Das sind Saarlands Ureinwohner
Der Saarländische Rundfunk ist nach wie vor auf der Suche nach richtig alteingesessenen Saarländern. Die, die aus ihrem Wohnort nicht mehr wegzudenken sind. Auf unseren Aufruf hin haben sich zahlreiche waschechte Ur-Saarländer gemeldet. Manchen liegt das politische Engagement im Blut, manche haben ein eigenes Familienwappen, andere wohnen seit mehreren Generationen im selben Haus.
Die Saarländer gelten als sehr heimatverbunden - manch einer kann sich ein Leben außerhalb des eigenen Heimatortes nur schwer vorstellen. Und das bereits seit Generationen.
Und da sind sie:
Uwe Dillschneider: Eigenes Familienwappen
Ganz Merchingen kennt sie: die Dillschneiders. Ursprünglich aus Oberesch kommend, hat sich die Sippe Dillschneider mit Masse im Raum Merzig niedergelassen. Seit 1984 führen sie sogar ein eigenes Familienwappen. Der älteste bekannte Vorfahr der Familie ist 1625 geboren. Heute lebt Uwe Dillschneider zwar nicht mehr in Merchingen, aber immer noch im Raum Merzig: in Ballern. Hier hat einer seiner Urahnen als „Dingvogt“ den „Freihof zu Rech“ bewirtschaftet. Auch Uwes Kinder wohnen in Ballern. Die jüngste Tochter verlässt jetzt das Elternhaus – sie zieht allerdings nur 50 Meter weiter. Am Saarland schätzen die Dillschneiders vor allem das Ländliche. Ein Leben in Saarbrücken oder einer größeren Stadt könnten sie sich nicht vorstellen.
Familie Ostien: USA-Familientreffen in XXL
Schon seit einigen Jahren ist die Familie Ostien auf Spurensuche ihrer Vorfahren. Dabei haben sie herausgefunden, dass ein Großteil ihrer Vorfahren nach Amerika ausgewandert ist. Ihre amerikanischen Vorfahren haben die Ostiens bis 1650 zurückverfolgt. Um noch mehr über ihre Wurzeln zu erfahren, organisieren die Ostiens regelmäßige Familientreffen mit den Amerikanern – das erste fand 1999 statt. Seitdem sind die Beziehungen zu den US-Familien immer intensiver geworden. Im Jahr 2011 gab es ein Treffen anlässlich der 150-jährigen Auswanderung der Ostiens nach Amerika.
Familie Brosius: Überlebende des 30-jährigen Krieges
Bis ins Jahr 1650 gehen die saarländischen Wurzeln der Familie Brosius nachweislich zurück – nach Kleinblittersdorf. Die Familie Brosius war damals, gemeinsam mit drei weiteren Familien, die einzige in Kleinblittersdorf, die den dreißigjährigen Krieg überlebt hatte. Dennoch wurde das Elternhaus des heute 81-jährigen Erwin Brosius zerstört, woraufhin die Familie in ein Bauernhaus mit dicken Sandsteinmauern gezogen ist, das Erwin dann später untervermietet hat. Nach einer fünfjährigen Grundsanierung ist im Jahr 1998 seine Tochter Christine Weißmüller in das Haus gezogen. Und auch deren Sohn wird es wohl später übernehmen.
Bernhard Nagel: Bebelsheimer Urgestein
Bernhard Nagel gehört zu Bebelsheim wie der Schwenker zum Saarland. Zu Lebzeiten hat er es sich zur Lebensaufgabe gemacht, sämtliche Bebelsheimer Familienchroniken aufzuarbeiten und unzählige Daten zu sammeln. Nach siebenjähriger Recherche hat er im Jahr 1999 das Bebelsheimer Familien-Buch „Bebelsheim einst und heute“ in Druck gegeben - mit Aufnahmen aller Anwesen in Bebelsheim. Der erste Vorfahr seiner eigenen Familie ist dort mit dem Geburtsjahr 1690 erwähnt. Einige seiner Ahnen sind nach Amerika ausgewandert.
Otwin Zimmer: Quierschieder Glashütte
28 Jahre hat Otwin Zimmer beim Landeskriminalamt des Saarlandes „Spitzbuben“ eingesperrt. Daraufhin war er acht Jahre lang Bürgermeister von Quierschied. Die Vorfahren seiner Frau Irmgard lassen sich bis 1520 nach Völklingen zurückverfolgen. Ihr Ur-Ur-Ur-Großvater hat im Jahr 1779 die berühmte „Quierschieder Glashütte“ erbaut, an die heute das gleichnamige Wohngebiet erinnert.
Siegfried Wack: Zum Bürgermeister geboren?
Siegfried Wack ist ein echter Grenzgänger. Aufgewachsen ist er in Gersheim, im Geburtshaus des späteren Kardinals von München und Freising, Joseph Kardinal Wendel. In Gersheim war er 18 Jahre lang Bürgermeister. 1991 ging Siegfried in den Osten und wurde dort Landrat. Nun lebt er wieder im Saarland, in Blieskastel – genau wie seine drei Kinder und drei Enkel.
