Saar-IHK und -Arbeitsagentur sehen Ausbildungspflicht kritisch

Saar-IHK und -Arbeitsagentur sehen Ausbildungspflicht kritisch

Sabine Wachs   24.04.2025 | 13:01 Uhr

Anfang der Woche hatte CDU-Landeschef Stephan Toscani eine Ausbildungspflicht für junge Menschen als Mittel gegen Jugendarbeitslosigkeit ins Spiel gebracht. IHK und Bundesagentur für Arbeit im Saarland sind eher kritisch. Auch die Gewerkschaft GEW im Saarland spricht sich klar dagegen aus.

Eine Ausbildungspflicht analog zur Schulpflicht sei ein sehr starker Eingriff in das Leben junger Menschen und ihrer Eltern, sagte IHK-Geschäftsführer Mathias Hafner auf SR-Anfrage. Zudem müsse eine solche Pflicht, wie sie der CDU-Landesvorsitzende Stephan Toscani gefordert hatte, zwingend mit geeigneten Maßnahmen begleitet werden.

Sowohl die IHK Saar als auch die Bundesagentur für Arbeit und die im Saarland verweisen auf Angebote für Berufsorientierung in den Schulen, auf Kampagnen mit denen für Ausbildungsberufe geworben wird und auf Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Ausbildungsplätzen.

IHK Saar: Jugendliche sollten frei entscheiden dürfen

IHK zur Idee der Ausbildungspflicht für Jugendliche
Audio [SR 3, Interview: Dorothee Scharner, 25.04.2025, Länge: 03:30 Min.]
IHK zur Idee der Ausbildungspflicht für Jugendliche
Im SR-Interview: Peter Nagel, Geschäftsführer im Bereich Beruf und Bildung der IHK des Saarlandes.

Nach Angaben der IHK gibt es im Saarland derzeit mehr freie Ausbildungsstellen als Bewerber – ein Problem, das sich durch die alternde Gesellschaft noch verstärken wird. Aus Sicht von Unternehmen wäre eine Ausbildungspflicht daher sicher wünschenswert, sagte IHK-Geschäftsführer Hafner. Trotzdem sei es nicht hilfreich, nicht ausbildungswillige Jugendliche in eine Ausbildung zu drängen.

Auch die Bundesagentur für Arbeit erklärt, dass es jedem Menschen selbst obliege, ob er eine Ausbildung beginnen möchte oder nicht.

GEW spricht sich gegen Vorschlag aus

Ähnlich sieht es auch der saarländische Landesverband der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Es müsse ein Schwerpunkt auf die Bildungspolitik gelegt werden, statt junge Menschen mit Zwang in die Ausbildung zu bringen. Die GEW fordert eine gezielte Förderung und bessere Berufsorientierung in allgemeinbildenden Schulen, um den Übergang zu beruflichen Schulen zu erleichtern.

Toscani will das Saarland zur Modellregion machen

Vor dem Hintergrund der leicht gestiegenen Jugendarbeitslosigkeit hatte Toscani eine Ausbildungspflicht für jugendliche Schulabgänger gefordert. Details für die Umsetzung hat er bisher nicht genannt.

Der CDU-Politiker verwies aber auf Österreich. Dort gebe es eine Art Ausbildungspflicht und unter anderem eine staatliche Stelle, die zwischen Jugendlichen und ihren Eltern und Ausbildungsangeboten vermittele. Mit einer Ausbildungspflicht könnte das Saarland, so der Wunsch von Toscani, in Deutschland zu einer Modellregion werden.

Steigende Jugendarbeitslosigkeit
Toscani spricht sich für Ausbildungspflicht von Jugendlichen aus
CDU-Landeschef Toscani fordert eine Ausbildungspflicht für junge Menschen. Hintergrund ist eine leicht steigende Jugendarbeitslosigkeit. Das Saarland könne mit der Erprobung eine Modellregion werden.

Über dieses Thema hat auch die SR info Rundschau im Radio am 24.04.2025 berichtet.


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