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Richtiges Verhalten bei Gewitter

 

Mit den Temperaturen steigt auch die Gewittergefahr. Ob im Freien oder Zuhause - einige Dinge sollte man bei Blitz und Donner besser vermeiden. Wir haben einige Tipps zusammengestellt.

Duschen, Telefonieren, Fernsehen

In Gebäuden ohne Blitzschutzsystem an den Strom- und Versorgungsleitungen sollte man bei Gewitter auf Kontakt zu Metallleitungen, das Duschen und das Telefonieren mit einem Schnurapparat verzichten, rät der deutsche Feuerwehrverband. Auch den Fön und andere Geräte, die mit einem Kabel direkt am Stromnetz hängen, sollte man dann nicht in der Hand halten. Handys und Schnurlostelefone kann man dagegen bedenkenlos nutzen.

Auch in Neubauten gibt es aus Expertensicht keinen 100-prozentigen Schutz vor Blitzeinschlägen. Denn heute finde man eigentlich keine Gebäude ohne Metallleitungen mehr, so Prof. Dr. Marc Klemm von der HTW Saar. "Kupferrohre und Eisenrohre leiten den Strom, wenn er mal im Haus ist, sehr gut." Er verteilt sich wellenförmig im ganzen Haus und fließt möglicherweise schon durch die Leitungen, bevor er in die Erde abgeleitet wird.

Schutz für empfindliche Elektro-Geräte

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe empfiehlt, empfindliche Geräte vom Netz zu trennen oder einen Überspannungsschutz zu verwenden. Solche Zwischenstecker gibt es im Handel. Eine lohnende Investition. Denn gerade empfindliche Elektro-Anlagen können durch einen Blitzschlag auch in weiterer Entfernung kaputt gehen. Dieser Überspannungsschutz ist übrigens sogar empfehlenswert für Häuser mit Blitzableiter. Denn ein Blitzschlag ist immer mit enormen Stromstärken verbunden.

Schutz für Tiere

Haus- oder Nutztiere können durch Unwetter stark verängstigt werden. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe rät den Besitzern deshalb, zu versuchen, die Vierbeiner zu beruhigen. Zudem sollten sie darauf achten, dass die Tiere den geschützten Bereich nicht verlassen können.

Auch das Auto ist sicher

"Ein festes Gebäude ist der sicherste Platz bei einem Unwetter", steht für den Deutschen Feuerwehr Verband fest. Alternativ biete sich auch ein geschlossenes Kraftfahrzeug Schutz. Denn sein Metallgehäuse bildet einen sogenannten Faradayschen Käfig, der den Blitzstrom abhält. Allerdings ist das Auto bei einem Blitzschlag nur so lange unbedenklich, wie eine Berührung des Metalls von Innen ausgeschlossen ist. Zudem sollten Fenster und Schiebedächer geschlossen werden.

Trockene Gewitter und vorausgreifende Blitze

Vor einem Gewitter zu flüchten, wenn kein Auto oder Gebäude in der Nähe ist, ist schwierig. "Das durchschnittliche Gewitter ist mit etwa 50 Km/h unterwegs", sagt Prof. Klemm. Als Fußgänger oder Schwimmer hat man im Zweifel kaum eine Chance, dem Gewitter zu entkommen. Hinzu kommt, dass es "vorauseilende Blitze" gibt, deren Ausläufer schon mehrere hundert Meter vor der Gewitterfront einschlagen.

Trockene Gewitter sind besonders tückisch, denn sie kommen aus heiterem Himmel. Warnzeichen wie Donnergrummeln, Windböen und Regen bleiben wegen der geringen Luftfeuchtigkeit aus. Hinzu komme, dass trockene Gewitter oft von positiven Blitzen begleitet werden, erklärt Klemm. Diese können bis zu 200.000 Ampère erreichen. Zum Vergleich: Eine Steckdose ist mit 16 Ampère abgesichert.

Weitere Tipps für den Aufenthalt im Freien

Die gefährlichste Situation ist, wenn man sich allein auf freier Fläche, etwa einer großen Wiese oder im Wasser, befindet. Denn dann ist ein Mensch der höchste Punkt und ein Blitz sucht sich in der Regel immer den einfachsten Weg. Dr. Jörg Honerla, Physiker und Blitzexperte von der Universität Duisburg-Essen, rät in so einem Fall: „Man sollte versuchen, sich immer einen Graben oder eine Kuhle zu suchen, sich dort hinein zu hocken, die Füße aneinander zu halten, sich nicht mit den Händen abzustützen und so hingekauert hocken zu bleiben.“ Auf keinen Fall solle man sich flach auf den Boden legen. Denn im Falle eines Blitzschlags fließt der Strom dann durch den ganzen Körper.

Zudem sollte man sich nicht direkt unter einen großen Baum stellen. Dafür gibt es zwei Gründe: Erstens, die herumfliegenden Holzsplitter, falls der Baum getroffen wird und zweitens könne der Blitz vom Baum auf einen direkt darunter stehenden Menschen überspringen, erklärt der Blitzexperte. So könne der Mensch durch den Strom verletzt werden. Klar ist: Masten, Metallzäune und andere Metallkonstruktion sollte man auch auf jeden Fall meiden, denn die ziehen Blitze an! 

Mitten im Wald ist es nach Einschätzung von Jörg Honerla etwas weniger gefährlich, schließlich habe der Blitz bei den hunderten oder gar tausenden Bäumen eine größere Auswahl. Zu besonders hohen Bäumen solle man aber möglichst zehn Meter Abstand halten. Und der Blitzforscher rät außerdem, sich auch hier wieder hinzukauern. Ebenso wie der Deutsche Feuerwehrverband, der darauf hinweist, das „mindestens drei Meter von Bäumen oder Astspitzen entfernt“ zu tun.

Um welchen Baum es sich handelt ist laut Professor Marc Klemm von der Saarbrücker HTW übrigens egal. Er hat eine Ergänzung für das alte Sprichwort:

"Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen, das Ergebnis wird sich gleichen: Du gehörst zu den Leichen."

Astraphobie

Es gibt Menschen, die extreme Angst vor Gewitter entwickeln. Eine solche irrationale und spezifische Angst nennt man Astraphobie. Auch wenn diese Angst bei den meisten das Leben nicht stark einschränkt, gibt es Therapiemöglichkeiten, die helfen, die Angst vor Donner, Blitzen oder Unwetter zu überwinden.


Auch Thema auf SR 1 am 19.06.2019 in der Sendung "Balser & Mark. Dein Morgen".

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