SR-Online
Zeitzeugen Biografien: Gabriele Baumgärtner

Die Macherin im Hintergrund


Ich hatte unheimlich viel Schneiderei-Arbeit. Die Männer trugen damals noch keine Asbestanzüge, diese grauen, die man ja heute auf den Bildern sieht. Die vielen Verbrennungen waren für ihn schmerzhaft, und für mich bedeuteten sie Arbeit an den Arbeitskleidern - jedes Wochenende. Die Arbeitskleider kamen kaputt zurück. Brandlöcher. Das war schlimm.

Viel schlimmer war aber die Zeit, wenn die Männer Wechseldienst hatten und ich drei kleine Kinder ruhig halten musste. Denn so ein Mann muss ja auch schlafen. Jetzt halten Sie mal drei kleine Kinder ruhig, die ja ständig am Krabbeln sind, denn eine Tür weiter schläft der Mann. Wir hatten zu der Zeit im Hochhaus gewohnt. Und da ging es ja immer rund. Das waren Wohnungen, in denen das Wohnzimmer und die Küche durch einen Rundgang verbunden sind. Und dann die Schlafzimmer rechts und links. Und wie Kinder so sind, wird dann mal Nachlaufen gespielt, und dann kommt zwischendurch: „Kannst du die Kinder nicht ruhig halten?“ Also es gab viele Probleme in der Zeit.

Ich habe ihn mächtig unterstützt. Ich habe ihm diese Probleme zu Hause vom Hals gehalten. Ich war mächtig stolz drauf, dass er diesen Weg geht, und bin auch überall mitgegangen und habe ihn unterstützt. Ich habe nie gejammert: „Wir können das schon mal nicht und das nicht!“ Wenn was in der Schule mit den Kindern war, habe ich das übernommen. Ich habe ihn begleitet, ich habe auch diese Freundschaften, die am Hochofen und überhaupt im Arbeitsleben geschlossen wurden, mit unterstützt. Wir haben heute noch Freundschaften, die damals entstanden sind. Es war eine anstrengende, aber auch eine schöne Zeit.

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