Smartkraftwerk in Brebach (Foto: SR)

Aus Abwasser wird Heizwärme

Yvonne Schleinhege   17.02.2017 | 12:21 Uhr

Der Entsorgungsverband Saar (EVS) beschreitet neue Wege. Vom Müllsammler und Abwasserreiniger zum Rohstoffnutzer und Ressourcenverwalter, so das Konzept. Erste Tests zur Heizwärmegewinnung aus Kläranlagen laufen bereits mit Erfolg.

Bis 1000 Liter Abwasser pro Sekunde fließen in die Kläranlage in Saarbrücken-Brebach. Das Abwasser von rund 130.000 Haushalten wird hier gereinigt und aufbereitet.

Als stinkende braune Brühe kommt das Wasser in die Anlage. Eigentlich nutzlos, so der erste Gedanke, doch das Abwasser ist das ganze Jahr über mit einer Temperatur zwischen 10 und 20 Grad recht warm. Und genau das will der Entsorgungsverband Saar jetzt nutzen und daraus Wärme gewinnen.

Versuchsanlagen in Brebach und Merzig

Das Prinzip sei das Gleiche wie bei einer Geothermieheizung, sagt EVS-Geschäftsführer Georg Jungmann. Über einen Wärmetauscher wird die Wärme sozusagen aus dem Abwasser gezogen und aufbereitet. Als Fernwärme könnte sie dann den Saarländern zur Verfügung gestellt werden. Würde der Entsorgungsverband das Potenzial des Abwassers in Brebach voll ausschöpfen, könnte er bis zu 1500 Haushalte damit beheizen.

Derzeit laufen die ersten Tests. "Wir haben Versuchsanlagen in Brebach und auch in Merzig laufen - mit gutem Erfolg", sagt EVS –Geschäftsführer Jungmann. Und derzeit gebe es Überlegungen, das Ganze noch auszubauen, um noch mehr an Energie zu gewinnen. Kläranlagen im Land gibt es ja reichlich.

Das Ziel: Stabilität bei den Gebühren

Nicht nur mit diesem Projekt versucht der EVS den Wechsel, weg vom Müllsammler und Verwerter zu einem Rohstoffnutzer und Ressourcenverwalter. Das Ziel: Die Müll- und Abwassergebühren stabil zu halten. "Wir stellen jetzt einen Energiemanager ein, der nichts anderes macht als herauszufinden, wo haben wir noch Möglichkeiten, Energien zu gewinnen, die wir dann umwandeln und dann anschließend dem Gebührenzahler zurückgeben können."

Strom-Kooperation mit der VSE

Ein neuer Schritt in dieser Strategie ist auch die Kooperation mit dem Energieversorger VSE. Dort ist man auf der Suche nach alternativen Stromquellen, nämlich dann wenn die Sonne nicht scheint oder kein Wind bläst. Um gefährliche Stromschwankungen im Netz zu verhindern, greift die VSE auf kleine Anlagen zurück (wie etwa Notstromaggregate) und bündelt diese in einem virtuellen Kraftwerk.

Auch die Kläranlagen im Land haben solche Notstromaggregate, auf die die VSE nun zugreifen kann. "Wir haben einen Vertrag mit dem EVS geschlossen, dass wir diese Notstromaggregate für den Fall, dass die Sonne mal nicht scheint oder der Wind nicht weht, zur Verfügung gestellt bekommen und in diesem Regelenergiemarkt verkaufen können", sagt VSE-Vorstand Hanno Dornseifer. Der Fall werde vermutlich nur relativ selten eintreten. "Der eigentliche Deal dahinter ist, dass wir die Zurverfügungstellung schon im deutschen Strommarkt vergütet bekommen."

Die VSE zahlt dem Entsorgungsverband dafür rund 300.000 Euro im Jahr. Geld, dass der EVS zur Refinanzierung der Müll- und Abwassergebühren verwenden will.

Ein Beitrag in der Sendung "Region am Mittag" am 17.02.2017.

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