Gefahr im Straßenverkehr: Fahren und auf dem Smartphone tippen (Foto: dpa)

Große Gefahrenquelle im Straßenverkehr

Caroline Uhl   01.07.2017 | 09:53 Uhr

Nach dem Ferienstart hat sich zum Wochenende die Urlaubskaravane aus dem Südwesten in Bewegung gesetzt und zieht nach Norden und Süden über die Autobahn. In den letzten Jahren hat sich im Straßenverkehr ein Gegenstand als besondere Gefahrenquelle herausgestellt. Experten sind alarmiert.

Unfälle gehören im Straßenverkehr zum Alltag. Für Betroffene ist dabei jeder einzelne Unfall einer zu viel. Experten sind sich aber auch einig: Dafür, dass so viele Leute zeitgleich und schnell unterwegs sind, funktioniert es im Straßenverkehr in der Regel recht gut. „Es gibt sehr wenige Unfälle. Die meisten Verkehrsteilnehmer scheinen das Ganze gut im Griff zu haben“, sagt Dr. Sarah Malone vom Lehrstuhl für Empirische Bildungsforschung von Professor Roland Brünken an der Saarbrücker Uni.

Manch subjektiver Eindruck, dass heutzutage mehr Rüpelhaftigkeit auf den Straßen zu beobachten ist, mag da täuschen: „Das, was in der sogenannten Verkehrssünderkartei Flensburg erfasst wird, deutet nicht darauf hin, dass es eine signifikante Zunahme von solchen Taten gibt“, sagt Dr. Jens Schade von der TU Dresden auf, der seit Jahren speziell zu aggressivem Verhalten im Straßenverkehr forscht, unlängst im Gespräch mit SR3 Saarlandwelle. Zudem sei die die Anzahl der Unfälle etwa gleichbleibend und die Zahl der Verkehrstoten eher rückläufig.

Ablenkung aus der Handtasche

Grob lassen sich vier verschiedene Autofahrertypen unterscheiden. Neben den aggressiven Fahrern sind das die sicherheitsorientierten Fahrer, die schusseligen und die abgelenkten Fahrer.

Vor allem die letzte Gruppe hat in jüngster Zeit gefährlich an Bedeutung gewonnen. Besonders junge Fahrer, die ihren Führerschein frisch in der Tasche haben, finden sich dort wieder. Ihre Aufmerksamkeit – und ihr Blick – wandert von der Straße besonders gerne zu einer Sache: dem Smartphone.

„Ein Autofahrer kann seine Aufmerksamkeit nicht teilen, er kann sie nur verteilen“, beschreibt Malone. Und in dem Moment, in dem der Blick auf dem Display ruht, ruht er nicht auf dem Verkehr. „Nebentätigkeiten, die die visuelle Aufmerksamkeit brauchen, sind besonders kritisch. Das kommt dem berühmten Sekundenschlaf ganz nahe“, warnt die Expertin für Verkehrspsychologie. „Telefonieren hinterm Steuer ist schon ein erhebliches Risiko. Aber texten oder browsen, das ist Wahnsinn!“ Neben Geschwindigkeits- und Abstandskontrollen hat die saarländische Polizei zuletzt daher vermehrt auch Handykontrollen durchgeführt.

Persönlichkeit und Situation entscheiden

Die größte Gruppe unter den Autofahrern machen laut Malone aber die sicherheitsorientierten Fahrer aus. „Den Meisten ist bewusst, dass sie ruhig miteinander kommunizieren müssen und vorausschauend und aufmerksam fahren sollen“, beschreibt sie. Bewusst ist das auch den Autofahrern, die zur Gruppe der schusseligen Fahrer zählen. Nur passieren ihnen hin und wieder mal kleinere Malheurs, die in der Regel aber zu keiner kritischen Situation führen. Sie fahren beispielsweise im falschen Gang an oder würgen den Motor ab. Aggressive Fahrer hingegen bergen mehr Gefahrenpotenzial. Sie sind schnell gestresst und genervt und lassen ihrem Unmut auf der Straße auch schon mal freien Lauf.

Zu welcher Gruppe der einzelne Autofahrer tendiert, hängt von seiner Persönlichkeit ab, vom eigentlichen Fahrkönnen und von der konkreten Situation – also etwa: Bin ich in Eile? Will ich meinen Beifahrer beeindrucken? Oder bin ich locker und entspannt drauf?

Doch wie die konkrete Lage auch aussieht, sollte sich jeder Autofahrer einer Sache bewusst sein: „Es gibt einen klaren Befund, der zeigt, wenn sich die Leute an die Verkehrsregeln halten, dann würde man die Zahl der Verkehrstoten halbieren“, sagt Verkehrspsychologe Schade. Im saarländischen Straßenverkehr starben im vergangenen Jahr 34 Menschen. Darunter waren auch zwei Kinder.

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