Logo der Uniklinik Homburg (Foto: Pasquale D'Angiolillo)

Aufsichtsrat will Kinderpsychiatrie-Chef absetzen

Thomas Gerber   05.07.2019 | 20:15 Uhr

Im Homburger Missbrauchsskandal geraten der damalige Vorstand der Uniklinik (UKS) und der Chef der Kinder- und Jugendpsychiatrie zunehmend unter Druck. Der Aufsichtsrat regte in einer Sondersitzung an, den Klinikchef von der Leitung zu entbinden.

Video [aktueller bericht, 05.07.2019, ab 15:34 Min.]
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Der Umgang mit den Vorwürfen gegen einen inzwischen verstorbenen Assistenzarzt war nach SR-Informationen am Donnerstag Thema einer Sondersitzung des Aufsichtsrats der Uniklinik.

Der Klinikvorstand um den damaligen ärztlichen Direktor Professor Wolf-Ingo Steudel und Verwaltungsdirektor Ulrich Kerle wäre spätestens mit Erstattung der Strafanzeige gegen den Assistenzarzt im Dezember 2014 verpflichtet gewesen, das Ministerium, das Landesamt und die zuständige Ärztekammer zu informieren.

Das Saarländische Krankenhausgesetz schreibt dies bei einem Verstoß gegen Berufspflichten eines Arztes in Paragraf 15 zwingend vor. Aber selbst der UKS-Aufsichtsrat wurde außen vor gelassen, was in der Sondersitzung nach SR-Informationen für heftige Kritik gesorgt haben soll. Maßnahmen gegen den damals amtierenden Vorstand wurden nicht ausgeschlossen.

Strafanzeige von Opferanwältin

Konkreter wurde der Aufsichtsrat in Sachen Klinikchef Alexander von Gontard, gegen den bereits ein Disziplinarverfahren läuft. Der Aufsichtsrat regte an, ihn von der Leitung der Kinder- und Jugendpsychiatrie zu entbinden.

Opferanwältin Claudia Willger hatte von Gontard in einer Strafanzeige zuletzt Körperverletzung vorgeworfen. Hinweisen auf sexuellen Missbrauch sei er zu spät nachgegangen - seinem Assistenzarzt habe er in einem Arbeitszeugnis im September 2014 gar noch "überdurchschnittliche klinische Fähigkeiten" bescheinigt.

Thema auch im Sozialausschuss

Die Koalitionsfraktionen im saarländischen Landtag haben wegen der mutmaßlichen Missbrauchsfälle eine Sondersitzung angekündigt. Die Landtagsfraktionen von CDU und SPD teilten mit, der Sozialausschuss werde sich am 16. Juli damit befassen. Dort sollen Vertreter des Direktoriums der Uniklinik Homburg sowie des Westpfalz-Klinikums in Kaiserslautern berichten, außerdem Vertreter der jeweiligen Ärztekammern.

Die Uni-Klinik steht nach eigenen Angaben inzwischen mit 34 Betroffenen beziehungsweise deren Erziehungsberechtigten im ständigen Austausch über den Fall. Rund 300 mögliche Betroffene wurden kontaktiert.

Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten vom 05.07.2019 berichtet. 

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