"Herzog Blaubarts Burg" feierte Premiere
Das saarländische Staatstheater hat aus der Oper "Herzog Blaubarts Burg" von dem ungarischen Komponisten Béla Bartók eine Tanz-Oper geschaffen. Der Choreograph Demis Volpi, wollte darin Tanz, Musik und Gesang verschmelzen lassen. Ob das gelungen ist? SR-Reporterin Barbara Grech war am Samstag bei der Premiere dabei.
Warum - zur Hölle - folgt Judith diesem mysteriös-dunklen Herzog Blaubart auf seine noch viel finsterere Burg? Die kalt und feucht ist und obendrein auch noch jede Menge verschlossener Kammern beherbergt, in denen mehr oder minder schreckliches zu finden ist? Nun diese Antwort gibt es an diesem Opernabend nicht, dafür großzügige Einblicke in die Abgründe der menschlichen Seele.
Zwischen Krabat und der Schneekönigin
Herzog Blaubart jedenfalls sitzt in der Inszenierung von Demis Volpi an seinem Schreibtisch und bastelt an seiner Miniatur-Burg herum, derweil Judith ihn zwingt Kammer für Kammer zu öffnen, um die Vergangenheit, das Trauma, die Gräueltaten dort aufzufinden. Und natürlich ist die Burg nur eine Metapher für die Seele, die Psyche des Herzog Blaubart. Ein Psychodrama also, dass Volpi irgendwo zwischen Otfried Preußlers Krabat und Hans Christian Andersens Schneekönigin angesiedelt hat.
Statt der Kammer des Grauens auf der Bühne, übernehmen Tänzerinnen und Tänzer sozusagen das symbolistische Ambiente und tanzen das Grauen auf die Bühne. Ein interessantes Konzept, das auch zu Teilen aufgeht, aber auf lange Sicht sich dann doch in expressionistische, gefühlsüberladene Figuren entlädt, die sich oftmals wiederholen. Da hätte man mehr erwartet vom designierten Nachfolger des berühmten John Neumeier am Hamburger Ballett. Musikalisch jedoch war der Abend stimmig und rund.
Noch mehr Tanz
Und weil diese Kammeroper nach gut einer Stunde zu Ende ist, gab es, nach der Pause, noch ein Tanzstück von Stijn Celis zur von Arnulf Herrmann komponierten Musik "Hard boiled variations" - ob man jetzt hard-boiled mit hargekocht, abgebrüht oder hart gesotten übersetzt - auf jeden Fall das krasse Gegenteil an Tanztheater zum emotional überladenen Herzog Blaubart. Abstrakte Musik trifft auf abstrakte Tanzfiguren auf der Bühne.
Und das war beeindruckend, wie Stijn Celis die Musikvariationen aufgreift, in einem dezenten Bühnenbild das einer Mischung aus Wüste oder Eislandschaft unter fahlem Mondlicht darstellt und mit farblich abgestimmten Kostümen der Tänzer visuelle Räume schafft. Musik umgesetzt in einen sehr stimmigen, eleganten und trotzdem zeitgenössischen, ja man möchte fast schon sagen: coolen Tanzabend.
Das war Klasse und überraschend. Da kann man mal sehen: wegen Herzog Blaubart ins Theater gegangen und von hard boiled variations, dem Tanzabend von Stijn Celis dann überrascht und überzeugt worden. Das kann Theater.
Ein Beitrag aus der Sendung "Region am Sonntag" am 29.10.2023 auf SR 3 Saarlandwelle.