Glasfaserkabel vor einer Speedpipe (Foto: picture alliance/Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa)

Saarland Schlusslicht bei Glasfaser

Anne Staut   22.07.2020 | 16:54 Uhr

Das Saarland liegt beim Glasfaserausbau bundesweit zurück. Nirgendwo sonst verfügen so wenige Haushalte über schnelles Internet via Glasfaser. Auch bundesweit ist der Ausbau jedoch bislang nicht weit fortgeschritten.

Nur 2,6 Prozent aller Haushalte im Saarland surfen via Glasfaser durchs Netz. Gemeint sind damit die Haushalte, bei denen der Glasfaserausbau direkt bis ans Haus reicht, die also über einen sogenannten FTTH - oder FTTB-Anschluss verfügen. Bundesweit sind das 11,8 Prozent aller Haushalte. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion hervor.

Dabei gibt es jedoch große regionale Unterschiede. Während bei Spitzenreiter Hamburg rund 71 Prozent aller Haushalte an das Glasfasernetz angeschlossen sind, sind es etwa in Bremen lediglich drei Prozent. Auch in Baden-Württemberg (5 Prozent), Thüringen (3,6 Prozent) und dem saarländischen Nachbarn Rheinland-Pfalz (3,8 Prozent) ist der Ausbau noch nicht weit fortgeschritten.

"Ein echter Standortnachteil"

Die SPD-Fraktion im Landtag ist nicht überrascht über das Ergebnis der Auswertung.

"Bislang hatte der Glasfaser-Ausbau weder politische Priorität noch standen hierfür erforderliche Haushaltsmittel zur Verfügung. Das Saarland ist bis heute Glasfaser-Entwicklungsland. Wer aber morgen die Digitalisierungsrendite einfahren will, der muss heute in eine leistungsfähige digitale Infrastruktur investieren", teilte der Vorsitzende der Enquêtekommission "Digitalisierung im Saarland", Jürgen Renner, mit.

Die Enquêtekommission habe deshalb im März in ihrem ersten Zwischenbericht den Aufbau der saarlandweiten Glasfaservernetzung gefordert.

Kritik kommt auch von der saarländischen FDP. Die geringe Glasfasernetzabdeckung im Saarland sei "ein echter Standortnachteil", so der FDP-Abgeordnete Oliver Luksic. Die Landesregierung müsse eine Digitalisierungsoffensive für schnelles Internet starten. Davon werde die Zukunft des Landes stark abhängen.

Die AfD-Fraktion im Landtag sieht in dem schlechten Abschneiden des Saarlands im Glasfaserausbau ein "Armutszeugnis für diese Regierung". Es sei ein enormer Imageschaden für das Saarland, teilte der stellvertretende Fraktionsgeschäftsführer Bernd Krämer mit. Das Land müsse kurzfristig eine hundertprozentige Abdeckung des Glasfasernetzes anstreben.

Geschwindigkeit wichtiger als Technologie?

Die CDU-Fraktion im Landtag ist hingegen der Ansicht, dass man die Glasfaserabdeckung mit Blick auf den Breitbandausbau im Saarland nicht einzeln betrachten dürfe.

"Die Ausbaustrategie der saarländischen Landesregierung insbesondere über das Projekt NGA-Netzausbau Saar hat maßgeblich dazu beigetragen, dass aktuell 94,7 Prozent der saarländischen Haushalte mit einer Bandbreite von mindestens 50 Mbit/s versorgt sind", so Timo Mildau, der digitalpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion.

Das Saarland belege damit den Spitzenplatz unter den deutschen Flächenländern. Auch mit Blick auf die Coronapandemie sei die Entscheidung der Landesregierung, die technologieoffene Breitbandinfrastruktur auszubauen, richtig gewesen. Die Arbeitnehmer seien auf Bandbreiten in der Größenordnung von 50 Mbit/s angewiesen, um ihre Arbeit auch von zuhause erledigen zu können.

Zu einem ähnlich positiven Fazit kommt auch die Industrie- und Handelskammer im Saarland. Wichtiger als der niedrige Ausbauwert sei, welche Internetgeschwindigkeit die einzelnen Kunden tatsächlich nutzen können und dabei sei das Saarland in einer Spitzenposition. "Schnelles Internet ist der Wettbewerbsfaktor der Zukunft", sagte der Referent für Verkehr und digitale Infrastruktur der IHK, Dr. Carsten Peter.

Die IHK begrüßt deshalb auch, dass es im Saarland eine sogenannte Gigabitprämie gibt. Übernehmen Unternehmen die Kosten für den Ausbau des Glasfasernetzes bis zum Haus, erhalten sie eine Prämie. Die Regelung gilt bis Ende 2020. Die IHK fordert unterdessen, dass die Prämie weiter fortgesetzt wird.

Weitere Investitionen geplant

Bis 2025 will die Bundesregierung flächendeckend schnelles Internet anbieten können. Dafür setzt sie weiterhin auf den Ausbau von TV-Kabelnetzen. Zusammen mit dem Glasfaserausbau habe sich dadurch die Versorgung der deutschen Haushalte mit gigabitfähigen Anschlüssen von Mitte bis Ende 2019 um 9,1 Prozent auf insgesamt 43,2 Prozent gesteigert. Künftig sollen nach Angaben der Bundesregierung mindestens 75 Prozent der Haushalte über einen gigabitfähigen Anschluss verfügen.

Die saarländische Landesregierung hat in ihrem Nachtragshaushalt, der Anfang Juni beschlossen wurde, 100 Millionen für die Digitalisierung und Breitbandversorgung vorgesehen.

Gemeinsam mit einem Förderprogramm des Bundes sollen laut Renner von der Enquêtekommission so rund 310 Millionen Euro bereit stehen. Ziel sei es, die Glasfaser flächendeckend zu jedem Gebäude zu bringen. Der Ausbau der Glasfaserinfrastruktur sei ein zentrales Anliegen der saarländischen Landespolitik in den kommenden Jahren, so Mildau von der CDU-Fraktion im Landtag.

Über dieses Thema wurde auch in den SR-Hörfunknachrichten vom 22.07.2020 berichtet.

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