filmpreis der Stadt Neunkirchen ausgezeichnet wurde. Den in ihm tobenden Kampf zwischen richtig und falsch, kauft man ihm in jeder Phase der Films ab.

Gelungenes Drama

Auch Kai Schumann spielt seinen Part ausdrucksstark und verkörpert die Scheinheiligkeit eines einerseits engagierten, gleichzeitig aber auch schuldigen Priesters überzeugend. Dieser Facettenreichtum menschlichen Seins verstärkt wiederum das Verständnis für den Konflikt, den Mitwisser Jakob in sich, aber auch innerhalb seiner Kirche austrägt. Diese will den Vorfall herunterspielen und bestätigt damit nicht selten vorherrschende Klischees, die auch im Film nicht zu kurz kommen. Stellvertretend für seinen Klerus nimmt mit dem gerade zum Generalvikar ernannten Oliver (Jan Messutat) das dritte Mitglied des befreundeten Trios diese Rolle ein.

Abseits der Hauptdarsteller schafft es der Film, auch die Nebenfiguren nicht fallen zu lassen. Immer wieder werden diese aufgegriffen und ihr Hintergrund gezeigt. Dadurch bewahrt sich der Film auch auf dieser Ebene eine gewisse Tiefe. Die Handlung bewegt sich die meiste Zeit in einer ruhigen und beklemmend wirkenden Atmosphäre, die der Thematik den passenden Rahmen verleiht. Insgesamt ist „Verfehlung“ in jedem Fall ein sehenswertes und sehr emotionales Drama, dem es gelingt, den Zuschauer dank starker schauspielerischer Leistungen und einer besonderen Atmosphäre in seinen Bann zu ziehen.

Regie: Gerd Schneider
Produktion: AV Medien Penrose GmbH, Koproduktion: Penrose Film GmbH & Co. KG, Reverse Angle Pictures GmbH
Darsteller: Sebastian Blomberg, Kai Schumann, Jan Messutat, Sandra Borgmann, Oskar Bökelmann, Valerie Koch, Sebastian Kowski u. a.
Deutschland 2014 | DCP | Farbe | 94 Min. | Uraufführung

Artikel mit anderen teilen

Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja