Bundestrainer Julian Nagelsmann

Vorläufiger EM-Kader offiziell Nagelsmann nominiert 27 Spieler - Hummels und Goretzka nicht dabei

Stand: 16.05.2024 23:55 Uhr

Seit Sonntagabend (12.05.2024) hatte der DFB mehrere Spieler aus dem EM-Kader bekanntgeben lassen, am Donnerstag (16.05.2024) stellte Julian Nagelsmann das Team der deutschen Nationalmannschaft offiziell vor. 27 Spieler hat der Bundestrainer für das Turnier in Deutschland nominiert, Mats Hummels und Leon Goretzka gehören nicht dazu.

Die Stars von Borussia Dortmund und Bayern München waren schon im März, als das DFB-Team zwei Siege in Frankreich (2:0) und gegen die Niederlande (2:1) feierte, nicht von Nagelsmann bedacht worden - und auch ihre seitdem guten Leistungen in ihren Vereinen haben daran nichts geändert. Vor allem Hummels machte mit seinen Auftritten im Champions-League-Halbfinale gegen Paris St. Germain (der BVB gewann beide Partien 1:0) auf sich aufmerksam, für ein EM-Ticket reichte es dennoch nicht.

Nein zu Hummels und Goretzka "im Sinne der Mannschaft"

Zu Wochenbeginn hatte Nagelsmann die beiden Spieler darüber informiert, dass sie nicht dabei sein werden. "Ich hatte mit beiden längere Gespräche, sie sind extrem enttäuscht, was verständlich ist. Als Vereinstrainer hatte ich schon große Probleme, Spielern mitzuteilen, wenn sie in wichtigen Partien nicht spielen durften - einem Spieler mitzuteilen, dass er bei einer Heim-EM nicht dabei ist, hat nochmal eine andere Tragweite", sagte der Bundestrainer.

Nagelsmann habe "eine Entscheidung im Sinne der Mannschaft treffen" müssen. Grundsätzlich sagte er zur Zusammensetzung des Kaders: "Die besten Mannschaft ist nicht immer 22-mal der beste Spieler. In dem Fall ging es darum, 26 zu finden, die ideal zusammenpassen. Da gibt es 1000 Komponenten und ist sehr komplex. Jeder Spieler hat seinen Charakter und seine Wesenszüge, man muss die passenden zusammenfügen, damit eine Mannschaft entsteht."

Nagelsmann geht mit vier Torhütern ins Turnier

Mit Nico Schlotterbeck konnte immerhin Hummels' Abwehrpartner aus Dortmund Nagelsmann überzeugen. Der Verteidiger war am Sonntag der erste Spieler, dessen Nominierung über die Medien bekanntgegeben wurde. Bis zur offiziellen Kaderbekanntgabe folgten 17 weitere Profis. Die restlichen neun Spieler, die die Vorbereitung und Testspiele gegen die Ukraine (3. Juni) und Griechenland (7. Juni) absolvieren werden, offenbarte Nagelsmann dann persönlich in Berlin.

Im Zuge der neuen Kommunikationsstrategie war die Nominierung von Torhüter Manuel Neuer bereits bekanntgegeben worden, sein Vertreter Marc-André ter Stegen wird auch wieder dabei sein, die deutsche Nummer drei könnte allerdings ein Neuling werden: Alexander Nübel vom VfB Stuttgart hat es erstmals in den Kader der deutschen Nationalmannschaft geschafft, allerdings wurde auch Oliver Baumann nominiert.

VfB-Keeper Alexander Nübel

VfB-Keeper Alexander Nübel

"Wir haben vier Torhüter nominiert und werden auch mit vier Torhütern in die EM gehen. Bernd Leno wäre eigentlich nominiert gewesen, aber hat sich an der Schulter verletzt. Wir haben uns dann für Alex Nübel entschieden, weil er eine stabile Saison spielt", sagte Nagelsmann. "Er passt sehr gut zu dem Torwartspiel, wie wir es uns vorstellen."

22 Feldspieler - auch Hoffenheims Beier dabei

In der Abwehr gab es am Donnerstag dagegen keine Überraschungen mehr. Joshua Kimmich, Robin Koch, Antonio Rüdiger, Schlotterbeck, Jonathan Tah, Maximilian Mittelstädt und David Raum hatten bereits festgestanden, beim offiziellen Termin komplettierten Waldemar Anton und Benjamin Henrichs die Liste in der DFB-Defensive.

Die Mittelfeldspieler Robert Andrich, Pascal Groß, Ilkay Gündogan und Aleksandar Pavlovic waren bereits als Teil des EM-Kaders bekannt, wenig überraschend soll auch Toni Kroos für die Kontrolle zwischen den Strafräumen sorgen. Die Kreativzentrale besteht aus Chris Führich, Leroy Sané, Florian Wirtz (alle drei im Vorfeld schon offenbart) und Jamal Musiala.

