Atomkraftwerk  (Foto: picture alliance / dpa / Rene Ruprecht)

Christian von Hirschhausen: „Die Kapazitäten reichen aus"

Interview mit Christian von Hirschhausen/ Onlinefassung: Elena Jörger   04.01.2022 | 11:37 Uhr

Zum Jahreswechsel wurden die drei Kernkraftwerke Brokdorf, Grohnde und Grundremmingen abgeschaltet. Ende Dezember 2022 sollen dann die letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland folgen. Doch wie sieht es dann mit der Stromversorgung aus? Wirtschaftswissenschaftler und Energieexperten Professor Christian von Hirschhausen von der TU Berlin sagt: „Die Kapazitäten reichen aus und wir werden eine sichere Stromversorgung haben - auch in Winterzeiten.“

"Wenn Sie sich die Energieversorgung der letzten Tage angeschaut haben werden Sie gar nicht gemerkt haben, dass wir drei Kernkraftwerke weniger haben", sagt Hirschhausen.

Für die Energieversorgung werde es jetzt zunächst einen Energiemix aus erneuerbaren und kurzfristig Kohle- und Erdgas-produziertem Strom geben, in den 30er Jahren werde die Versorung dann ausschließlich aus erneuerbaren Energien möglich sein. Maßgeblich sind hierbei jedoch die Erneuerung und Investitionen in moderne und effiziente Kraftwerke.

Strompreise

Die Strompreise seien mit der Abschaltung der Kernkraftwerken nicht direkt verbunden, sagt Hirschhausen. "Wir haben sogar beobachtet, dass in der Silvesternacht, nach der Abschaltung der drei Kernkraftwerke, die Strompreise erstmals seit vielen Monaten wieder negativ waren, das heißt, dass der Strom quasi gar nichts wert war.“ Und zu Beginn der Woche gebe es wieder normale, zweistellige Preise. "Und ich gehe davon aus, dass sich das in den nächsten Wochen und Monten stabilisieren wird." Und nicht nur das. Der Umstieg auf die erneuerbaren Energien werde schlussendlich die Energiekosten dauerhaft senken, denn Kernenergie sei nicht nur eine Hochrisiko-Technologie, sondern auch "die mit Abstand teuerste."


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Das Atomkraftwerk in Cattenom. (Foto: picture alliance / dpa | Christophe Karaba)

 

Atomkraft als „grüne“ Energie eingestuft

Nach der schwerwiegenden Kritik am Atomstrom und dem abgeschlossenen Stilllegen der Kraftwerke kommt es jetzt zu einem unerwarteten Beschluss der EU-Kommission. Atomenergie bekommt ab sofort das grüne Ökosiegel und wird als nachhaltige Energietechnologie eingestuft. Zudem werden Investitionen in die Atomenergie, die bis 2045 in einem EU-Mitgliedsland genehmigt werden, als grüne Projekte gelten. Den entsprechenden Entwurf legte die Kommission von Präsidentin Ursula von der Leyen ebenfalls in der Silvesternacht vor.

Ein Thema in "Guten Morgen" am 04.01.2022 auf SR 3 Saarlandwelle

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