Marcel Beyer - Audio (Foto: Sabine Schmidt-Matt)  (Foto: Sabine Schmidt-Matt/SR)

„Das blindgeweinte Jahrhundert – Bild und Ton“ - "Literatur im Gespräch" am Dienstag auf SR 2 KulturRadio

"Literatur im Gespräch" am Dienstag auf SR 2 KulturRadio

  21.11.2017 | 13:20 Uhr

Ist Literatur im exterministischen 20. Jahrhundert, in dem Tod ein Meister aus Deutschland geworden ist, noch möglich? Ist ihre Daseinsberechtigung entfallen, da nach Auschwitz jede kulturelle Produktion nur Ausdruck der Barbarei sein kann? Ist Literatur gerade wegen der Gräueltaten notwendig, gar unumgänglich? Welcher Verfahren hat sich solche Literatur zu bedienen?

Diese Fragen verfolgt der Georg-Büchner-Preisträger des Jahres 2016, Marcel Beyer, in seinen poetischen Untersuchungen und hat eine ebenso knappe wie weitreichende Antwort parat: durch Detailarbeit am Material der Realität wie der Literatur. Beyer verfährt bei seinen Erkundungen des Status von Literatur nach dem Ausschlussprinzip: das Radio funktioniert als notwendigerweise eindimensionales Medium; das Kino tritt stets im Gewand der Inszenierung auf und ist bekanntlich genauso manipulierbar wie die Fotografie. Im selben Maße, wie die überlieferten Zeugnisse der Quellenkritik bedürfen, ist für die Dokusoap eine Kritik der in der Regel anmaßenden Zeitzeugen notwendig. Beyers Bilanz ist ernüchternd: eine Literatur ohne Reflexion auf deren Entstehung und zeitgenössischen Tendenzen ist nicht zu haben.

"Literatur im Gespräch" am Dienstag, 28. November, 20.04 Uhr, auf SR 2 KulturRadio zu Marcel Beyers „Das blindgeweinte Jahrhundert – Bild und Ton“, Mitschnitt einer Lesung vom Oktober diesen Jahres im Saarländischen Künstlerhaus.

Marcel Beyer, geboren am 23. November 1965 in Tailfingen/Württemberg, wuchs in Kiel und Neuss auf. Er studierte von 1987 bis 1991 Germanistik, Anglistik und Literaturwissenschaft an der Universität Siegen; 1992 Magister artium mit einer Arbeit über Friederike Mayröcker. Der Autor erhielt zahlreiche Preise, darunter 2008 den Joseph-Breitbach-Preis und 2016 den Georg-Büchner-Preis. Bis 1996 lebte Marcel Beyer in Köln, seitdem in Dresden.

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