Hebammen im Saarland - was sie für Mütter leisten

Darum sind Beleghebammen so wichtig

Reporterin: Lisa Krauser /Onlinefassung: Nadja Schmieding   19.05.2025 | 09:20 Uhr

Hebammen sind unglaublich wichtig! Umso wütender sind die Hebammen bundesweit und auch im Saarland darüber, dass manche Hebammen ab November weniger Geld kriegen sollen - die sogenannten "Dienstbeleghebammen". Warum gerade diese besonders viel leisten, hat sich SR-Reporterin Lisa Krauser in Ottweiler angeguckt.

Noch wenige Tage, dann soll das zweite Kind von Laura Kokoromitis auf die Welt kommen. Heute hat die 30-Jährige ihren letzten Termin in der Hebammenpraxis "Babyexpress" in Ottweiler.

Luzie Krewer (Foto: Lisa Krauser/ SR)

In vier Tagen steht für Laura ein geplanter Kaiserschnitt an. Aus medizinischen Gründen muss der an der Uniklinik Homburg gemacht werden. Ansonsten hätte Laura im Marienhauskinikum in Neunkrichen-Kohlhof entbunden - betreut von Meike Reinert, die dort als Beleghebamme arbeitet.

Umfassende Begleitung durch Beleghebammen

Der Vorteil von Beleghebammen wie Meike: Sie betreut die Schwangeren vor der Geburt, im Idealfall auch während der Geburt und nach der Geburt. Das heißt: die werdene Mutter muss sich nicht auf eine fremde Hebamme einstellen, die sie erst zur Geburt im Krankenhaus kennenlernt. Laura erinnert sich an ihre erste Geburt mit Beleghebamme Meike auf dem Kohlhof: "Es ist halt ein ganz anderes Gefühl, wenn man weiß, ok, das ist jemand, den kenne ich. Zu dem habe ich Vertrauen, wie jetzt halt."

Mit einer Beleghebamme können werdene Mütter vorab auch alle Wünsche und Ängste in Bezug auf die Geburt besprechen, zum Beispiel, ob sie sich eine PDA wünscht oder wie sie sich die Geburt vorstellt.

Auch, wenn Laura diesmal nicht mit der Unterstützung von Meike entbinden kann, ist sie dankbar, dass Meike auch dieses Mal wieder vor und nach der Geburt für sie da ist. Sie findet: Beleghebammen sind unglaublich wertvoll und sollten auch entsprechend für ihre Arbeit vergütet werden.

Protest gegen neuen Hebammenhilfevertrag

Hebammen in ganz Deutschland - und auch bei uns im Saarland -laufen Sturm gegen eine neue Vergütung, die vorsieht, dass Beleghebammen ab November weniger Geld bekommen sollen. So steht es im neuen Hebammenhilfevertrag.

Beleghebammen kritisieren geplante Vergütung
Audio [SR 3, (c) SR 3 Lisa Krauser, 19.05.2025, Länge: 02:42 Min.]
Beleghebammen kritisieren geplante Vergütung

Dienstbeleghebamme Meike Reinert organisiert im Marienhausklinikum in Neunkrichen-Kohlhof mit anderen selbstständigen Beleghebammen einen Zweischicht-Betrieb dort. Sie sagt: "Das ist wie ein Schlag ins Gesicht!"

Sie kann die neue Regelung nicht nachvollziehen - denn die sieht vor, dass sie weniger Geld bekommt, wenn sie mehrere Frauen parallel bei der Geburt betreuen muss.

Festangestellte Hebammen haben Vorteile

Aber das kann sie natürlich nicht ausschließen, da sie nicht weiß, wann die jeweilige Geburt beginnt: "Man wird das nie 100 Prozent abbilden können, dass Frauen 1:1 betreut werden. Wir sind bestrebt, das zu tun, für uns ist es auch angenehmer, bei der Geburt nur eine Frau zu betreuen und nicht mit den Gedanken noch beim Kreißsaal nebendran zu sein."

Aber es sei eine "Ungerechtigkeit dass es bei den einen Hebammen gefordert wird und bei den Anderen nicht." Das mache es für noch schwerer, diese Regelung zu verstehen. Mit den "Anderen" meint Meike Reinert die Hebammen, die im Krankenhaus festangestellt sind.

Saar-Gesundheitsminister fordert Nachverhandlungen

Unverständnis über die geplante Neuregelung gibt es auch bei vielen Eltern. Denn gerade Beleghebammen sind sehr begehrt, weil sie die Schwangeren vor, während und nach der Geburt betreuen. Und das gibt Sicherheit.

Viel Unsicherheit und Wut bei den Hebammen im Saarland. Und auch ein bisschen Hoffnung, dass die Politik doch noch einschreitet. Der saarländische Gesundheitsminister hat Nachverhandlungen gefordert.


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Ein Thema in der Sendung "Der Vormittag" am 19.05.2025 auf SR 3 Saarlandwelle.

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