Eine Frau mit Smartphone nachts auf der Straße  (Foto: picture alliance / Zoonar | Chen PengGuang)

Wie man sich auf dem Heimweg im Dunkeln sicherer fühlen kann

  02.10.2022 | 11:54 Uhr

Um Energie zu sparen, denken einige Kommunen darüber nach, die Straßenbeleuchtung zu reduzieren. Dunklere Straßen bedeuten auch, dass der Heimweg nachts und allein ein unsicheres Gefühl auslösen kann. Angebote wie das Heimwegtelefon, Begleitung per App oder Selbstbehauptungskurse können dabei helfen, sich sicherer zu fühlen.

Es ist die Jahreszeit angebrochen, in der es Tag für Tag früher dunkel wird. Und egal ob man abends in einer einsamen Seitenstraße oder in einer belebteren Gegend unterwegs ist - beim Heimweg nach dem Feiern oder dem Kneipenbesuch kann ein unbehagliches Gefühl aufkommen.

Diesen Winter wird es möglicherweise dunkler als in den Vorjahren. Denn um Energie zu sparen nannten einige Kommunen auf Anfrage des SR auch die Möglichkeit, die Straßenbeleuchtung, die Außenbeleuchtung von Gebäuden oder von Schaufenstern zu reduzieren.

Wir haben daher einige Angebote gesammelt, die dabei helfen können, sich nachts auf dem Heimweg sicherer zu fühlen.


Das Heimweg-Telefon

Beim Heimweg-Telefon können bundesweit alle anrufen, die nachts allein auf dem Weg nach Hause sind. Die Anrufenden geben ihren Standort durch und können sich mit den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern des gemeinnützigen Vereins unterhalten, bis sie ihr Ziel erreicht haben. Das Angebot soll den Anrufenden ein Sicherheitsgefühl geben, das sie dann meist auch nach außen ausstrahlen und potenzielle Angreifer "abschrecken". Sollte es dennoch zu einem Übergriff kommen, können die Ehrenamtlichen sofort die Polizei informieren.

Anders als Freundinnen, Freunde oder Familienangehörige, die spät in der Nacht vielleicht schon schlafen, ist beim Heimweg-Telefon immer noch jemand zu erreichen. Weitere Informationen gibt es auch auf der Website des Heimweg-Telefons.

Die bundesweit kostenlose Nummer lautet: 030 120 741 82.


Selbstbehauptungskurse für Frauen beim Polizeisportverein

Techniken für ein sicheres Auftreten kann man zum Beispiel beim Polizeisportverein lernen. Zwei Mal im Jahr bietet der Verein in Saarbrücken einen elfwöchigen Selbstverteidigungskurs für Frauen an. In drei Teilen - Prävention, Selbstbehauptung und Selbstverteidigung - wird den Teilnehmerinnen vermittelt, wie sie sich gegen Angreifer körperlich wehren können oder wie sie möglichst selbstbewusst auftreten, erklärt der zweite Vorsitzende des PSV Saarbrücken Ingo Lay.

In der Theorie behandeln die Trainerinnen mit den Teilnehmerinnen zum Beispiel die Frage, wo man abends am besten parkt: eher an helleren Orten, auch wenn es dann ein paar Meter weiter zu Fuß bis zum Ziel sind. Wenn es sich nicht vermeiden lässt, allein unterwegs zu sein, sollte man zumindest per SMS oder Whatsapp mit jemandem in Kontakt bleiben, der oder die sich absichert, ob man gut Zuhause angekommen ist.

In den praktischen Einheiten geht es um alles, "was man körperlich tun kann, um sich gegen den Täter zu wehren", sagt Lay. Schlagtechniken oder Treten gehören etwa dazu, aber auch Verteidigung am Boden.

Wegen Corona sind die Kurse in den vergangenen Jahren ausgefallen. Anfang September hat zum ersten Mal wieder einer begonnen, die Warteliste sei lang. Anfang kommenden Jahres soll es das nächste Kursangebot geben. Neben den elfwöchigen Kursen gibt es auch ein regelmäßiges Angebot jede Woche Dienstag. Unter dem Titel "Fitness und Selbstverteidigung" können Frauen auch hier Anhaltspunkte an die Hand bekommen. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite des Polizeisportvereins.


In Kneipe, Bar und Club: Ist Luisa hier?

Wer sich schon im Club oder der Kneipe unwohl oder gar belästigt fühlt, kann mit dem Codewort "Ist Luisa hier?" Hilfe bekommen. Das Thekenpersonal teilnehmender Bars weiß dann Bescheid und kann schnell und diskret eingreifen und helfen.

Das Angebot stammt ursprünglich aus Münster und wird im Saarland derzeit vor allem in Saarbrücken weiter ausgebaut. Die Frauenbeauftragten setzen sich dafür ein, dass immer mehr Betriebe Teil des Projekts werden und bieten zum Beispiel Schulungen für die Mitarbeitenden an, um zu sensibilisieren.


Begleitung per App

Um den Heimweg nachts nicht ganz allein antreten zu müssen, bieten verschiedene Apps zumindest virtuelle Begleitung an. Über die App "Way Guard" zum Beispiel wird der Standort der Nutzerin oder des Nutzers registriert und an eine Leitstelle übermittelt. Sollte es zu einer brenzligen Situation kommen, kann von dort ein Notruf an die Polizei weitergeleitet werden. Außerdem können sich Nutzerinnen und Nutzer über die App miteinander verbinden und so aufeinander aufpassen.

Mittlerweile bieten nach Angaben des Anbieters auch andere Tools wie Whatsapp oder Googlemaps ähnlich gute Funktionen an, zum Beispiel das Teilen des Standortes. Nach sechs Jahren wird der Dienst von "Way Guard" daher Ende des Jahres eingestellt.

Doch es gibt noch alternative Apps, über die man Hilfe bekommen kann. Zum Beispiel "Nora", die offizielle Notruf-App der Bundesländer. Über die App kann ein Notruf an die nächste Einsatzleitstelle abgesetzt werden, ohne dass Nutzerinnen und Nutzer dafür telefonieren und sprechen müssen. Das soll vor allem Menschen mit eingeschränkten Sprech- und Hörfähigkeiten helfen - doch auch in bedrohlichen Situationen kann die Funktion "Stiller Notruf" hilfreich sein. Die Anwendung gibt es ebenfalls kostenlos im jeweiligen App-Store.

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