Nahrungsergänzungsmittel für Kinder
Bärchen, Pillen, Säfte- eine gute Idee?
Gummibärchen mit Vitaminzusatz, Saft mit besonderen Mineralstoffen, süßschmeckende Tabletten, die helfen sollen, sich besser zu konzentrieren – Nahrungsergänzungsmittel haben längst Einzug in Supermärkte und Drogerien gehalten - und Eltern kaufen sie.
Isst mein Kind genug Obst und Gemüse, um sich mit Vitaminen und Mineralstoffen zu versorgen? Eine Frage, die sich viele Eltern immer wieder stellen. Denn die Kleinen mögen auf dem Teller häufig alles, was Ernährungswissenschaftler und Kinderärzte als ungesund definieren. Um einseitige und möglicherweise sogar Mangelernährung auszugleichen, greifen Eltern häufig zu Nahrungsergänzungsmitteln, die speziell für Kinder deklariert sind.
Statistisch gesehen nimmt jedes zehnte Kinder jeden Tag ein solches Mittel zu sich. Dabei haben Studien gezeigt, dass in Deutschland Kinder und Jugendliche in der Regel gut mit Vitaminen und Nährstoffen versorgt sind – auch ohne Nahrungsergänzungsmittel.
Doch die Hersteller setzen an einem Punkt an, den Eltern nicht einfach so übergehen können. Kinder im Wachstum brauchen Vitamine, so die Aussagen der Produkte. Außerdem sollen die Nahrungsergänzungsmittel auch helfen, Abwehrkräfte gegen Infekte aufzubauen. Oder sie fördern angeblich die Gedächtnisleistung, damit Kinder und Jugendliche besser lernen können.
Vitaminprodukte gleichen Süßigkeiten
Damit Kinder die Produkte mögen, sehen sie oft aus wie Süßigkeiten. Es gibt sie als Gummibärchen oder als Bonbons in kindgerechten Formen wie Dinos und Autos.
Das Problem an den Produkten: Die Aussagen der Hersteller, inwiefern ein Produkt tatsächlich die Wirkung auslöst, sind nicht bewiesen. Außerdem sind sie häufig überdosiert, das hat ein aktueller Test der Stiftung Warentest ergeben.
Produkte häufig zu hoch dosiert
Stiftung Warentest hat 18 verschiedene Produkte unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse bewertet Gesundheitsredakteurin Heike Dierbach von Stiftung Warentest als „relativ verheerend“. Nur ein einziges Mittel war ohne Mängel. „Bei 15 Produkten waren die wissenschaftlich empfohlenen Tagesmengen für Kinder für Vitamine und Mineralstoffe überschritten“, erläutert Heike Dierbach die Ergebnisse. “Und von fünf Produkten raten wir stark ab: Bei vier Produkten wird der Vitamin A- Gehalt deutlich überschritten, also teilweise ist doppelt so viel Vitamin A enthalten, wie das Bundesinstitut für Risikobewertung für Erwachsene empfiehlt. Das fünfte Produkt enthält Kupfer. Kupfer sollen Kinder aber gar nicht zusätzlich einnehmen.“
Testergebnisse verheerend schlecht
Auch Kinderärzte raten Eltern davon ab, Nahrungsergänzungsmittel ohne Anlass zu verabreichen. Dr. Benedikt Brixius, Sprecher der Kinderärzte im Saarland verweist auf Komplikationen, die entstehen können: „Es gibt eben auch sogenannte Hypervitaminosen, also eine Überdosierung dieser Vitamine und Spurenelemente. Das sind manchmal banale Sachen, wie Magen-Darm-Verstimmungen.“ Aber so eine Überdosierung kann auch gefährliche Auswirkungen haben. „Vitamin C oder Vitamin D in der zu hohen Dosierung kann zu Kalkeinlagerungen in Herz oder Niere führen und bleibende Schäden verursachen.“
Lieber von Ergänzungsmitteln absehen
Statt solcher Mittel zu geben, sollten Eltern ihre Kinder lieber draußen spielen lassen. Durch Tageslicht kann der Körper selber Vitamin D produzieren. Und man sollte den Kindern immer wieder nährstoffreiche Kost anbieten. Irgendwann ist sicher etwas Gesundes dabei, das sogar den Kleinen schmeckt.
"Gut zu wissen" - immer mittwochs in "SR 3 am Vormittag" auf SR 3 Saarlandwelle.