Metallbauer in einem Ausbildungszentrum (Foto: picture alliance / dpa | Waltraud Grubitzsch)

Ganze Klasse fällt bei Meisterprüfung durch

Karin Mayer   29.09.2021 | 17:27 Uhr

Sie ist DIE Bildungseinrichtung des Handwerks: die saarländische Meisterschule. Jedes Jahr starten hier Kurse für angehende Handwerksmeister und -meisterinnen. Sie hoffen auf bessere Chancen im Beruf. Doch jetzt gibt es Ärger: Eine ganze Klasse ist durch die Prüfung gerasselt und erhebt schwere Vorwürfe.

Sechs Metallbauer wollten es wissen. Sie haben sich zur Meisterschule angemeldet, ein Jahr lang haben sie den Kurs besucht. Der Unterricht sei gut gewesen, an der Schule gebe es keine Kritik. Nach einem Jahr Vollzeit-Meisterschule sind Lukas, Max, Dirk und Jannik trotzdem richtig sauer: der komplette Kurs hat die Meisterprüfung nicht bestanden.

Einige hätten gute Noten gehabt, andere nicht. Trotzdem gab es aus Sicht der Metallbauer keinen Hinweis, dass die Prüfung gefährdet sei. "Das bedeutet: 10.000 Euro in den Sand gesetzt." Aus ihrer Sicht liegt es an der Prüfung. Die sei in der vorgegebenen Zeit nicht zu schaffen gewesen, so Dirk.

Max wurde zur mündlichen Prüfung eingeladen. Vor Ort wurde ihm dann aber mitgeteilt, dass die mündliche Prüfung doch nicht möglich sei.

Hohe Durchfallquote schon im Vorjahr

Ein Problem, das der Handwerkskammer und der Meisterschule nicht neu ist. Auch im Vorjahr war die Durchfallquote hoch. Die Metallbauer sprechen von 90 Prozent. Von ursprünglich zehn Teilnehmern in der Klasse hätten deshalb vier entschieden, ihre Meisterausbildung in Rheinland-Pfalz zu absolvieren. In Kaiserslautern sei die Meisterschule kostenlos und die Durchfallquote geringer.

Stukkateure ähnlich empört

Ein Problem gab es offenbar auch bei den Stukkateuren. Die Hälfte des Kurses ist nach Angaben eines Teilnehmers durch die Prüfung gefallen. Er beschwert sich über nicht eingehaltene Absprachen vonseiten der Meisterschule. Die Stukkateure verlangen Akteneinsicht und wollen gegen das Ergebnis vorgehen.

Der Arbeitgeberverband Bau klärt auf: Von 14 Teilnehmern seien drei nicht zur Prüfung erschienen, vier weitere seien durchgefallen. Hauptgeschäftsführer Claus Weyers sagt, es gebe bessere Ergebnisse in Meisterkursen. Er betont, dass die Teilnehmer ihre Ausbildung zusätzlich zum Beruf absolviert haben. Das sei vor allem für Unternehmer eine große Herausforderung.

Prüfer verweist auf schlechte Leistung und Vornoten

Vorsitzender des Prüfungsausschusses ist Landesinnungsmeister Martin Jakob. Er bedauert das Prüfungsergebnis. Dem SR legt er interne Protokolle vor, in denen Dozenten auf schlechte Leistungen der Teilnehmer hinweisen. Martin Jakob sagt dazu, dass das Handwerk Nachwuchs brauche, dennoch könne die Kammer den Meisterbrief nicht verschenken.

Wer eine Meisterprüfung mache, wolle sich selbständig machen. Dafür reiche der Wissensstand nicht aus. Wer diesen Schritt gehe, setze sein Hab und Gut ein, da fühle er sich verantwortlich. Dennoch kündigt er an: Die Meisterschule müsse ihr Angebot für die Metallbauer verbessern. Daran werde jetzt gearbeitet. 

Handwerkskammer verweist auf Corona-Bedingungen

Die Corona-Pandemie habe Auswirkungen auf den Unterricht an der Meisterschule gehabt, so Handwerkspräsident Bernd Wegner. Das habe Folgen gehabt, die so nicht vorher absehbar gewesen seien. Im Metalllehrgang seien hohe Durchfallquoten die Folge, das bereite ihm Sorge, weil die Kammer ein neues Bildungszentrum plane und die Bedingungen fürs Metallhandwerk weiter verbessert werden sollen. Ziel sei es, die hohe Qualität in der Meisterprüfung in der Zukunft zu sichern.

Handwerkspräsident will gründlich prüfen

Im Kammervorstand hat man sich bereits mit der Meisterprüfung bei den Metallbauern beschäftigt. Handwerkspräsident Bernd Wegner kündigt nun an, dass die Kammer die Abläufe bei der Metallbauprüfung untersucht. Die Kammer werde sich mit den betroffenen Metallbauern an den Tisch setzen und versuchen, gute Lösungen zu finden.

Wo es Ungerechtigkeiten gab, werde die Kammer alles daransetzen, dass es zu einer Wiederholung der Prüfung oder zu einer neuen Beurteilung kommen könne.

Ministerium bitte um Prüfung

Inzwischen hat sich das saarländische Wirtschaftsministerium in den Fall eingeschaltet. Die Prüfbehörde bat die Handwerkskammer, die Fälle zu prüfen, teilte eine Sprecherinn mit.

Über dieses Thema hat auch die SR 3-Rundschau am 29.09.2021 berichtet.

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