Polizisten und Sozialarbeiter bei der Räumung von Obdachlosen und deren Zelten an der Westspange in Saarbrücken (Foto: BeckerBredel)

Stadt räumt Obdachlosen-Zeltplatz an Westspange

mit Informationen von Lisa Krauser   16.01.2023 | 15:06 Uhr

Die Stadt Saarbrücken hat am Montagmorgen Zelte von Obdachlosen vor der Saarbrücker Wärmestube geräumt. Die Wärmestube kritisierte das Vorgehen scharf, auch der SPD-Landtagsabgeordnete Ahr sprach von einem kleinen Skandal und kündigte an, dass die Landesregierung sich einschalten wolle. Die Stadt verteidigte ihr Handeln.

In den vergangenen Wochen haben Obdachlose ihre Zelte vor der Wärmestube in Saarbrücken aufgeschlagen. Diese sollten weg – die Stadt Saarbrücken verwies darauf, dass Wildcamping im öffentlichen Raum verboten sei.

Sie hatte vergangene Woche angekündigt, dass die Zelte zwangsgeräumt werden, sollten diese nicht bis Montagmorgen verschwunden sein. Gegen halb acht am Morgen waren dann Ordnungsamt, Sozialamt und die Polizei im Einsatz.

Räumung bei Dunkelheit, Wind und Wetter

Die Saarbrücker Wärmestube kritisierte das Vorgehen der Stadt scharf – unter anderem, weil die Räumung in der Dunkelheit und bei Wind und Regen stattgefunden habe. Der Geschäftsführer der Wärmestube, Hermann Schell, bezeichnete das Vorgehen als menschenunwürdig.

Die Stadt verteidigt ihr Handeln: Die Räumung sei am frühen Morgen vollzogen worden, um sicherzugehen, dass die obdachlosen Menschen anwesend sind, so der Sozialdezernent der Stadt, Tobias Raab. Zudem hätten Streetworker der Stadt die Wohnungslosen in den Zelten vergangene Woche über Unterbringungsmöglichkeiten informiert.

Wärmestube fordert nachhaltige Lösungen

Viele Unterkünfte, vor allem in Mehrbettzimmern, seien aber für die Obdachlosen eine Zumutung, hält die Wärmestube dagegen. Sie kritisiert insgesamt die Zusammenarbeit mit der Stadt. Es brauche einen fachlichen Dialog auf Augenhöhe, um nachhaltig Lösungen für die Menschen zu finden. Den gebe es zurzeit nicht.

Landesregierung will sich einschalten

Kritik gab es auch von dem SPD-Landtagsabgeordneten Timo Ahr. Er sprach am Mittag in der Landespressekonferenz von einem "kleinen Skandal". Man bemühe sich, dass das Saarland bei den aktuellen Krisen zusammenrücke. Gleichzeitig nehme man in Saarbrücken den Obdachlosen die Zelte weg. Das passe nicht zusammen.

Ahr kündigte an, dass Sozialminister Magnus Jung (SPD) mit dem Saarbrücker Sozialdezernenten Raab sprechen werde.

Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 16.01.2023 berichtet.


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