Deutsche Geschichte mit Zeitungen erzählt

Deutsche Geschichte mit Zeitungen erzählt

Die Kurzausstellung „Eine kurze Geschichte zur BRD“ in Wadgassen

Maya von Thenen   03.07.2025 | 12:59 Uhr

Dieses Jahr finden die Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit in Saarbrücken statt. Passend dazu präsentiert das Deutsche Zeitungsmuseum in Wadgassen aktuell die Kurzausstellung „Eine kurze Geschichte zur BRD“. SR-Reporterin Maya von Thenen war vor Ort.

„Das war die große Flut – Chronik und Dokumentation der bitteren Tage“ – wenn man eine solche Schlagzeile über Extremwetterereignisse hört, könnte man fast denken, es handle sich um einen Artikel aus der heutigen Zeit. Doch das Hamburger Abendblatt berichtet über die schwere Sturmflut im Februar 1962.

Christian Göbel, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Deutschen Zeitungsmuseums, hat die Ausstellung geplant und umgesetzt.

Geschichte wiederholt sich

Immer wieder hat ihn die zeitlose Aktualität mancher Themen überrascht: „Ich fand es immer wieder erstaunlich, wie viele Themen schon vor Jahrzehnten die Debatte bestimmt haben – ob das der Umweltschutz ist, der in den 70er-Jahren schon aufkam, das Thema Kalter Krieg, Rüstung, die Bedrohung durch Russland beziehungsweise damals die Sowjetunion, die NATO … alles, was heute unsere politische Debatte ausmacht, hat vor Jahrzehnten in ganz ähnlicher Form schon stattgefunden.“

Die Aussenansicht des Deutschen Zeitungsmuseum in Wadgassen. (Foto: Deutsches Zeitungsmuseum Wadgassen / Tom Gundelwein)
Die Aussenansicht des Deutschen Zeitungsmuseum in Wadgassen.

Von der Gründung bis zur Wiedervereinigung

Die Ausstellung „Eine kurze Geschichte der BRD“ beleuchtet prägende Ereignisse – von der Verkündigung des Grundgesetzes im Mai 1949 bis zur Wiedervereinigung 1990. Darunter die Studentenbewegung in den 60ern, AIDS in den 80ern und Fußball-Weltmeisterschaften – gespiegelt in Schlagzeilen der Saarbrücker Zeitung, der BILD oder des Flensburger Tageblatts.

Politik auf Schallplatte

Doch in der Ausstellung gibt es auch andere Medien zu entdecken:
„Das sind tatsächlich Schallplatten. Und zwar gab es da eine Reihe, die hieß 'Dokumentation der Zeitgeschichte'. Als Helmut Schmidt 1982 durch das konstruktive Misstrauensvotum gestürzt und Helmut Kohl Kanzler wurde, wurden die entscheidenden Reden auf Schallplatte festgehalten. Das erscheint aus heutiger Sicht sehr skurril – aber damals hatte man offenbar genug Abnehmer …“

Beigefügt waren Auszüge der Reden – wie heutige CD-Booklets. So konnte man mitlesen, zum Beispiel berühmte Passagen von Helmut Schmidt. Auf der Schallplatte "Das konstruktive Misstrauensvotum" wirft er der FDP den Ausstieg aus der Koalition vor.

Mauerbau Broschüre Sammlung DZM zur Ausstellung: Eine kurze Geschichte der BRD.  (Foto: Deutsches Zeitungsmuseum Wadgassen)
Mauerbau Broschüre Sammlung DZM zur Ausstellung: Eine kurze Geschichte der BRD.

Original-Zeitungen der BRD

Mehrere Infotafeln bieten einen kompakten Überblick über die Geschichte der BRD. Nicht nur deshalb lohnt sich beim Museumsbesuch, so Göbel, ein kleiner Schlenker durch die Kurzausstellung.

Das Herzstück seien für ihn jedoch die Zeitungen und Zeitschriften: „Ich finde es grundsätzlich spannend, über diese historischen Ereignisse – die man sonst eher aus dem Geschichtsunterricht kennt – einmal originale Zeitungen vor sich zu haben. Mal lesen zu können, wie damals in der Presse über diese Ereignisse berichtet wurde, wie die Schlagzeilen waren, welche Fotos ausgewählt wurden.“

Die Ausstellung "Eine kurze Geschichte der BRD" läuft noch bis zum 5. Oktober. Weitere Infos gibt es hier.

Ein Thema in der Sendung "Der Morgen" am 03.07.2025.


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