Symbolbild: Nostalgie, Musik (Foto: Pixabay.com)

Retromania - Warum diese Liebe zur Vergangenheit?

ARD-Themenwoche "#WIE LEBEN - Bleibt alles anders"

mit Informationen von Eva Lippold   18.11.2020 | 11:22 Uhr

Retro, Vintage, shabby-look: Was steckt hinter dem Reiz zur Nostalgie? Was bringt viele bei Langplattenspielen, Petty Coats und Nierentischchen zum Schwärmen? Wieso lieben wir altes Zeug so sehr? Und ist die Sehnsucht nach dem Gestern nicht rückwärtsgewandt und wenig zukunftsweisend? Warum haben wir stattdessen keine Sehnsucht nach Zukunft?

ARD-Themenwoche "#WIE LEBEN": Retromania - Warum diese Liebe zur Vergangenheit?
Audio [SR 3, Eva Lippold, 18.11.2020, Länge: 03:14 Min.]
ARD-Themenwoche "#WIE LEBEN": Retromania - Warum diese Liebe zur Vergangenheit?

Ob Vintage-Mode, Oldtimer, Bauhaus-Möbel - besonders in den Nullerjahren gab’s ein Revival nach dem anderen. Kulturwissenschaftler riefen schon ein "Zeitalter der Nostalgie" aus. Dabei ist Nostalgie nichts Neues, sondern ein Gefühl, das allen Menschen seit jeher innewohnt, sagt der Psychologe Julius Frankenbach: „Wir wissen mittlerweile auch, dass Nostalgie ein universelles Gefühl ist, das in allen Altersgruppen und vielen Kulturen ähnlich häufig und ähnlich ausgeprägt erlebt wird.“

Ein bittersüßes Gefühl

Diese Nostalgie ist obendrein ein schwer zu beschreibendes Gefühl. Denn sie ist ambivalent, irgendwo zwischen Schmerz und Glück angesiedelt. Sie sei sozusagen „bittersüß“ und sei sowohl mit positiven Erinnerungen als auch einem Verlustgefühl, der Sehnsucht nach einer Vergangenheit verknüpft, so Frankenbach.

Und Nostalgie ist für manche sogar eine Existenzfrage – wie zum Beispiel für Sarah Hofmann, Betreiberin des Second-Hand-Ladens „TABULA ROSA“ im Nauwieser Viertel. Sie sagt, ohne Nostalgie könne sie ihren Job gar nicht machen. Für sie ist Nostalgie außerdem in erster Linie ein schönes Gefühl, etwas das schöne Erinnerungen wecke.

Geborgenheit in unsicheren Zeiten

Häufig sind es Dinge, die unsere Sinne ansprechen, die uns nostalgisch werden lassen: ein Geruch, eine Melodie, ein Gegenstand. Aber es gelte auch: je unsicherer die Zeiten, desto nostalgischer werden wir, sagt der Psychologe Julias Frankenbach. Aber ist es überhaupt gut, in der Vergangenheit zu schwelgen? Ist das bittersüße Gefühl nicht rückwärtsgewandt? Ausdruck dafür, in der Vergangenheit stehen geblieben zu sein? Dem widerspricht der Psychologe.

Die Auswirkung von Nostalgie auf unser Wohlbefinden hat erforscht. Er sagt: Nostalgie könne sogar glücklich machen und einem dabei helfen, die Zukunft zu bewältigen. Sie schaffe ein Gefühl von Sicherheit, Geborgenheit und Kontinuität. Und was spricht eigentlich dagegen, sich nach der Zukunft zu sehnen? „Vielleicht, weil wir über die Vergangenheit mehr Kontrolle haben, als über die Zukunft“, vermutet Julius Frankenbach.

Auch ein Thema in der "Region am Nachmittag" am 18.11.2020 auf SR 3 Saarlandwelle.

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