Für den Sturm hat Nagelsmann fünf Spieler nominiert: nach den vorigen Bekanntgaben von Niclas Füllkrug, Kai Havertz und Deniz Undav, schafften es auch Thomas Müller und Maximilian Beier in den EM-Kader.

Nagelsmann nutzt komplettes Kontingent

Die UEFA hatte im Vorfeld entschieden, dass die Kaderstärke von ursprünglich 23 Spielern auf 26 Akteure erhöht werden darf. Nagelsmann war zwar ein Befürworter eines kleineren Kaders, kündigte am Donnerstag aber an, mit 26 Profis in die EM gehen zu wollen. "Mit 22 Feldspielern kann ich gut leben, dann haben wir einen Puffer. Auch aus persönlicher Sicht wäre es gefährlich, wenn ich mit weniger ins Turnier gehen würde", sagte der 36-Jährige. "Sollten dann Spieler ausfallen, würden mich die Leute fragen, ob ich noch ganz sauber bin, dass ich freiwillig auf Spieler verzichte."

So habe Nagelsmann "das Gefühl, dass wir das gewinnen können. Das Bauchgefühl ist auch nicht so schlecht, wenn das so ist". Er verzichtete neben Hummels und Goretzka auch auf weitere prominente Namen - teilweise gezwungenermaßen. Serge Gnabry muss aufgrund einer Muskelverletzung passen, mit Julian Brandt schaffte es ein weiterer BVB-Spieler, der sich Hoffnungen gemacht hatte, nicht.

Für Timo Werner (ebenfalls verletzt) und Jonas Hofmann hat es auch nicht gereicht, ebenso wurde der zuletzt von Nagelsmann nominierte Jan-Niklas Beste (musste aufgrund einer Verletzung aber absagen) nicht mehr berücksichtigt. Auch die zuletzt gehandelten Angelo Stiller und Karim Adeyemi bekamen keinen Kaderplatz.

Der DFB-Kader im Überblick
Position Spieler Verein
Tor Manuel Neuer Bayern München
Marc-André ter Stegen FC Barcelona
Alexander Nübel VfB Stuttgart
Oliver Baumann TSG Hoffenheim
Abwehr Benjamin Henrichs RB Leipzig
Joshua Kimmich Bayern München
Antonio Rüdiger Real Madrid
Jonathan Tah Bayer Leverkusen
Nico Schlotterbeck Borussia Dortmund
Waldemar Anton VfB Stuttgart
Robin Koch Eintracht Frankfurt
David Raum RB Leipzig
Maximilian Mittelstädt VfB Stuttgart
Mittelfeld Toni Kroos Real Madrid
Pascal Groß Brighton & Hove Albion
Robert Andrich Bayer Leverkusen
Ilkay Gündogan FC Barcelona
Aleksandar Pavlovic Bayern München
Florian Wirtz Bayer Leverkusen
Leroy Sané Bayern München
Jamal Musiala Bayern München
Chris Führich VfB Stuttgart
Sturm Deniz Undav VfB Stuttgart
Kai Havertz FC Arsenal
Niclas Füllkrug Borussia Dortmund
Maximilian Beier TSG Hoffenheim
Thomas Müller Bayern München

Trainerteam bleibt bestehen

Im Zuge der Pressekonferenz zur Kaderbekanntgabe machte der DFB zudem offiziell, dass nach Sportdirektor Rudi Völler und Nagelsmann auch die übrigen Mitglieder des Trainerteams ihre Verträge verlängert haben. Die Assistenzcoaches Sandro Wagner, Benjamin Glück, Mads Buttgereit und Andreas Kronenberg haben ebenfalls bis 2026 unterschrieben.

ARD überträgt zahlreiche Spiele

Die EM findet vom 14. Juni bis 14. Juli in Deutschland statt. Gespielt wird in zehn Städten: Dortmund, Düsseldorf, Gelsenkirchen, Köln, Hamburg, Berlin, Leipzig, Frankfurt, München und Stuttgart. ARD und ZDF übertragen jeweils 17 der insgesamt 51 Spiele live. Weitere 12 Spiele werden von RTL übertragen. Auf sportschau.de können zudem alle Partien im Audiostream und Ticker live verfolgt werden.

Im Eröffnungsspiel trifft Deutschland auf Schottland. Weitere Gruppengegner sind Ungarn und die Schweiz. Bei der vergangenen EM war Deutschland im Achtelfinale gegen England ausgeschieden.