Anne Weber, „Bannmeilen“

Anne Weber, „Bannmeilen“

Lesung und Gespräch

mit Tilla Fuchs  

Sendung: Mittwoch 17.04.2024 19.15 bis 20:00 Uhr

Mitschnitt von der Literaturbühne von ARD, ZDF und 3 Sat auf der Leipziger Buchmesse 2024


Der Périphérique, die Ringautobahn markiert in Paris klar die Grenze zwischen Stadt und Vorstadt. Anne Webers Erzählerin hat sie nie überschritten: Denn was gibt es im Pariser Nordosten außer verruchte Banlieues, einem Geflecht aus Schienen, Schnellstraßen und Autobahnen, zwischen denen Lagerhallen, gewaltige Supermärkte und Baustellen und Millionen von Menschen eingeklemmt sind? Außer der notorischen Not, Gewalt und Armut? Als ihr alter Freund Thierry ihr jedoch vorschlägt, ihn für einen Film durch die Vorstädte des Départements Seine-Saint-Denis zu begleiten, die vor den Olympischen Spielen 2024 einem tiefgreifenden Wandel unterzogen werden, muss sie sich eingestehen, dass sie für die nächste Nähe jahrzehntelang blind gewesen ist. Da sind zum Beispiel der von Schrotthalden umgebene muslimische Friedhof von Bobigny, auf dem ein algerischer Olympiasieger der 1920er-Jahre begraben liegt; die beiden kreisrunden Sozialwohnungsbauten von Noisy-le-Grand, die einander wie gigantische Camemberts gegenüberstehen; und tausend andere von Kolonialismus und Leid, von Hoffnung und Fortschritt erzählende Orte.

Im Gespräch auf der Leipziger Buchmesse berichtet Anne Weber über die Recherche und die Entstehung dieses „Romans in Streifzügen“, von der tastenden Erschließung einer neuen Welt. Im Anschluss an das Gespräch liest Anne Weber Ausschnitte aus „Bannmeilen“.

Die Autorin:

Anne Weber, *1964 in Offenbach, lebt seit 1983 als Autorin und Übersetzerin in Paris, sie übersetzt sowohl aus dem Deutschen ins Französische (Wilhelm Genazino und Sibylle Lewitscharoff u.a.), als auch aus dem Französischen ins Deutsche (Cécile Wajsbrot und Marguerite Duras u.a.). 2022 wurde sie mit dem Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Übersetzung ausgezeichnet. Ihre Werke, etwa „Ahnen“ oder „Annette, ein Heldinnenepos“, letzteres ausgezeichnet mit dem Deutschen Buchpreis 2020, schreibt sie stets auf Deutsch und auf Französisch.

Die Sendung ist nachhörbar auf SR2.de und in der ARD Audiothek.


Vorschau

24. April: Das Magazin

1. Mai: Iris Wolff, „Lichtungen“

8. Mai: Das Magazin

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Redaktion: Tilla Fuchs
Kontakt: literatur-im-gespraech@sr.de

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