„Bienvenue dans le voisinage“ – Neue Ausstellungsreihe in Saarbrücken
In der Modernen Galerie des Saarlandmuseums wird ein neues Ausstellungsformat präsentiert: „Bienvenue dans le voisinage“ zeigt Kunstwerke aus anderen Museen der Großregion, kombiniert mit Arbeiten von Künstlern aus der Region. Den Auftakt macht die Fotografin Ingeborg Knigge. Barbara Grech hat sich die Ausstellung angesehen.
Was gibt’s an Kunst in den Museen von Nancy oder Luxemburg? Einen, leider noch sehr kleinen, Ausschnitt kann man sich nun in der Ausstellung „Bienvenue dans le voisinage“ im Obergeschoss des Museumsneubaus der Modernen Galerie anschauen.
Es ist der Auftakt eines Ausstellungsformats, das zwei Dinge miteinander verknüpfen will, so Kathrin Elvers-Svamberk vom Saarlandmuseum: "Mein Gedanke war, dass man namhafte Künstler der Region einlädt, als Gastkuratoren ihr eigenes Schaffen zu präsentieren, aber zugleich bestimmte, für die Künstler bedeutsame Schlüsselwerke aus den Sammlungen der Großregion einzubeziehen."
Ingeborg Knigge als erste Gastkuratorin
Die Fotografin Ingeborg Knigge macht den Auftakt. Sie ist, teilweise auch virtuell, durch das Musée des Beaux-Arts in Nancy und das MUDAM in Luxemburg gestreift. Klingt ja recht verheißungsvoll: Man blättert sich durch Kataloge, sucht sein Lieblingskunstwerk heraus und bringt es mal kurz nach Saarbrücken.
Kunstwerke aus Nancy und Luxemburg
"Nicht ganz", sagt Ingeborg Knigge. "Weil die anderen Sammlungen auch etwa 1500 bis 2000 Bilder oder Werke in ihrer Sammlung haben. Zum Glück war das alles im Internet zu sehen, und die Sammlungsschwerpunkte passen zu einer Arbeit wie 'Have you done your duty', die ich zeige. Es ist ein fotografisches Tagebuch über Hausarbeiten. Da habe ich die Kataloge gewälzt, bis ich irgendwo einen Haken gefunden habe, an dem ich meine Arbeit aufhängen konnte."
Verknüpfung von Fotografie und Malerei
Ingeborg Knigge ist dabei sehr formal vorgegangen. Ihre Fotoserie verknüpft sie mit Strukturen oder Bildthemen, die auch in ihren Arbeiten vorkommen. Ein Beispiel ist Emil Friant, der großartige Maler aus Nancy, der fotorealistische, fast schon ikonische Gemälde im Fin de Siècle geschaffen hat.
Wie etwa die berühmte Arbeit „Toussaint“, die den Gang einer Familie zu einer Beerdigung zeigt. Dieses Gemälde hat Ingeborg Knigge leider nicht ausgewählt – es hätte aufgrund ihrer selbst gewählten Auswahlkriterien nicht funktioniert und nicht zu ihren Hausarbeitsfotografien gepasst: "So, dann hat er ja zum Glück auch Selbstporträts gemacht. Selbstporträts sind ein klassisches Thema der Kunst, und ich habe ja auch welche gemacht. Damit kann ich etwas anfangen."
Sammlungen der Großregion hervorheben
Deshalb hängen jetzt zwei Porträts des Künstlers neben Knigges Fotoarbeiten – in diesem Fall in einer digitalen Dia-Schau nebeneinander. Sinn und Zweck dieses Ausstellungsformats, so Kathrin Elvers-Svamberk, ist es, auf die Museen und die Sammlungen in der Großregion aufmerksam zu machen:
"Ich denke, dass wir uns alle mehr auf den Wert besinnen müssen, den unsere Sammlungen darstellen. Die Sammlungen bilden immer das Rückgrat, die Hauptsubstanz eines Hauses. Aus ihnen lassen sich unendlich viele wunderbare Ausstellungen generieren, und es gilt, das Publikum der Großregion einzuladen und zu animieren, sich dieser Werte bewusst zu werden."
Mehr Raum für sinnliche Eindrücke
Das Ausstellungsformat „Bienvenue dans le voisinage“ bietet zweifelsohne eine gute Gelegenheit dazu. Das nächste Mal darf es dann bitte auch ein bisschen größer und satter sein – vielleicht mit weniger formalen Bezügen und dafür sinnlicheren Eindrücken.
Ein Thema in der Sendung "Der Nachmittag" am 12.12.2024 auf SR kultur.
Auf einen Blick
"Bienvenue dans le voisinage"
Ingeborg Knigge
14. Dezember 2024 bis 16. März 2025
Saarlandmuseum - Moderne Galerie,
Bismarckstraße 11-15, 66111 Saarbrücken
Infos zur Ausstellung: modernegalerie.org