Arbeitsmarktdaten (Foto: dpa)

Gute Jobchancen für Flüchtlinge - trotz Hürden

Thomas Braun   29.10.2015 | 09:29 Uhr

Es ist ein großes Thema: Die Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt. Politik und Arbeitsagentur im Saarland sehen hier gute Chancen - auch wenn längst nicht alle Flüchtlinge über eine Berufsausbildung verfügen. Nicht nur deshalb müssen die Rahmenbedingungen angepasst werden.

Deutschland und insbesondere das Saarland werden in den kommenden Jahren auf Zuwanderung angewiesen sein. Vor diesem Hintergrund betonen Politiker aller Parteien immer wieder, dass die Flüchtlinge, die derzeit zu uns kommen, nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Chance sind.

"Wir wollen sie nicht nur unterbringen und dulden, sondern zu Aktivposten in unserer Gesellschaft machen. Vor allem wollen wir sie gemeinsam möglichst schnell in unsere Unternehmen, in den Arbeitsmarkt integrieren", sagte Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) am Dienstag nach einem Gipfeltreffen mit Vertretern der saarländischen Wirtschaft.

Mindestens fünf Jahre Aufenthalt sichern

Doch die Integration in den Arbeitsmarkt gelingt nicht von allein. Zunächst einmal müssen die passenden Rahmenbedingungen geschaffen werden. Dazu gehört aus Sicht von Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) auch eine Anpassung der Aufenthaltsregelung: Kein Unternehmen werde einen Flüchtling über mehrere Jahre ausbilden, wenn absehbar sei, dass derjenige kurz darauf das Land verlassen müsse. "Deshalb brauchen wir die Anschlussregelung: drei Jahre für die Ausbildung und mindestens zwei Jahre im Aufenthalt gesichert." 

Daneben gibt es noch zahlreiche weitere Hürden zu nehmen, wie Hans-Hartwig Felsch von der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit im SR Fernsehen erklärte: "Man darf nicht verkennen. Da kommen Menschen mit ganz anderen Vorstellungen, ganz anderen kulturellen Hintergründen und vor allem ganz anderen Ausbildungswegen zu uns. Da ist es einfach erforderlich, dass man hier gewisse Vorbereitungen trifft - sowohl, was die Sprache, als auch was die beruflichen Qualifikationen angeht."

Kompetenz durch praktische Arbeit nachweisen

Bei dem Nachweis der Qualifikationen müssten dabei durchaus unkonventionelle Wege gegangen werden. Denn während Asylbewerber in der Anfangszeit häufig noch Nachweise und Urkunden dabei gehabt hätten, könne man das in der aktuellen Situation nicht mehr erwarten.

"Wenn keinerlei Zeugnisse mitgeführt werden, dann muss man die Kompetenzen in der praktischen Arbeit erfragen", sagte Felsch. Dann setze die Arbeitsagentur darauf, Unternehmen zu finden, die die Eignung der "wirklich sehr hoch motivierten Menschen" für die jeweilige Arbeit vor Ort im Betrieb testeten.

Viele Flüchtlinge ohne Berufsausbildung

Eine fundierte Ausbildung haben längst nicht alle Flüchtlinge. Von den Personen, die in der Clearingstelle in Lebach erfasst wurden, hätten zwar rund 70 Prozent eine akademische Ausbildung, weitere 23 Prozent einen Beruf gelernt. Insgesamt gehe es dabei aber nur um einen Kreis von 250 bis 300 Personen.

Betrachte man die Gesamtzahl der Flüchtlinge, ergebe sich ein deutlich anderes Bild: "Es kommen sehr viele Menschen, die zwar gearbeitet haben und berufliche Vorerfahrung mitbringen, die aber nicht unbedingt formale Abschlüsse haben. Da werden wir ansetzen müssen", sagte Felsch.

Gute Chancen auf dem saarländischen Arbeitsmarkt?

Dennoch sieht Felsch gute Chancen, die Menschen hier in den Arbeitsmarkt zu integrieren. "Wir haben eine ganze Reihe unbesetzter Arbeitsstellen. wir haben auch vor allen Dingen zahlreiche unbesetze Ausbildungsstellen. Das ist sehr bedeutsam gerade für die jungen Migranten, die zu uns kommen." Der Weg in den Beruf müsse allerdings schrittweise gegangen - angefangen von der Orientierung, über Sprachkurse hin zu passenden Qualifizierungsinstrumenten. Auch der jeweilige Betrieb müsse mit einbezogen werden.

Langzeitarbeitslose und Flüchtlinge zur Unterstützung einsetzen

Unterdessen hat Wirtschaftsministerin Rehlinger auch angeregt, sowohl Flüchtlinge, als auch Langzeitarbeitslose über das Modell "Passiv-Aktiv-Tausch" in die Flüchtlingsarbeit einzubinden. Sie könnten beispielsweise in Kleider- und Möbelbörsen oder Sozialkaufhäusern mitarbeiten. Die Lohnkosten sollen dabei teilweise von den Jobcentern getragen werden.

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