Frankfurter Buchmesse 2021 (Foto: dpa/Sebastian Gollnow)

Die Frankfurter Buchmesse 2021

  19.10.2021 | 12:50 Uhr

Sie ist die größte Buchmesse der Welt – die Frankfurter Buchmesse. Nach der Corona-Zwangspause haben dieses Jahr in einer Art Hybrid-Messe rund 2.000 Aussteller aus 80 Ländern ihre Bücher präsentiert. Mit dabei war auch einiges aus dem Saarland.

Interview

Auf der Frankfurter Buchmesse ist auch Stefan Wirtz vom saarländische Conte-Verlag. Im SR-Interview erzählt er, wie die Lage in seiner Branche zurzeit ist, warum die Buchmesse für die Verlage so wichtig ist, und das was der Conte-Verlag in Frankfurt präsentieren wird.


20. bis 24. Oktober 2021

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Die Frankfurter Buchmesse 2021
Alles Infos zum Programm und zur Buchmesse auf einen Blick.


Deutscher Buchpreis 2021

Die Schriftstellerin Antje Rávik Strubel hat den Deutschen Buchpreis 2021 für ihren Roman "Blaue Frau" gewonnen - für die "existenzielle Wucht und poetische Präzision", mit der Strubel das Innenleben einer vergewaltigten Frau beschreibt. Die Auszeichnung ist mit 25.000 Euro dotiert.


Literarisches aus dem Saarland

Auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse gibt es auch einiges aus dem Saarland zu entdecken - wie zum Beispiel „Schaumschwimmerin“ von Andreas Drescher und "Ritchie Girl" von Andreas Pflüger. Ulli Wagner stellt die Bücher und ihre Autoren vor.


Andreas Drescher
„Schaumschwimmerin“
Edition Abel
21.09.2021
HC, 212 Seiten
ISBN:9783982073514
Preis: 19,90 Euro

Zum Autor

Andreas Drescher ist Jahrgang 1962 und stammt aus Griesborn. Mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht sagt er manchmal, dass er schon als Baby vorhatte, Schriftsteller zu werden. Und so ganz verkehrt kann das auch nicht sein. Denn mit seinem Schreiben fiel er schon in der Schule auf. 

Der Autor Andreas Drescher (Foto: Martin Hoffmann)
Der Autor Andreas Drescher

"Gerhard Tänzer, der den neuen Text für für die Saarland-Hymne geschrieben hat, war damals Lehrer an einem Gymnasium. Ich hatte die ersten Gedichte in der Schülerzeitung der drei Saarlouiser Gymnasien veröffentlicht. Er las meine Sachen und nahm sie mit zum Schriftstellerverband, wo ich dann schon mit 16 in einem Band veröffentlicht wurde. "Giftgrün" hieß der." So landete Drescher quasi schon als Bub in der „Topicana“-Reihe, bevor er dann zum Studium der Germanistik, Politik und Philosophie nach Köln ging.

Andreas Drescher liebt Experimente, probiert im wahrsten Sinne des Wortes vieles aus mit seinem Schreiben, hat schon unzählige Projekte gemacht, oft mit anderen zusammen, meist war es eine Kombination und Kooperation von Wort und Musik. Die Verbindung liegt nahe, schließlich klingen Worte ja auch.

Nach 13 Jahren in Köln kam der Griesborner wieder zurück in Saarland. Das hat auch was mit "Dehemm" zu tun und mit dem Geheichnis. "Das ist so ein unübersetzbares Wort. Mein Geheichnis brauche ich aber ganz dringend."

Daheim machte Andreas Drescher weiter mit seinen Sprach- und Schreibexperimenten, zu Lyrik und Prosa kam ein neuer Schwerpunkt hinzu: die Verbindung zwischen Literatur und künstlicher Intelligenz. Dafür hat Andreas Drescher seinen virtuellen Gesprächspartner „MALDIX“ erschaffen. Zum realistischen Schreiben ist er aber erst gekommen, als seine Oma einen schweren Herzinfarkt hatte und ihm klargeworden ist: "Irgendwann wird es einen Tag geben, wo alle Geschichten deiner Oma für immer erzählt sein werden. Deswegen habe ich mich als Enkel zum Chronisten gemacht und angefangen, ihre Geschichten aufzuschreiben."

Zum Buch

So ist „Schaumschwimmerin“ entstanden. Und natürlich gibt es einen guten Grund dafür, dass das Buch genau so heißt: "Meine Oma hat mal zu mir gesagt, früher war ich so dick, da hättest du die Straße mit mir walzen können. Und jetzt, wenn deine Mama mich badet, schwimme ich auf dem Schaum oben."

