Eine mobile Sichtschutzwand für Unfälle (Foto: Imago/BeckerBredel)

Mobile Sichtschutzwände nur zwei Mal eingesetzt

Kai Forst   21.01.2023 | 09:11 Uhr

Sie sollen bei Verkehrsunfällen die Privatsphäre von Unfallopfern wahren und die Arbeit der Rettungskräfte vor Gaffern schützen: mobile Sichtschutzwände. Ende 2018 hatte die damalige Landesregierung die bauzaunähnlichen Teile angeschafft. Doch mehr als vier Jahre später zeigt sich: Sie werden so gut wie nicht eingesetzt.

Schaulustige und sensationsgierige Menschen sind bei Unfällen auf Autobahnen häufig ein großes Hindernis für die Einsatzkräfte. Die Gaffer setzen durch das Fotografieren und Filmen das Leben der Unfallopfer aufs Spiel und missachten deren Persönlichkeitsrechte. Aus diesem Grund schaffte die damalige Landesregierung aus CDU und SPD Ende 2018 mobile Sichtschutzwände an.

Dass die bauzaunähnlichen Module nicht sonderlich handlich sind, wurde schon bei der Präsentation damals deutlich. Denn jede Einheit besteht aus 44 Sichtschutzelementen, die auf einem Anhänger zur Unfallstelle transportiert werden müssen.

Insgesamt zwei Mal eingesetzt

Eine SR-Anfrage beim zuständigen Innenministerium macht nun deutlich, dass die mobilen Sichtschutzwände quasi überhaupt nicht eingesetzt werden. Seit ihrer Präsentation im Dezember 2018 wurden die Wände demnach lediglich zwei Mal genutzt – und zwar 2020.

In den Jahren 2019, 2021 und 2022 wurden sie überhaupt nicht zur Unterstützung der Einsatzkräfte an einen Unfallort gebracht. Das gehe aus den Unterlagen der Führungs- und Lagenzentrale der Polizei (FLZ) hervor, so ein Ministeriumssprecher.

Doch woran liegt es, dass dich Sichtschutzwände nicht eingesetzt werden? Ist es eine fehlende Handhabbarkeit der Bauzaun-Module? Bereitet die Logistik Probleme, die Wände zeitnah, auf Anhängern zur Unfallstelle zu transportieren? Oder gibt es einfach zu wenige Unfälle, die einen Einsatz rechtfertigen würden?

Weniger Unfälle auf Autobahnen?

Für das Innenministerium trifft offenbar eher Letzteres zu. „Ein Grund dürfte der Rückgang von Verkehrsunfällen auf Bundesautobahnen sein, bei denen die Voraussetzungen für eine polizeiliche Anforderung vorliegen“, so der Sprecher. Diese Kriterien sind den Angaben zufolge dann erfüllt, wenn Schaulustige die Einsatzkräfte behindern und wenn mit einer längeren Einsatzdauer zu rechnen sei.

Die Sichtschutzwände wurden 2018 mit Bundesmitteln angeschafft und kosteten 120.000 Euro. Sie sind an den Standorten der Autobahnmeistereien (AM) Theeltal, Dillingen und Rohrbach stationiert.

Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja