Guy Schons, Dullemajik und das Luxemburger Liedgut
Der Luxemburger Musiker Guy Schons feiert 2025 ein Doppeljubiläum: Zum einen wird er 75 Jahre alt, zum anderen gründete er vor 50 Jahren die Band Dullemajik. SR-Reporterin Evelyn Kreb hat ihn getroffen.
Wenn Guy Schons auf sein Musikerleben zurückblickt, kann er unzählige Geschichten erzählen. Etwa wie er auf einem Ball beim Luxemburger Großherzog ausgelassen mit einer Prinzessin getanzt hat – oder wie er Jimi Hendrix in ein Luxemburger Elektrogeschäft begleitet hat, weil dieser sich einen Kassettenrekorder kaufen wollte.
Ich habe schon in den 60er-Jahren als junger Sänger und Gitarrist begonnen und stand natürlich unter dem Einfluss der damaligen populären Musik – wie den Beatles, Bob Dylan und natürlich auch den Protestsongs.
Über die Folkbewegung begann Guy Schons sich schließlich auch für traditionelle Lieder in seiner eigenen Sprache zu interessieren: „Ich sagte: Okay, du singst jetzt auf Englisch – wie so viele auf der Welt. Aber es ist ja nicht deine Muttersprache. Weshalb singt man eigentlich nicht auch auf Luxemburgisch?“
Lieder auf Luxemburgisch, so erzählt Schons, waren damals eher etwas für ältere Leute. „Ich habe mir gesagt: Geh mal hin und mach Recherchen. Vielleicht findest du alte Lieder, die man neu arrangieren kann – und bin dann auf ganz interessante Sachen gestoßen, in Archiven und alten Liedersammlungen.“
So entsteht 1975 die Idee zur Gründung der Band Dullemajik. Das heißt „Drehleier“ auf Luxemburgisch, und die Musikgruppe verschreibt sich fortan dem luxemburgischen Liedgut.
In den Zeitungen hat man geschrieben: ‚Da kommen jetzt drei mit langen Haaren und Bart – was wollen die?‘ Man war überrascht, aber auch sehr froh, dass sich junge Leute eben nicht nur für Yéyé interessieren, sondern auch für Geschichte und alte Lieder. So hat das dann begonnen.
Die Ursprünge der luxemburgischen Lieder lassen sich teilweise über Jahrhunderte zurückverfolgen. „Eines der Lieder, mit dem wir 1980 sehr bekannt geworden sind, war Oh wär’ ech dach am Gréngewald. Das ist ein altes Lied, dessen Melodie bis in die Renaissancezeit zurückgeht. Wir haben aber nicht nur alte Lieder gesungen, sondern auch neue – von Liedermachern aus dem 20. Jahrhundert.“
In den Liedern geht es um das, was die Menschen beschäftigt – um Liebe, das Zusammenleben; es gibt Klagelieder und Tanzlieder. Und wie steht es mit den Nachbarn? Guy Schons sagt: „Im 19. Jahrhundert war Luxemburg Teil des Deutschen Bundes. Wir hatten eine preußische Garnison in der Festungsstadt.“ Und so singt man in Luxemburg auch Lieder aus Deutschland und Frankreich.
Die vornehmen Leute haben sich eher zur französischen Kultur hingezogen gefühlt. Und natürlich kam schon Anfang des 20. Jahrhunderts die Angst auf, dass Deutschland zu mächtig werden könnte. Deshalb begann man sich im Ersten Weltkrieg verstärkt für die luxemburgische Sprache einzusetzen.
Die Begeisterung für das Thema packte auch Guy Schons – als Musiker, aber auch als Historiker. Er veröffentlichte mehrere Werke über die Lieder. Das Leben als freischaffender Künstler war nicht immer einfach, aber Guy Schons „würde es noch einmal machen“.
Ein Thema in der Sendung "Der Morgen" am 03.07.2025.