Logo: Musikfestival francofolies, Spa (Foto: Veranstalter)

Mehr als 120 Künstler beim Musikfestival Francofolies in Spa

Carolin Dylla  

FrancoFolies – das heißt so viel wie französische Verrückheiten; und ist gleichzeitig das wichtigste französischsprachige Musikfestival in Belgien. Dieses Jahr war das Festival vom 19. bis 23. Juli in Spa zu Gast. Fünf Tage und mehr als 120 Künstler aus Belgien, Frankreich und sogar aus Kanada. SR-Reporterin Carolin Dylla war dabei und hat unter anderem mit dem künstlerischen Leiter gesprochen.

Das Indie-Elektro-Trio Ulysse aus Brüssel, Singer-Songwriter Gaetan Streel aus Lüttich oder die Elektro-Pop-Sängerin La Bronze aus Québec: diese drei Ausschnitte allein lassen schon ahnen, wie lebendig, wie kreativ die frankophone – und besonders die belgisch-frankophone Musikszene – derzeit ist.

"Belgische Musik ist mehr als Chanson-Musik"

Diese Vielfalt ist bei der 24. Ausgabe der FrancoFolies mehr als deutlich geworden: fünf Tage und mehr als 120 Künstler aus Belgien, Frankreich und Kanada – es ist das wichtigste französischsprachige Musikfestival in Belgien. Zeigen, dass belgische Musik mehr ist als die alten Chansons eines Jacques Brel oder die Charthits eines Stromae – das ist das große Ziel, sagt Mark Radelet. Er ist einer der künstlerischen Leiter des Festivals:

Fast die Hälfte des Programms besteht aus belgischen Künstlern. Für die ist das DIE Gelegenheit, in einer guten Umgebung zu spielen; viel Aufmerksamkeit in den Medien zu bekommen. Auch eine einzigartige Gelegenheit, denn es gibt kein vergleichbares Festival, dass Belgiern so viel Platz einräumt. Und diese Rolle wollen wir auch weiterhin spielen. Es ist ein Festival, das die Bands auf keinen Fall verpassen wollen.

Frankophone Künstler warten länger auf Erfolg

So auch Dalton Télégramme. Die Band aus Lüttich hat im Februar ihr erstes Album veröffentlicht. Für viele Musiker aus Belgien ist es nicht gerade leicht, mit französischsprachiger Musik den großen Durchbruch zu schaffen, erzählt Sänger Quentin.

Französisch ist nicht die am häufigsten verwendete Sprache in der Musik, im Gegenteil. Die FrancoFolies sind – zumindest in der Hauptsache – der französischen Musik gewidmet. Da gibt es zumindest eine Tendenz, französischer Musik den Vorzug zu geben, anders als zum Beispiel bei Rockfestivals, wo die meisten auf Englisch singen.

Internationaler Austausch von großer Bedeutung

Gerade weil es französischsprachige Künstler oft schwerer haben als die, die auf Englisch singen ist Vernetzung besonders wichtig. Die musikalischen Brücken spannen sich dabei sogar über den Atlantik – bis nach Kanada. Aus Québec war unter anderem dabei: Nadia Essadiqi alias La Bronze – die gerade mit ihrer arabischen Version von Stromaes Formidables vor allem auf YouTube einen ziemlich formidablen Erfolg hinlegt.

Für Nadia ist gerade der Austausch mit Künstlern in Europa etwas Besonderes, erzählt sie:

Klar möchte man hier gern hinkommen – allein schon weil die Menschen die Sprache teilen. Das vermittelt den Eindruck, dass einen die Leute besser verstehen und stärker von dem berührt werden, was man macht. Es gibt hier viele extrem Talentierte Künstler, es gibt tolle Projekte, die aus Europa kommen. Das ist sehr inspirierend. Solche Künstler gibt es auch in Québec – aber dieser Austausch ist immer sehr bereichernd und bringt einen selbst weiter.

Ein Sprungbrett für junge Künstler

Das Festival ist außerdem ein wichtiges Sprungbrett für viele junge Künstler aus Belgien: dafür gibt es seit 22 Jahren im Rahmen der Francofolies auch den Nachwuchswettbewerb Franc’Off. Benjamin Schoos ist selbst Musiker und Komponist – und hatte in diesem Jahr den Juryvorsitz inne. Für ihn ist der Wettbewerb ein bewusster Gegenpol zur englischsprachigen Musik und vor allem wichtig, um Wertschätzung für die französischsprachige Musik zu generieren:

Das ist wichtig in Belgien – denn das ist einfach unsere Sprache und damit eben auch unsere hiesige Kultur. Und es ist auch wichtig, damit die französische Sprache in der Welt besteht. Wenn gute Bands auf Französisch singen, dann ruft das viel direktere Emotionen hervor. Das berührt einfach Dinge, die interessant sind.

Mia Lena - erfolgreiche Newcomerin

Überzeugt hat ihn in diesem Jahr vor allem die 18-jährige Mia Lena aus Brüssel. Sie macht ebenso erfrischenden wie cleveren Piano-Pop – inspiriert von Künstlerinnen wie Leona Lewis und Birdie, aber auch Amy Winehouse. In ihren Songs geht es vor allem um die Irrungen und Wirrungen des Erwachsenwerdens. Ein bisschen überraschend kam der Erfolg schon, sagt sie – und würde sich freuen, wenn der auch anderen etwas bringt:

Das könnte andere junge Leute in Belgien inspirieren, die sagen: hey cool, sie ist Belgierin – ein bisschen wie Selah Sue, die auch ziemlich durchgestartet ist. Also ja, vielleicht – schauen wir mal.

Das könnte durchaus was werden, denn: Mia Lena singt neben Französisch eben auch auf Englisch – und hat damit gute Chancen, nicht nur in Frankreich und Belgien bekannt zu werden. Verdient hätte sie das – genauso wie viele der Künstler, die bei dem Festival aufgetreten sind. Fest steht nach fünf Tagen FrancoFolies zumindest eins: sie machen tatsächlich verrückt – nach belgischer Musik.

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