Nikolaus Warken und der Rechtsschutzsaal (Foto: SR/Mirko Tomic)

Land und Leute - Nikolaus Warken und der Rechtsschutzsaal in Bildstock

Die Geschichte der ersten saarländischen Gewerkschaft

  05.09.2017 | 11:40 Uhr

Der Rechtschutzsaal in Friedrichsthal-Bildstock ist das bundesweit älteste steinerne Zeugnis des Kampfes von Arbeitern um Lohn und bessere Arbeitsbedingungen. Bergarbeiter gaben Geld und Steine, um sich selbst einen Versammlungsraum zu bauen. Das war nötig geworden, nachdem die Bergleute auf Druck von Regierung und Grubenverwaltung keine Versammlungsräume mehr anmieten konnten. Zu hören am Sonntag, 10. September, um 12.30 Uhr auf SR 3 Saarlandwelle.

Nikolaus Warken

Der Bergmann Nikolaus Warken aus Hasborn spielte dabei die zentrale Rolle. Er hatte sich gegen 12-Stunden-Schichten unter Tage und korrupte Bergbeamte zur Wehr gesetzt. 3.000 Bergleute mit Warken an der Spitze treffen sich im Mai 1889 in Bildstock zur Vorbereitung von Verhandlungen mit der preußischen Bergwerksdirektion. Als diese keine Kompromissbereitschaft zeigte, kam es zum Ausstand. Die Arbeitgeber blieben hart und verweigerten sich allen Gesprächen.

Gründung des Rechtsschutzvereins

Trotzdem hatte dieser erste Streik Nachwirkungen. Warken und seine Kollegen gründeten den Rechtsschutzverein. Anfangs sogar noch mit Segen und Billigung der katholischen Kirche. Die erste gewerkschaftliche Vertretung zur Wahrung der Arbeiterinteressen im Bergbau des Saarlandes war geboren. Über 20.000 Bergleute wurden Mitglieder – trotz Verfolgung und Anfeindungen durch Bürgermeister und Landräte. Saarländische Bergleute begannen Ende Dezember 1892 gegen die Empfehlung ihres Vorsitzenden Nikolaus Warken erneut einen Streik. Knapp drei Wochen hielten sie durch, dann brach der Protest zusammen. Wer wieder einfahren wollte, musste eine Austrittserklärung aus dem Rechtsschutzverein vorlegen. Die erste Arbeitnehmervertretung war Geschichte. Auch Nikolaus Warken durfte nie wieder als Bergmann einfahren. Er schlug sich bis zu seinem Tod 1920 mühsam als Kleinbauer und Hausierer durch.

Spurensuche

Das Feature von Mirko Tomic begibt sich auf Spurensuche nach den Anfängen der saarländischen Gewerkschaftsbewegung und schildert mit Hilfe von Theaterszenen und Interviews mit Historikern und Nachfahren die Geschehnisse dieser turbulenten und weithin unbekannten Zeit.

Zu hören am kommenden Sonntag, 10. September, um 12.30 Uhr auf SR 3 Saarlandwelle.

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