Immer mehr Sportwettsüchtige im Saarland

Immer mehr Sportwettsüchtige im Saarland

im Gespräch: Johannes Sinnwell, Landesfachstelle Glücksspielsucht im Saarland

Moderation: Kerstin Gallmeyer   25.09.2024 | 15:59 Uhr

Im Saarland gibt es derzeit etwa 15.000 Menschen, die Glücksspiel im riskanten Ausmaß praktizieren oder bereits eine Sucht entwickelt haben. Darauf macht die Landesfachstelle Glücksspielsucht aufmerksam. Anlass ist der bundesweite Aktionstag Glücksspielsucht. Besonderes Augenmerk liege derzeit auf den Sportwetten.

Der Glücksspielsüchtige, der in einer Spielhalle den einarmigen Banditen bedient, ist heute nur einer von vielen. Der Markt sei sehr viel breiter geworden, sagt Johannes Sinnwell von der Landesfachstelle Glücksspielsucht im Saarland im Gespräch mit dem SR.

Ausufernde Sportwettenwerbung

Black Jack, Roulette, Poker, Automaten- und Casinospiele gebe es inzwischen On- wie Offline. In den vergangenen Jahren beobachte man in den Suchtberatungsstellen eine Zunahme der Sportwettensüchtigen, sagt Sinnwell.

Als einen Grund nennt Sinnwell eine "ausufernde Sportwettenwerbung". Sie sei flächendeckend präsent, im Fernsehen, Internet und auch in Stadien. Fußballvereine würden gesponsert von Sportwettanbietern. Teilweise würden Fußballsendungen im Fernsehen von Sportwettanbietern präsentiert, so dass Sport und Sportwetten zusammen gesehen würden. Das sei sehr bedenklich.

Video [aktueller bericht, 25.09.2024, Länge: 3:18 Min.]
Einblicke in die Glücksspielsucht – ein Betroffener und seine Geschichte

Junge Sportfans besonders gefährdet

Besonders gefährdet seien vor allem junge Sportfans, die sich bis zu einem gewissen Maß im Sportmarkt auskennen, auch aktive Sportler und Sportlerinnen. Damit werde auch geworben: „Mach dein Sportwissen zu Geld“.  

Online seien Sportwetten mittlerweile legalisiert. Anbieter mit einer Lizenz in Deutschland müssten sich an den Kinder- und Jugendschutz halten. Aber der große Markt der nicht zugelassenen Sportwettenanbieter sei auch weiterhin online verfügbar.

Sportwettenwerbung beschränken

Verschwinden werde das Problem der Sportwetten nicht, so Sinnwell, es werde tendenziell sogar noch wachsen, falls nichts dagegen unternommen wird. Ihm gehe es nicht um ein generelles Verbot, sondern darum, eine größtmögliche Beschränkung der Sportwettenwerbung durchzusetzen.

Seine Forderung: Es solle nicht weiter der Eindruck vermittelt werden, Sport und Sportwetten gehörten quasi natürlicherweise zusammen. Das müsse ähnlich wie bei Tabak gehandhabt werden. "Da gibt es auch strenge Beschränkungen bei der Werbung." Sinnwells Credo: „Sportwetten brauchen zwar den Sport, aber der Sport braucht nicht die Sportwetten.“

Weitere Informationen

Auf der Seite der Landesfachstelle Glücksspielsucht im Saarland gluecksspielsucht-saar.de gibt es eine Übersicht über die Beratungsstellen im Saarland. An sie können sich sowohl Betroffene als auch Angehörige von Glücksspielsüchtigen werden.

Ein Thema in der "Region am Nachmittag" am 25.09.2024 auf SR 3 Saarlandwelle.

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