Ortsschild Hasborn (Foto: SR)

Digitale Dorfgespräche

Markus Person   11.06.2021 | 13:48 Uhr

2015 war Start für ein Projekt des Fraunhofer Instituts in Kaiserslautern 2015: „Digitale Dörfer“ heißt es - und einige speziell ausgewählte Dörfer in Rheinland-Pfalz begaben sich da in Richtung Zukunft. Inzwischen läuft das Ganze längst bundesweit - knapp 200 ländliche Gebiete und Gemeinden sind mit dabei - im Saarland der Landkreis St.Wendel. Was das Projekt den Leuten vor Ort an erstaunlichen Vorteilen bringt, das hat SR 3-Reporter Markus Person erfahre

Thomas aus Güdesweiler sucht eine neue Scheibe für sein Gewächshaus, Anne aus Namborn hat Erdaushub zu verschenken und in Oberthal ist bald digitale Sprechstunde zum Thema Vergütung im Verein. All diese Anzeigen kann man sehen, wenn man die Handy-App „Dorffunk“ benutzt. Zwar kann sie jeder runterladen - gedacht ist sie momentan aber für die Bewohner von Gemeinden, die am Projekt „Digitale Dörfer“ teilnehmen.

Was sonst beim Friseur besprochen wird

Das Fraunhofer Institut Kaiserslautern startete das Projekt mit dem Ziel, mit digitalen Lösungen das Dorfleben zu vereinfachen. Das traf offenbar auch den Nerv, sagt Steffen Hess vom Fraunhofer Institut.

"Wir wünschen uns gerne auch ne Dorfapp, womit wir uns auch austauschen können. Wo man mitkriegt, was sonst beim Friseur besprochen wird, wenn man tagsüber auf der Arbeit ist.“ So entstand die App „DORF-FUNK“ - ein lokales soziales Netzwerks, dass neben Kommunikationskanal auch Digitales schwarzes Brett und Tauschbörse ist.

Dorf hält zusammen

Aber: "Im Gegensatz zu existierenden sozialen Netzwerk habe ich nicht meinen klassischen Freundeskreis weltweit, sondern ich habe das Dorf oder die Gemeinde als Einheit und das ist meine soziale Gruppe in der der Austausch stattfindet“, betont Hess. Im Landkreis St. Wendel war Hasborn-Dautweiler Pilotgemeinde. Dort hat sich etwa die Hälfte der rund 2600 Einwohner die App aufs Handy geladen, Im ganzen Landkreis sind mittlerweile über 40 Orte und Ortsteile dabei.

„Die App wird dazu genutzt zu sagen: Was macht der Verein für Veranstaltungen? Was hat der Ortsvorsteher zu erzählen? Was gibt es in der Gemeinde aktuelles? Was hat man Amtliches zu vermelden? Aber auch: Was interessiert den Bürger? Wie ist das Wetter heute? Wann ist das nächste Fußballspiel?“ sagt Tina Noack, Leiterin der Koordierungsstelle Ehrenamt im Landkreis, die das Projekt mitbetreut.

Austausch der Ortsvorsteher

Und Norbert Schwab, Ehrenamtler und dafür zuständig, die App bei den Ortsvorstehern und Bürgern bekannt zu machen, ergänzt: Die Angebote der App reichen von Infos in allen Bereichen, "bis hin zum kleinen Plausch innerhalb dieser App wo man wirklich auch eine Kommunikation mit mehreren Bürgern, mit mehreren Nutzern aufbauen kann innerhalb eben dieser Funkkanäle die die App bietet.“

Wegen der App gibt es im Landkreis St. Wendel jetzt nicht  nur die Nachbarschaftshilfe von Zaun-zu-Zaun - sondern auch von Smartphone zu Smartphone. „Der Nachbar braucht irgendwas, stellt das dann über die App ein. Und die Erfahrung zeigt, dass dann sehr schnell aus dem Umkreis antworten da sind: Ich hab das, ich hab das, ich kann dich da unterstützen. Und dafür ist die App ja auch gedacht, dass man einfach hier diese Unterstützung innerhalb des Dorfes wirklich fördert“.

6000 Bürger dabei

Die Bereitschaft zur Vernetzung ist groß: Mittleweile sind 6000 Bürger im Landkreis beim „Dorffunk“ dabei. Das ehrgeizige Ziel: Möglichst schnell alle St.Wendeler Gemeinden mit ihren Ortsteilen zu vernetzen - und bis Jahresende die Marke von 20.000 Nutzern zu knacken.

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