Wie in der Realität ist es auch im Buch der Enkel, der die Geschichte der Oma erzählt. Und wie im Buch hatte auch Andreas Drescher eine sehr enge Beziehung zu seine Oma. Greta heißt sie, geboren 1910 als Tochter eines Kutschers. Nach dem Tod ihres Mannes 1990 gibt sie ihrem Enkel Michael Velten tiefe Einblicke in ihr Leben, es sprudelt quasi nur so aus ihr raus. Und das ist für Andreas Drescher die Basis für den Roman „Schaumschwimmerin“, der mitnimmt durchs gesamte 20. Jahrhundert, durch Armut und Sehnsucht, durch politische Turbulenzen, Abstimmungskampf, Evakuierung und Nachkriegsgeschichten.

Jeder und jede kann sich in diesem Buch wiederfinden, die Älteren mehr als die Jüngeren, aber auch die haben vielleicht einen Herzensmenschen in der Familie und auch um diese Bande geht es in „Schaumschwimmerin“

Die „Schaumschwimmerin“ ist Teil 2 des Velten-Grün-Zyklus. Dabei geht es um die Großmutter von Andreas Drescher. IN „Kohlenhund“ von 2018 steht der Großvater im Mittelpunkt. Inzwischen arbeitet Andreas Drescher an Band 3. Kürzlich hatte mit seiner „Schaumschwimmerin“ Premiere. Mucksmäuschenstill war es, egal, ob es um die alte, bettlägerige Greta ging oder um die junge Frau, die zu ihrem Liebsten nach Linz reiste, Freundschaften schloss und doch vor Heimweh fast verging, weil ihr das "Geheichnis" fehlte.

Am 31. Oktober um 11 Uhr liest Andreas Drescher aus „Schaumschwimmerin“ im Rathaus in Saarwellingen. Anmeldung ist erforderlich, es gilt 3G.


Andreas Pflüger:
"Ritchie Girl"

Suhrkamp Verlag
1. September 2021
HC, 464 Seiten
ISBN: 978-3518430279
Preis: 24, 00 Euro
Ebook: 20,99 Euro

"Ritchie Girl" von Andreas Pflüger ist ein zeitgeschichtlicher Roman, der die Leser in die Besatzungszeit der BRD durch US-Truppen führt; mitten hinein in den Kalten Krieg und die Aufarbeitung der NS-Zeit. Im Mittelpunkt der Erzählung steht dabei die amerikanische Besatzungsoffizierin Paula Bloom. Sie trifft auf Johann Kupfer, einen österreichischen Juden, der den Amerikanern seine Dienste anbietet. Er behauptet, der größte Spion des Zweiten Weltkriegs gewesen zu sein. Paula soll herausfinden, ob das die Wahrheit ist.

Zum Autor

Andreas Pflüger (Foto: Stefan Klüter)

"Also, wenn man mit fünf Monaten ins Saarland kommt und in Fechingen aufwächst,  dann ist man Saarländer.", sagt Andreas Pflüger im SR 3-Gespräch und hat mit allem Recht. 1957 erblickte er in Thüringen das Licht der Welt und er lebt auch schon Jahrzehnte in Berlin, aber das Saarland, das ist für ihn immer noch "dehemm. Schon ganz früh sei für ihn klar war gewesen, dass er Autor wird. Erste kleine Geschichte habe er im Verwandtenkreis für 50 Pfennig verkauft und so schon früh ein Gefühl dafür bekommen, dass man mit Schreiben Geld verdienen kann", sagt er mit einem Augenzwinkern.

Aber das mit dem Geldverdienen mit Literatur dauerte. Erst studierte Pflüger in Berlin Theologie, brach ab und fuhr jahrelang Taxi. Doch dann kam der Durchbruch und die Eltern zuhause in Fechingen hatten keine Ahnung davon, als ein Anruf von Götz George kam. Da war Pflüger schon lange ein bekannter und vor allem begehrter Drehbuchautor. Allein 27 Tatorte gehen auf sein Konto und auch einige Dokumentar- und Spielfilme. Dazwischen schrieb er einen Roman und das tut er seit rund fünf Jahren ausschließlich. Mit seinen Jenny-Aaron-Romanen gelang ihm dann auch der Durchbruch als Autor.

Wer Andreas Pflüger live erleben möchte: Am 23. Oktober tritt er im Rahmen der Frankfurter Buchmesse auf. Am 27. Oktober liest er aus "Ritchie Girl" in der Gebläsehalle in Neunkirchen. Beginn ist 20.00 Uhr, Einlass ab 19.00 Uhr. Es gelten die 3G-Regeln.

U.a. ein Thema in der "Region am Mittag" am 19.und 24.10.2021 auf SR 3 Saarlandwelle

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