Lafufu statt Lamborghini – Soziale Teilhabe im Maßstab 1:12

Lafufu statt Lamborghini – Soziale Teilhabe im Maßstab 1:12

Glosse: Laura Erbe   04.07.2025 | 13:03 Uhr

Für viele Schülerinnen und Schüler heißt es ab heute: Endlich Ferien! Und ein Trend, an dem in den vergangenen Wochen kaum ein Kind vorbeigekommen ist, heißt: Labubu.

La–was?, denken Sie jetzt vielleicht. Aber wer Kinder hat – oder gelegentlich auf TikTok abstürzt – kennt sie längst: Diese seltsam niedlichen Plüschfiguren mit Hasenohren, spitzen Zähnen und einem Blick, der sagt: „Kuschel mich – oder ich fresse dich.“

Labubus kommen vom chinesischen Spielzeugriesen Pop Mart und werden in sogenannten Blind Boxes verkauft. Man kauft also eine Schachtel, weiß nicht, welcher Labubu drin ist – und hofft auf den seltenen. Ein wenig wie Ü-Ei – nur ohne Schokolade. Pop Mart ist inzwischen mehr wert als Hasbro oder Mattel – über 40 Milliarden Dollar.

Ein Labubu kostet rund 25 Euro. Klingt wie ein kleiner Spaß. Aber: Wer Glück hat, zieht ein seltenes Modell – das bringt dann beim Wiederverkauf 300 Euro. Oder 3000, wenn’s glitzert. Kapitalismus, aber in süß.

Wer wie ich in den 90ern geboren ist, kennt das Phänomen von Pokémon. Hätte ich meine seltenen behalten, könnte ich heute einen ziemlich schönen Urlaub davon machen. Business-Class. Mindestens bis Bottrop. Das sind keine Spielzeuge. Sie sind Statussymbole. Mikro-Investments. Und, ganz ehrlich: ein kleiner Trost.

Laura Erbe (Foto: SR/Jennifer Götzinger)
Laura Erbe

Denn wer sich kein Eigenheim leisten kann, träumt eben klein. Oder ganz klein. Und wer sich nicht mal mehr den Labubu leisten kann, greift zur Billigkopie: Lafufu. Das ist der Kosename für die gefälschten Labubus vom chinesischen Großhändler. Das „f“ steht für: fake. Oder für: fast wie Labubu, nur mit Bleifarbe und Verformung ab Werk.

Dazu gibt’s Mini-Designerkleider, die kleiner sind als eine Briefmarke – aber größer als das Selbstwertgefühl, das dabei gestützt wird. Der Fake wird mit Fakes eingekleidet. Soziale Teilhabe im Maßstab 1:12.

Vielleicht ist die neue Art zu träumen eben nicht groß, sondern erreichbar. Vielleicht passen die Träume meiner Generation – und der danach – eben in Regale. Sie brauchen keine Kredite, keine Laufzeiten, keine Nebenkostenabrechnung. Und der Gedanke, seinen Labubu zu verlieren, macht deutlich weniger Kopfschmerzen als eine Doppelhaushälfte in Zwangsversteigerung.

Vielleicht reicht ein Traum auch, wenn er 12 Zentimeter groß ist. Glitzert. Und Lafufu heißt.

Ein Thema in der Sendung "Der Morgen" am 04.07.2025.


Weitere Glossen

Audio: Zum Tag des Telefons
„Hallo?“ – Eine Ode ans Telefonieren
Ob Wählscheibe oder Sprachnachricht: Kommunikation hat sich verändert. Der Tag des Telefons lädt dazu ein, innezuhalten, Erinnerungen zu wecken – und vielleicht mal wieder einfach zum Hörer zu greifen. Eine Glosse von Susan Zare.

Am 8. März ist Weltfrauentag
Glosse zum Weltfrauentag: "Grüße von der Rabenmutter"
Der 8. März ist Weltfrauentag. Seit über 110 Jahren kämpfen Frauen an diesem Tag für ihre Rechte. Noch immer sind sie nicht gleichberechtigt, wie SR 3-Kollegin Lisa Krauser mit einer kurzen Geschichte aufzeigt.

Glosse
Fasten: Noch Glaube oder schon Lifestyle?
Seit Aschermittwoch ist Fastenzeit – traditionell ein Verzicht bis Ostern, etwa auf Schokolade oder Kaffee. Doch Verzicht liegt ohnehin im Trend: Diäten, Detox & Co. boomen. Ist Fasten längst ein Lifestyle? Eine Glosse von Christian Otterbach.

Artikel mit anderen teilen


Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja