Missbrauch in der Kirche

„Reflexion der eigenen Gewalt-Anfälligkeit steigern“

von Matthias Alexander Schmidt   31.01.2025 | 11:01 Uhr

Der Jesuit Klaus Mertes hat den Missbrauchs-Skandal in der katholischen Kirche aufgedeckt. 15 Jahre danach ist er im Gespräch mit Religion und Welt von SRkultur.

Sendung: Samstag 01.02.2025 14.20 Uhr

Als Vertreter der Kirche stehe er auf der Täterseite, sagt Pater Klaus Mertes. Vor 15 Jahren meldeten sich einige ehemalige Schüler bei ihm: In den 1970er- und 80er Jahren waren sie von Jesuiten am Berliner Jesuiten-Gymnasium Canisius Kolleg sexuell missbraucht worden.

Dazu beitragen, das Schweigen zu brechen

Daraufhin schrieb Mertes, damals Rektor der Schule, im Januar 2010 einen Brief an 600 Ehemalige dieser Jahrgänge: Damit wollte er „Ansprechbarkeit signalisieren“, den Opfern danken für ihren Mut, zu sprechen; dazu beitragen, das Schweigen über die systematischen, jahrelangen Übergriffe zu brechen.

In der Folge wurden tausende Fälle bekannt: Priester und Ordensleute hatten sich an Kindern und Jugendlichen vergangen, die Kirche schaute weg, vertuschte, schützte die Täter. Bis heute streiten Betroffene mit der Kirche um Entschädigungsfragen, drängen auf umfassende Aufarbeitung.

Nicht im Empörungsmodus bleiben

Mertes, der die katholische Kirche und damit sich selbst auf der Täterseite verortet, erläutert im „Religion und Welt“-Gespräch: Der Missbrauch sei u.a. eine Gelegenheit, die Reflexionsfähigkeit für die eigene Anfälligkeit für Gewaltstrukturen zu steigern.

Im „Empörungsmodus über das Schreckliche zu bleiben“, genüge nicht. Es brauche vielmehr eine Atmosphäre, in der man auch in der Ich-Aussage Grenzverletzungen und Vergleichbares benennen dürfe, so Mertes.

Ein Thema auf SRkultur am 01.02.2025. Das Foto ganz oben zeigt <Pater Klaus Mertes. (Bildquelle: SR)

Religion und Welt

Im Langen Samstag auf SR kultur, von 14.20 bis 14.35 Uhr.

"Religion und Welt ist eine von der Religionsredaktion des SR gestaltete Magazinsendung mit regionalen und überregionalen Themen an der Schnittstelle von Glaube, Kirche und Gesellschaft.

In Beiträgen, Interviews und Reportagen werden die relevanten Ereignisse der vorangegangenen Woche reflektiert: Es geht dabei um Theologie und Ethik, den Dialog der Kulturen, soziale Fragen und die Auswirkungen einer globalisierten Welt auf den Alltag der Menschen.

Verantwortlich: Christian Otterbach
Kontakt: religionundwelt@sr.de

Artikel mit anderen teilen


Ihre Meinung

Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja