Pokemon Go auf dem Handydisplay (Foto: Florian Possinger)

„Pokemon Go“

Michael Friemel  

Noch letzte Woche dachte ich – ich komm drumrum. Anfangs wusste ich überhaupt nicht, wovon die alle reden. Auch als meine Frau mir sagte, bei ihren Eltern stünde ein kleines Monster in der Küche, habe ich mir noch nix dabei gedacht...

Aber als dann plötzlich immer mehr Kollegen mit ihren Smartphones bei uns im SR 3 Studio auftauchten, um auch dort so ein kleines Monster zu fangen, wurde mir bewusst, dass da gerade etwas passiert, dem man selbst nur schwer entgehen kann.

Die Welt ist auf Pokémon-Jagd. Dank einer offensichtlich genialen Geschäftsidee füllen sich ansonsten leere Straßen mit Menschen, die mit ihrem Smartphone bewaffnet auf der Suche nach kleinen Zeichentrickwesen sind, die sich am Straßenrand, im Gebüsch, oder auf der benachbarten Kirchturmspitze befinden.

Und es ist nicht nur die Generation Pokémon, die sich in den 90ern zum ersten Mal von den kleinen Kuschelmonstern begeistern lies. Der Hype geht durch alle Altersklassen hindurch. 10-jährige sind genauso auf der Suche, wie der Tisch mit 60jährigen, die gestern im Restaurant hinter mir saßen. Einer der Herren triumphierte plötzlich, als er an seinem Steak nicht nur ein Zwiebelsößchen, sondern auch ein kleines, gelbes Pokémon-Sternchen fand.

In den USA wurde bei Spielen bereits eine Leiche entdeckt, im Holocaust-Museum in Washington wurde es verboten, und Nutzer berichten von Zusammenstößen aufs Smartphone starrender Menschen.

Wie die Icebucket-Challenge 2014 wird auch dieser Hype irgendwann vorbei sein. Aber es ist gut zu wissen, worum es geht, und was die da alle machen.

Seit ich das weiß, sehe ich die ungewohnt freundlichen Angebote unserer Kinder, heute das Gassigehen mit dem Hund zu übernehmen mit ganz anderen Augen.


Die Friemeleien im Podcast

Michael Friemels "Friemeleien"
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Die Friemeleien: Immer montags in der Sendung "Bunte Funkminuten" auf SR 3 Saarlandwelle.

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