Ballettpremiere: "Bring no clothes"

Ballett: "Bring no clothes"

Premiere in der Alten Feuerwache

Reporterin: Carmen Bachmann/ Onlinefassung: Nadja Schmieding   12.05.2025 | 08:00 Uhr

"Bring no clothes" – die letzte Ballettpremiere dieser Saison kommt ohne Etikette daher. "Bring no clothes" war das Motto bei Einladungen von und bei Virginia Woolf. Was nicht heißt, dass alle nackt kommen sollen. Sie sollten das tragen, worin sie sich wohlfühlen. Der Premierenbericht von Carmen Bachmann.

Sie tragen schwer an ihrer Kleidung. Das ist von Anfang an mein Eindruck bei "Bring no clothes" auf der eher kleinen Bühne der Alten Feuerwache. Schon während das Publikum seine Plätze einnimmt, steht Kiyana Tam von Burg bewegungslos in einer Art Schaufenster, Regen läuft an der Scheibe herunter, sie trägt ein schwarz-silbern glitzerndes Kleid und einen Blumenstrauß in der Hand.

Die Premiere des Balletts "Bring no clothes" (Foto: Bettina Stöß)

Immer wieder stolpert sie im Verlauf des Stücks gequält über die Bühne oder die schräge Rampe hoch und runter. Befreit ist sie erst, als sie ihr Kleid austauscht.

Caroline Finn setzt die Tänzerinnen und Tänzer der Beobachtung und damit auch Bewertung aus und lässt sie aber auch beobachten und bewerten.

Die Premiere des Balletts "Bring no clothes" (Foto: Bettina Stöß)

Ausgeklügeltes Bühnenbild

Das Bühnenbild mit seinen hell ausgeleuchteten Schaufenstern im Hintergrund ist schlicht, aber sehr ausgeklügelt. Hier ist ein eingespieltes Team am Werk. Finn arbeitet regelmäßig mit dem Bühnenbildner Till Kuhnert zusammen und auch mit der Kostümbildnerin Cathrine Voeffray. Sie setzt vor allem auf Kleider aus der Zeit Virginia Woolfs, also des frühen 20. Jahrhunderts. Am leichtesten zu Tragen scheinen dabei kurioserweise noch die ausladenden Reifröcke.

Die Premiere des Balletts "Bring no clothes" (Foto: Bettina Stöß)

Tänzerisch ist das gut einstündige Stück eine Herausforderung. Finn lässt die Pas de deux in einer Schnelligkeit herumwirbeln, dass es fast unkontrolliert wirkt. In Ensembleszenen ist die Bühne so voll, dass die Tänzerinnen und Tänzer sich fast berühren. Hohes Tempo wechselt mit fast quälender Langsamkeit.

Intensive Vorführung

Beides ist so intensiv, dass dem Publikum der Atem stockt. Die Saarbrücker Kompanie meistert das alles wieder mal herausragend.

Weil auf der Bühne vieles gleichzeitig passiert, reicht einmal ansehen fast nicht. Dann verpasst man womöglich Nobel Lakaev, der im Hintergrund in einem der Schaufenster eine Soloperformance hinlegt, die als Hintergrund eben eigentlich zu schade ist. Auch er findet übrigens gegen Ende des Stücks Erlösung, wenn auch ganz anders als die Kollegin, die ihr Kleid wechselt. "Bring no clothes" sind 65 intensive Minuten!

Ein Thema in der Sendung "Der Morgen" am 12.05.20025 auf SR kultur.

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