Cure (Filmszene) (Foto: Filmproduktion)

Cure - Das Leben einer Anderen

Ein Herz - Eine Rezension von Katrin König  

Zwei Mädchen auf der Suche nach sich selbst, spielerisch und überdreht tauschen sie die Rollen. Doch statt einer kurzweiligen Verwechslungskomödie hat Andrea Štaka einen Coming-of-Age-Film geschaffen, dem nach einem flotten Beginn allzu schnell die Luft ausgeht.

Die 14-jährige Linda ist aus der Schweiz nach Kroatien zurückgekehrt. Ihre Freundin Eta führt sie in einen verbotenen Wald oberhalb der Stadt, wo die Mädchen sich in ein obsessives, sexuell aufgeladenes Spiel um den Tausch ihrer Identität hineinsteigern. Es kommt zu einem tödlichen Sturz. Linda kehrt alleine in die Stadt zurück und nimmt nach und nach Etas Platz in deren Familie ein. In einer von Frauen und ihren Verlusterfahrungen des Krieges geprägten Welt droht Linda schließlich den Boden unter den Füßen zu verlieren. Außerdem schleicht sich der Geist von Eta immer wieder in ihren Kopf und macht Linda das Leben zunehmend schwer.

Geschichte plätschert vor sich hin

Was freundlich und verspielt anfängt, wird nach dem Sturz Etas zu einem düsteren, dunklen und zeitweise langatmigen Drama um die Suche nach dem Selbst. Die Schweizer Regisseurin Andrea Štaka konstruiert acht Jahre nach ihrem prämierten Film "Das Fräulein" eine Geschichte, die den Zuschauer stellenweise daran zweifeln lässt, ob er den roten Faden jemals gefunden hatte. Durch wiederholte Rückblenden wird die Story undurchschaubar und skurril. Skurril ist auch die Art und Weise, wie Linda den Platz Etas in deren Familie einnimmt, ohne dass sich jemanden allzu sehr daran zu stören scheint. Wobei man der Großmutter ihre Rolle tatsächlich abnimmt - ob aus gesundheitlichen Gründen oder aus der puren Verzweiflung heraus, die geliebte Enkelin wie schon dem im Krieg gefallenen Sohn loslassen zu müssen, ist dabei unerheblich.

Sylvie Marinkovic, die Linda verkörpert, macht ihre Sache gut. Auch wenn man dem hübschen Mädchen mehr als nur den einen missmutigen Gesichtsausdruck gegönnt hätte, der sie fast den kompletten Film begleitet. Auch Eta, gespielt von Lucia Radulovic, verleiht ihrer Rolle viel Ausdruck - was angesichts der Geschichte sicher nicht immer leicht war. Großartig sind auch die Landschaftsaufnahmen, die steile kroatische Felsküste, die Aufnahmen im Wald. Trotzdem: Insgesamt fehlt dem Film Schwung, eine Überraschung, eine Wendung. Die Geschichte nach der Suche der eigenen Identität hat Potenzial - ausgeschöpft wurde es in "Cure - Das Leben einer Anderen" nicht.

Regie: Andrea Štaka
Produktion: Okofilm Productions, Koproduktion: Ziva Produkcija (Zagreb), Deblokada (Sarajevo), ZDF, ARTE, SRF
Darsteller: Sylvie Marinkovic, Lucia Radulovic;, Mirjana Karanovic, Marija Škaricic;, Leon Lucev, Franjo Dijak
Schweiz, Kroatien, Bosnien 2014 | DCP | Farbe | 83 Min. | Kroatisch, Schweizerdt. mit dt. UT | dt. Erstaufführung

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