Der Eingang zum botanischen Garten (Foto: SR/Pasquale D'Angiolillo)

Man kann die Pflanzen nicht einfach kaufen

Renate Wanninger   28.01.2016 | 14:04 Uhr

Das Land muss sparen - und dem soll auch der Botanische Garten in Saarbrücken zum Opfer fallen, da er für Forschung und Lehre sowieso nicht mehr relevant sei. Dem widerspricht Prof. Dr. Dierk Wanke, der an der Uni Saarbrücken Pflanzenbiologie lehrt. Die Schließung des Gartens würde schlussendlich den Studienstandort Biologie in Saarbrücken deutlich schwächen.

Im April soll der Botanische Garten geschlossen werden. Auch das Land will keine zusätzlichen Mittel für die Erhaltung des Botanischen Gartens zur Verfügung stellen. Das haben die Regierungsfraktionen von CDU und SPD im Landtag so beschlossen. Zur Begründung hieß es, der Botanische Garten habe an der Universität keine Funktion mehr für Forschung und Lehre. Dem widerspricht Prof. Dr. Dierk Wanke, der an der Uni Saarbrücken Pflanzenbiologie lehrt. Er arbeite mit seinen Studierenden sehr wohl im Botanischen Garten oder in Praxisräumen mit Pflanzen aus eben diesem Botanischen Garten.  

Die Pflanzen einfach kaufen geht nicht

Mit den Pflanzen im Botanischen Garten hat der Professor die Möglichkeit, den Studenten hautnah zu zeigen, was er in der Theorie über die Genetik gelehrt hat. Und das kommt auch bei den Studenten sehr gut an, da sich so das theoretische Wissen besser veranschaulichen lässt. So standen beispielsweise jetzt im Januar im Praktikumsgebäude Tomatenpflanzen, deren Blüten untersucht werden sollten. Das wäre ohnen Botanischen Garten nicht möglich gewesen, denn man kann diese Pflanzen außerhalb der Saison nirgendwo kaufen.

Schlechtere Ausbildung in der Pflanzenwissenschaft

Für Prof. Dierk Wanke ist es deshalb sehr verwunderlich, dass Politiker von CDU und SPD im Landtag gesagt haben, der Botanische Garten habe keine Funktion mehr für Forschung und Lehre an der Uni. Ohne die Pflanzenwissenschaft, also ohne Botanik und die Lehre von Pflanzen sei ein Bachelor-Studium in Deutschland nicht möglich und man müsste das Biologiestudium an der Uni Saarbrücken dann einstellen. "Im schlimmsten Fall, wenn die Botanik wirklich wegfiele, müsste man das Biologiestudium einstellen", denn die Studierenden hier hätten dann mit ihren hier erworbenen Kenntnissen keine Möglichkeit mehr, an anderen Universitäten in Pflanzenwissenschaften weiter zu machen.

Aber dass der Garten geschlossen werden soll, heißt natürlich nicht, dass die Botanik überhaupt nicht mehr gelehrt werden kann. Allerding nur noch unter erschwerten Bedingungen. "Ohne Botanischen Garten fehlen uns etwa 30 Quadratmeter Anbaufläche nur für die Pflanzen, die wir für die Lehre brauchen, für die Bachelor-Ausbildung", sagt Prof. Wanke. Wenn diese 30 Quadratmeter Anbaufläche wegfielen, dann reiche die restliche Fläche, die dann noch zur Verfügung stehe, für die Anzuchtmöglichkeiten nicht mehr aus. Diese Anzuchtfläche ist zum Beispiel notwendig für das Studium des pflanzlichen Wurzelwerks. Und dieses Wurzelwerk kann man nicht so, wie die Studierenden sie für ihre Untersuchungen benötigen, einfach ausgraben.

Noch viele Fragen offen

Ein Dilemma vor dem der Professor und die Studierenden stehen. Außerdem ist immer noch nicht geklärt, was mit den vielen Pflanzen passieren soll. Sie stehen zum Teil unter Artenschutz, man darf sie nicht einfach vertrocknen lassen. Privatpersonen können sie nicht übernehmen, andere Botanische Gärten wollen es aus Solidaritätsgründen nicht. Zudem gibt es im Botanischen Garten zum Beispiel Pflanzen, für die es einer besonderen Standort-Genehmigung bedarf. Also eine Menge ungelöster Probleme rund um die Schließung des Botanischen Gartens.

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