Ein Pfleger schiebt in einem Heim eine Bewohnerin mit einem Rollstuhl.  (Foto: picture alliance/dpa | Tom Weller)

Heimbewohner im Saarland müssen erneut mehr zahlen

  18.07.2023 | 11:06 Uhr

Die Unterbringung in einem Pflegeheim im Saarland ist wieder deutlich teurer geworden. Pflegebedürftige müssen nun rund 360 Euro mehr zahlen als im Juli 2022. Mit mehr als 2800 Euro pro Monat Eigenanteil liegt das Saarland deutlich über dem Bundesschnitt.

Bereits im Juli vergangenen Jahres waren die Kosten für die Unterbringung von Pflegebedürftigen in Heimen gestiegen. Die Bewohner mussten – trotz neuer Zuschläge – 318 Euro mehr pro Monat aus eigener Tasche zahlen.

Und auch zum Stichtag am 1. Januar dieses Jahres wurde die Unterbringung in Pflegeheimen für die Pflegebedürftigen und ihre Familien wieder teurer. Der Eigenanteil betrug zu dem Zeitpunkt 2782 Euro monatlich.

Zuschläge vom Bund "verpuffen"

Innerhalb des letzten halben Jahres ist die Pflege im Heim nun noch einmal teurer geworden. Und das trotz der 2022 eingeführten Entlastungszuschläge. Das ergab eine Auswertung des Verbands der Ersatzkassen (VDEK).

Im ersten Jahr der Unterbringung werden im Saarland demnach 2841 Euro fällig. Das sind im Vergleich zum Stichtag im Vorjahr 358 Euro mehr. Ohne den Abzug des Entlastungszuschlags vom Bund, der im ersten Unterbringungsjahr fünf Prozent beträgt, läge er sogar bei 2908 Euro. Die Landesvertretung des Saarlandes des VDEK äußerte Kritik an der Erhöhung.

"Die Eigenanteile von Pflegebedürftigen in der stationären Pflege sind deutlich zu hoch. Die Zuschläge der Pflegekassen zu den Eigenanteilen, die seit Januar 2022 gezahlt werden, verpuffen derzeit nahezu komplett", so Martin Schneider Leiter des VDEK Saarland.

Umfassende Reform der Pflegeversicherung gefordert

Der durchschnittliche Eigenanteil mit Zuschlägen habe für Pflegebedürftige, die bis zu zwei Jahre im Pflegeheim sind, bereits das Niveau vor der Einführung der Zuschüsse deutlich überschritten. Auch die geplante Erhöhung der Zuschüsse zum 1. Januar 2024 wird aus Sicht des VDEK nicht die Wende bringen, sie werde "voraussichtlich durch die steigenden Kosten in allen Bereichen kompensiert", so Schneider.

"Wir sehen diese Entwicklung weiterhin mit Sorge. Sie bringt viele Pflegebedürftige an die Grenze ihrer finanziellen Belastbarkeit", ergänzte Schneider. Der Verband fordere deshalb eine umfassende Strukturreform in der Pflegeversicherung.

Aber auch die Bundesländer stünden in der Verantwortung. Sie müssten endlich die Investitionskosten für die Pflegeeinrichtungen übernehmen. Das würde Saarländer um durchschnittlich 517 Euro pro Monat entlasten.

Saarland am zweitteuersten

Die Kosten unterscheiden sich regional stark. Während Heimbewohner in Sachsen-Anhalt monatlich 1994 Euro zuzahlen müssen, liegt die Eigenleistung in Baden-Württemberg bei 2913 Euro.

Laut der Daten des VDEK ergibt sich ein bundesweiter Durchschnitt von 2548 Euro. Das Saarland ist nach den Angaben des Verbands mit 2841 Euro Eigenanteil aktuell das zweitteuerste Bundesland im Ländervergleich.

Steigende Löhne - steigender Eigenanteil

Grund für die gestiegenen Kosten sind vor allem steigende Löhne für das Pflegepersonal, so der Verband der Ersatzkassen. Denn seit September 2022 müssen Pflegeheime und ambulante Pflegedienste ihre Mitarbeitenden nach Tarif bezahlen.

Dass die Kosten für die Pflege ansteigen werden, davor hatte der Sozialverband des Saarlandes VdK bereits im vergangenen Jahres gewarnt. Allerdings sind auch Unterkunft und Verpflegung, die ebenfalls im Eigenanteil enthalten sind, teurer geworden. Im Saarland stiegen diese um mehr als 100 Euro von 946 auf 1055 Euro.

Entlastungszuschläge sollen 2024 erhöht werden

Der Anteil, den Heimbewohner und deren Angehörige stemmen müssen, sinkt mit der Dauer des Aufenthalts - dafür sorgen die Entlastungszuschläge. Diese werden allerdings nur auf den Pflegeanteil der Kosten gerechnet - Unterbringung, Verpflegung und Investitionsaufwendungen werden dadurch nicht geringer.

Durch die Zuschläge sinken die Kosten (für die Pflege) im ersten Jahr um fünf Prozent. Im zweiten Jahr wird es durch die Zuschläge um 25 Prozent günstiger, im dritten 45 und ab dem vierten 70 Prozent. Das bedeutet bei dem höchstmöglichen Zuschlag für Saarländer Kosten von 1973 Euro monatlich, im Juli 2022 waren es noch 1785 Euro.

Diese Entlastungen sollen, gemäß einer Reform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), ab Januar 2024 erhöht werden. Geplant sind 15 statt bisher fünf Prozent im ersten, im zweiten Jahr um 30 Prozent, im dritten um 50 Prozent, ab dem vierten Jahr um 75 Prozent.

Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 18.07.2023 berichtet.


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