Katrin Askan: "Dichter - Roman einer Freundschaft"
2023 verstarb der Dichter Johannes Kühn. Ihn verband eine lebenslange Freundschaft mit dem Germanisten Benno Rech und dessen Frau. Die Berliner Autorin Katrin Askan hat über diese bedingungslose Freundschaft jetzt einen Roman verfasst: „Dichter – Roman einer Freundschaft“. Sara Males hat ihn gelesen und mit der Autorin gesprochen.
Diesen Oktober jährt sich der Todestag von Johannes Kühn zum zweiten Mal. 2023 verstarb der Dichter im Alter von 89 Jahren in Tholey. Sein ganzes Leben hatte er im Saarland verbracht.
Mit seinem dichterischen Blick vermaß er Landschaften, die harte Arbeit in den Bergwerken und die Melancholie des Lebens. Seine Gedichte und Theaterstücke erhielten ab Anfang der 80er Jahre große, überregionale Aufmerksamkeit – und das nicht zuletzt dank seines lebenslangen Freundes und Begleiters, dem Germanisten Benno Rech und dessen Frau Irmgard Rech.
Eine Freundschaft über den Tod hinaus
Sie begleiten den später stark psychisch angeschlagenen Johannes Kühn bis zu seinem Tod – Benno Rech starb nur ein Jahr später, im September 2024. Über diese bedingungslose Freundschaft gibt es jetzt einen Roman: „Dichter – Roman einer Freundschaft“ heißt er, von der Berliner Autorin Katrin Askan.
Die beiden späteren Freunde und Weggefährten Johannes Kühn und Benno Rech begegnen sich zum ersten Mal 1948 in der Missionsschule in St. Wendel.
Beide stammen aus ähnlichen Verhältnissen
Gleichzeitig ist die Missionsschule, in die die beiden, anders als in den ortsansässigen Gymnasien trotz ihrer Mundart aufgenommen werden, die einzige Möglichkeit, zu höherer Bildung zu gelangen, erzählt die Autorin des Buches, Katrin Askan.
Sie kamen beide aus Bergarbeiterfamilien, in denen es eigentlich keine Bücher gab, und auch keine Berührung mit Literatur oder Kunst. Daher sei es für beide wahrscheinlich ein großes Glück gewesen, dass sie in diese Missionsschule haben gehen dürfen, die Padres waren dort der Kunst und Kultur gegenüber relativ aufgeschlossen. Sie haben versucht, den Jungen eine Allgemeinbildung beizubringen, weil das eben in das Berufsziel Missionare passte.
Der Beginn einer lebenslangen Freundschaft
Benno ist fasziniert von dem Jungen Johannes, der das wenige Ersparte was er hat in der klösterlichen Buchhandlung für einen Band des Taugennichts von Eichendorff ausgibt, und selbst Gedichte schreibt. Die beiden beginnen, untereinander Bücher zu tauschen. Die Freiheit und Buntheit des Lebens, die Ihnen in den Büchern entgegenschlägt, stehen in Kontrast zur ewigen Strenge und Gewissenserforschung, die die Padres von ihnen fordern. Benno und Johannes beginnen heimlich auf Abenteuer zu gehen und gemeinsam das Leben zu erforschen.
In ihren detailreichen und unterhaltsamen Schreibstil bettet Katrin Askan auch immer wieder Verse aus dem Werk des Dichters ein. Dies lässt die Leser direkt an Johannes Kühn Dichtung teilhaben:
Nun mit den Raben am Tisch des Lands und klagend, sie nach Brot, ich nach Freundschaft. (aus J. Kühn, Nun mit den Raben)
Erste Misserfolge
Die beiden verlassen schließlich die Missionsschule und gehen unterschiedlicher Wege – Benno Rech studiert Germanistik, während Johannes Kühn sich ein Studium nicht leisten kann. Er geht ans Theater, schreibt erste Stücke, die auf geteilte Resonanz stoßen. Der Umgang mit Misserfolgen fällt ihm schwer, er entwickelt erste Anzeichen einer psychischen Krankheit, die ihn sein Leben lang begleiten wird.
Es ist die Freundschaft mit Benno Rech und dessen späterer Frau Irmgard Rech, die ihn – so scheint es in dem Buch – immer wieder rettet. Die beiden glauben an die Kunst von Johannes Kühn und daran, dass er einen Weg zurückfindet, als er irgendwann sogar mit dem Sprechen aufhört und sich nur noch über Zeichnungen ausdrückt.
Benno lässt ihn nicht im Stich
Katrin Askan sagt, er merkte, der Weg als Dichter sei schwer und er habe nicht die Aufmerksamkeit und den Erfolg bekommen, den er sich wünschte. Doch Benno habe ihn auch dann nicht alleine gelassen. Und das bis zum Lebensende.
Es gab zwei gravierende Ereignisse, die so einschneidend waren, dass sich daraus möglicherweise auch erkläre, warum Benno so treu war und warum er das Lebensziel seines Freundes als für sich ebenfalls gesetzt nahm und dann auch sein eigenes Leben ordnete.
Benno hatte eigene Verpflichtungen
Benno Rech hatte auch eine Familie, hatte einen erfüllenden Beruf, den er auch völlig ausgefüllt hat und war in der Kirche aktiv, warum hat er dann noch das alles auf sich genommen? Katrin Askan glaubt und hofft, dass der Roman dafür auch eine Antwort liefert.
Das Gefühl von Zartheit und Liebe, das der Roman vermittelt, ist vielleicht auch mit der Nähe der Autorin Katrin Askan zu dem Geschehen zu erklären. Denn das Buch entstand aus ihrer eigenen Freundschaft mit den beiden.
Ein Roman in Zusammenarbeit mit beiden
Sie gab ihnen die einzelnen Manuskripte nicht nur regelmäßig zur Korrektur, sondern bezieht die Handlung auch auf das „jetzt“ – die letzten Jahre der beiden und die Zeit kurz vor ihrem Tod, die sie selbst miterlebte.
Es ist aber auch die Bezugnahme auf ihr eigenes Leben, das Gegenüberstellen ihrer Herkunft in der DDR und ihrem Werdegang als Schriftstellerin, die den Roman besonders authentisch macht.
Katrin Askans Buch „Dichter – Roman einer Freundschaft“ ist im Elsinor Verlag erschienen, hat 400 Seiten und kostet 26,90 Euro.
Ein Thema in der Sendung "Canapé" am 16.03.2025 auf SR kultur.