Wolfgang Mayer: Grubenschäden zerstörten Luisenthaler Haus
Wolfgang Mayer kennt Saarbrücken wie seine Westentasche. „Wenn ich heute im Stiefel in Saarbrücken essen gehe, frage ich mich immer, wie viele meiner Vorfahren wohl schon in diesem Gemäuer gesessen haben“, sagt er. Seine Ahnen waren hauptsächlich Bergleute aus Luisenthal. Dort ist er auch aufgewachsen, in dem alten Bergmannshaus, eigentlich eine Scheune, die bereits seine Urgroßeltern gekauft hatten. Doch als eines Tages wegen Grubenschäden die Spülmaschine nicht mehr spülte, die Tür dauernd aufflog und alles krachte und knarrte, musste die Familie das Haus verlassen. Seitdem lebt Wolfgang in Saarbrücken. Einer seiner Vorfahren war ein erfolgreicher Glasermeister aus der Linie Korn, der sein Geschäft in der Mainzer Straße hatte.
Michael Speicher: Püttlinger mit Wurzeln bis 1387
Unglaublich aber wahr: die Ahnenforschung von Michael Speicher aus Püttlingen geht zurück bis ins Jahr 1387. Sein ältester Vorfahr: Johanne von Spicher. Um mehr über seine Vorfahren zu erfahren, hat Michael sich Unterstützung von dem bekannten saarländischen Ahnenforscher Günther Altmeyer geholt. Der hat jahrelang saarländische Kirchenbücher durchforstet und eigene Schriften dazu veröffentlicht. Michael hat heute alle rund 2800 Personen, die im Zusammenhang mit seiner Ahnenlinie stehen, fein säuberlich archiviert.
Alwin Mertes: Die Politik liegt in den Genen
Alwin Mertes ist seit 2002 Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes Losheim. Bereits sein ältester feststellbarer Ahne, der um 1550 in Ayl geboren wurde, war Politiker – genauer gesagt „Meier“, damals eine Art Verwaltungsbeamter. Die anderen Mertes-Vorfahren waren überwiegend Ackerer und Handwerker. Einige von ihnen sind ab dem Jahr 1717 ausgewandert, größtenteils nach Frankreich, Brasilien und Nordamerika.
Thomas Maus-Holzer: Erzfeind von Johannes Gutenberg
Thomas Maus-Holzer aus Urexweiler hat seine saarländischen Vorfahren bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgt, seine Frau ihre sogar bis ins 13. Jahrhundert. Unter den Ahnen gibt es viele Bergleute aus Tirol und der Schweiz, die das Saarland nach dem 30-jährigen Krieg neu besiedelt haben. Darunter die Familie Schwan, die im 15. Jahrhundert die noch heute bestehende Sebastians-Bruderschaft in St. Wendel mitbegründete. Auch historische Persönlichkeiten haben die Maus-Holzers in ihrem Stammbaum verzeichnet: unter anderem Magister Stefani aus Ottweiler, der erste evangelische Pfarrer im Saarland, und Peter Schöffer, der größte Erzfeind von Johannes Gutenberg.
Marie Luise Herber: Gene des Gründervaters von Wustweiler
Marie Luise Herber aus Wustweiler hat sich aus verschiedenen Ortsfamilienbüchern ihren Stammbaum zusammengestellt. Bei ihren Recherchen hat sie erfahren, dass sie um mehrere Ecken mit dem Gründervater von Wustweiler verwandt ist, einem Herrn Nied. Der wurde 1704 vom Sonnenkönig ins Saarland geschickt, um die durch den 30-jährigen Krieg stark ausgedünnten Orte im Saarland neu zu besiedeln.
Claus Utzig: Fünf Generationen, ein Haus
Claus Utzig und seine Familie sind waschechte Traditions-Saarländer. Der 68-Jährige lebt heute in einem Haus in Furpach, das in den Kriegsjahren 1939 bis 1945 erbaut und später von seinen Eltern an ihn übergeben wurde. Sowohl sein Sohn als auch seine Enkel sind in diesem Haus aufgewachsen. Seine Vorfahren hat er bis ins Jahr 1675 zurückverfolgt. Unter anderem gibt es Erinnerungen der "Utzigs" aus Neunkirchen als Spieler in der Bundesligasaison 1967/68 bei den Borussen.
Erwin Büch: Kurs in Sütterlinschrift
Gemeinsam mit seinem Cousin hat Erwin Büch aus Bübingen eine Ahnentafel mit 15 Generationen erstellt, die bis ins Jahr 1540 zurückgeht. Insgesamt handelt es sich um 1000 dokumentierte Familienmitglieder. 90 Prozent seiner Vorfahren stammen aus dem mittleren oder südlichen Saarland. Um die Ahnenforschung effektiver zu gestalten, hat Erwin im Stadtarchiv einen Kurs in Sütterlinschrift besucht. So konnte er die alten Archiv-Schriften entziffern.