Die Tastatur eines Laptops spiegelt sich in dessen Bildschirm. (Foto: picture alliance/dpa | Karl-Josef Hildenbrand)

Prozess über mutmaßlichen Cyberbetrug geplatzt

Mit Informationen von Caroline Uhl   03.05.2023 | 12:38 Uhr

Der Gerichtsprozess um mutmaßlichen Cyberbetrug, bei dem es um eine Schadenssumme von rund zehn Millionen Euro gehen sollte, wird nicht wie geplant fortgesetzt. Sämtliche Prozesstermine sind aufgehoben worden.

Der Gerichtsprozess gegen ein mutmaßlich führendes Mitglied einer Bande von Internet-Betrügern ist geplatzt. Nach Angaben des Saarbrücker Landgerichts hob die zuständige Kammer sämtliche Prozesstermine auf. Die Richter gehen demnach nicht davon aus, dass der Angeklagte vor Gericht erscheinen wird.

Das Verfahren hätte eigentlich schon vor einer Woche beginnen sollen, wegen angeblicher Rückenbeschwerden war der Angeklagte aber schon da fern geblieben. Er soll Teil einer internationalen Bande sein, die mit gezinkten Internet-Portalen für Finanzwetten Anleger betrogen hat.

Die Hintergründe:

Konkret soll der Angeklagte zwischen 2016 und 2019 ein Callcenter in Prag mit rund 200 Mitarbeitern geleitet haben. Von dort sollen Telefonagenten überwiegend deutsche Anleger dazu gebracht haben, viel Geld in vermeintlich lukrative Finanzwetten zu stecken. Nach SR-Informationen wäre es alleine in dem jetzt geplatzten Gerichtsprozess um eine Schadenssumme von mindestens zehn Millionen Euro gegangen.

Der Prozess ist Teil eines großen internationalen Ermittlungskomplexes, den die Saarbrücker Staatsanwaltschaft koordiniert. Im Rahmen der Ermittlungen stand im vergangenen Jahr bereits ein anderes Mitglied der Bande vor Gericht und wurde wegen mehrfachen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, die Verteidigung legte Revision ein.

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Über dieses Thema hat auch die SR-Fernsehsendung "aktuell 16.00 Uhr" am 03.05.2023 berichtet.


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