Energiebranche im Saarland kommt Aufträgen wegen Fachkräftemangel nicht hinterher
Bis 2045 will Deutschland klimaneutral werden – durch Maßnahmen wie das Gebäudeenergiegesetz. Der Bedarf an Arbeitskräften in der Energiebranche steigt daher stetig, auch im Saarland. Eine Herausforderung für das Handwerk, wo ohnehin schon akuter Fachkräftemangel herrscht. Ein Betrieb aus Dillingen zeigt, wie es gehen kann.
Ob es um Solarpanele oder Wärmepumpen geht: Bei der Gebhardt & Klein GmbH in Dillingen dürfen die Auszubildenden richtig mit anpacken. Als künftige Anlagenmechaniker Sanitär-Heizung-Klima sind sie schon jetzt begehrt – und haben sich bewusst für die Ausbildung im Handwerk entschieden.
Große Motivation
„Weil ich die Arbeit sehr interessant finde“, erklärt Leonardo Valenti. „Man sieht sehr viel, was man auch in der Zukunft braucht, was man für sich braucht, wenn man für sich etwas machen will. Man lernt sehr viel.“
Ähnlich sieht es Ibrahim Manla, ebenfalls Azubi. „Handwerk mag ich sehr, mit den Händen zu schaffen. Und man sieht ja auch ein Ergebnis am Ende. Und es ist halt eine Jobsicherheit in diesem Bereich für die Zukunft.“
Knapp ein Drittel sind Azubis
Inzwischen hat der Dillinger Betrieb elf Auszubildende – vergleichsweise viele bei insgesamt 37 Mitarbeitern. Doch anders geht es nicht mehr, denn auf Stellenanzeigen bewirbt sich nach den Worten von Geschäftsführer Bruno Nalbach oft niemand.
„Freie Fachkräfte sind nicht mehr am Markt verfügbar“, sagt Nalbach. „Der einzige Weg, um an Fachkräfte zu kommen ist, selbst auszubilden und die Mitarbeiter, die man hat, zu spezialisieren, um diese Wärmewende letztendlich zu schaffen.“
Nachfrage bundesweit fast verdoppelt
Den dringenden Bedarf an Arbeitskräften für die Energiewende zeigt auch der neue Jobmonitor der Bertelsmann-Stiftung. Danach ist die Nachfrage nach Fachkräften in der Energiebranche insgesamt zwischen 2019 und 2022 im Saarland um 86 Prozent gestiegen, deutschlandweit sogar um 91 Prozent. Allein im Teilbereich Sanitär-Heizung-Klima liegt der Anstieg im Saarland bei 58 Prozent.
Schon jetzt könnten nicht alle Aufträge angenommen werden. Dabei würden es mit den neuen Gesetzen noch mehr. Dazu kommt: Der Einbau alter Technik wie Öl- oder Gas-Heizungen dauerte nur wenige Tage. „Mit einer modernen Wärmepumpe oder Pelletanlage sind die Mitarbeiter schon vorneweg 14 Tage beschäftigt“, erklärt Geschäftsführer Nalbach. „Das heißt: Ich brauche die doppelte Zeit für eine Anlage. Das heißt: Ich brauche eigentlich die doppelte Mitarbeiterzahl.“
Mehr Investitionen in Aus- und Weiterbildungszentren
Die Handwerkskammer des Saarlandes fordert von der Politik mehr Investitionen in die Aus- und Weiterbildungszentren und bewirbt verstärkt die Karrierechancen in Grünen Berufen. „Es muss uns aber auch gelingen, gemeinsam mit der Politik das Thema Duale Ausbildung und Gleichwertigkeit zur akademischen Ausbildung in den Fokus zu rücken“, so Handwerkskammer-Geschäftsführer Jens Schmitt. „Nur dann wird es uns auch gelingen, ausreichend Personen für die Klimawende an Land zu holen.“
Die Jobsicherheit in der Branche ist hoch – ein wichtiger Aspekt für Junge Leute. Ibrahim Manla nennt noch einen weiteren: „Es ist schon ein gutes Gefühl, wenn man abends nach Hause kommt und weiß, dass man etwas für die Umwelt gemacht hat.“
Bei Gebhardt & Klein in Dillingen hofft man, dass möglichst viele der „Eigengewächse“ auch nach der Ausbildung im Unternehmen bleiben.
Über dieses Thema hat auch der „aktuelle bericht“ vom 22.11.2023 berichtet.