Szene aus dem Stück "Terror" in der Alten Feuerwache (Foto: SR)

Schauspiel-Premiere in der Alten Feuerwache

Roswitha Böhm / Onlinefassung: Corinna Kern   06.11.2022 | 12:00 Uhr

In der Alten Feuerwache feierte Ferdinand von Schirrachs „Terror“ Premiere. Das Schauspiel, von 2015, bezieht dabei das Publikum stark mit ein. Es geht um ein moralisches Dilemma eines fiktiv-konstruierten Falls, in dem das Publikum als Schöffen agiert und über den Ausgang des Falls entscheidet.

Darf eine kleine Zahl von Unschuldigen getötet werden, um eine größere Anzahl von Unschuldigen zu retten? Dieser Frage und dem damit verbundenen moralischen Dilemma geht Roman- und Bühnenautor Ferdinand von Schirach in "Terror" nach. Das Stück ist eines der meist gespielten Gegenwartsstücke im deutschsprachigen Raum und wurde bereits in elf Ländern auf fünf Kontinenten gezeigt.

Fiktiver Fall einer Flugzeugentführung

Die aufgeführte Gerichtsverhandlung beruht auf einem fiktiv-konstruierten Fall. 164 Menschen befinden sich an Bord eines Flugzeugs von Berlin-Tegel nach München. Die von Terroristen entführte Maschine nimmt Kurs auf die mit mehreren zehntausenden Menschen gefüllte Allianz Arena.

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Der Kampfjetpilot Lars Koch hat den Befehl, die entführte Maschine zu eskortieren. Er muss sich die Frage stellen, ob er die Passagiermaschine abschießen darf oder sogar soll, sollten die Entführer nicht einlenken.

Publikum als Schöffen der Verhandlung

Das Publikum agiert dabei als Schöffen der Gerichtsverhandlung und wird mit einem moralischen Dilemma konfrontiert: Müssen einige wenige sterben, um viele zu retten?

Im Stück beantwortet der Pilot diese Frage mit Ja und wird deshalb des Mordes angeklagt. Denn damit würde er gegen geltendes Recht verstoßen. So hat das Bundesverfassungsgericht geurteilt, dass die Tötung von Zivilisten zur Verhinderung eines Terroranschlags nicht mit dem Grundgesetz vereinbar sei.

Zuschauer entscheiden

Das Schauspiel wirke dabei eher kurzweilig für das Publikum, da es als Schöffen und damit Teil des Stücks permanent aufmerksam sein müsse. Dabei könne schnell vergessen werden, dass man im Theater und nicht im Gerichtssaal sitzt.

Dieser Effekt würde dabei durch die nüchterne Inszenierung und das schlichte Bühnenbild verstärkt. Kleinste Veränderungen in der Mimik der Darsteller und Darstellerinnen würden durch Kameras sichtbar werden, die vor ihnen angebracht sind und die Aufnahmen auf zwei große Bildschirme projizieren.

In der realistischen und auf das Wesentliche konzentrierten Inszenierung von Jonas Knecht müsse das Publikum am Ende selbst urteilen, was für ihre Entscheidung ausschlaggebend sei: das eigene Gewissen, Sympathie und Mitleid oder die Prinzipien der Verfassung.

Video

Ein Thema in der Sendung "Region am Mittag" am 06.11.2022 auf SR 3 Saarlandwelle.

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