Das Gebäude der Kinder- und Jugendpsychiatrie im Universitätsklinikum Homburg (Foto: Imago Images /Becker & Bredel)

War der Assistenzarzt schon im Studium auffällig?

Thomas Gerber / Onlinefassung: Sandra Schick   27.06.2019 | 17:41 Uhr

Die Uniklinik in Homburg hat ihre Untersuchungen im Missbrauchsskandal um einen früheren Assistenzarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie ausgeweitet. Anrufe bei der Hotline hatten Hinweise darauf gegeben, dass der mögliche Täter schon früher als gedacht, nämlich während seines Studiums, auffällig geworden sein könnte.

Bis Donnerstagmorgen waren bei der geschalteten Hotline 17 Anrufe eingangen. Der Klinik selbst liegen nun Hinweise vor, dass der inzwischen verstorbene Assistenzarzt bereits während seines Studiums 2006 in seiner praktischen Ausbildung auffällig geworden sein könnte. Ein entsprechender Anruf eines Betroffenen sei bei der Betreuungshotline eingegangen. Daher habe man den Untersuchungszeitraum ausgedehnt, so das Klinikum. Der beschuldigte Assistenzarzt hatte ab 2003 Medizin in Homburg studiert, ab Ende 2005 hatte er als Student auch in der Klinik gearbeitet.

Zudem hat die Uni-Klinik nach eigenen Angaben mittlerweile eine Taskforce eingesetzt, die die Konzepte des Kinderschutzes am Klinikum evaluieren, neu bewerten und optimieren solle. Dabei werde ein externer Gutachter beauftragt und beteiligt. Zudem würden derzeit alle rund 300 Patienten kontaktiert, die von 2010 bis 2014 von dem Assistenzarzt behandelt wurden.

Video [aktueller bericht, 27.06.2019, Länge: 2:33 Min.]
Justizausschuss diskutiert über Missbrauchsskandal
Am Donnerstag war der Missbrauchsfall am Universitätsklinikum Thema im Justizausschuss des Landtages. Dabei sind die Hintergründe der Missbrauchsfälle bis ins Detail beleuchtet worden. Zeitgleich haben weitere Untersuchungen gezeigt, dass es noch mehr Opfer des Assistenzarztes geben könnte als bisher bekannt.

Landespolitiker üben Kritik an Uni-Klinik

Die Landtagsfraktionen von CDU und SPD haben am Mittwoch heftige Kritik an der Klinikleitung geübt. Im Anschluss an eine Sitzung des Justizausschusses am Mittwoch wiesen sie auf erhebliche Mängel beim damaligen Umgang mit den Missbrauchsvorwürfen hin.

Fehlverhalten bei der Landesregierung, so der CDU Abgeordnete Herrman-Josph Schaaf, könne er hingegen nicht erkennen. Für ihn und auch für seine SPD Kollegin Petra Berg hat der Skandal Uni-interne Gründe. Warum die Eltern der betroffenen Kinder nicht informiert worden seien, sei "nicht nachvollziehbar". Zudem habe die damalige Klinikleitung 2014 gegen Berichtspflichten gegenüber dem Wissenschafts- und Gesundheitsministerium verstoßen. Berg spricht zudem von "grober Fahrlässigkeit" der Klinikleitung, die erste Hinweise auf pädophile Neigungen des Assistenzarztes nicht ernst genug genommen habe.

Gut vier Stunden lang dauerte die nicht öffentliche Ausschusssitzung. Es soll zugegangen sein, wie in einem Untersuchungsausschuss. Dass der kommt, scheint nicht ganz unwahrscheinlich.

Über dieses Thema hat auch die Rundschau auf SR 3 Saarlandwelle am 28.06.2019 berichtet.

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