Der Saarländische Landtag (Foto: picture alliance/dpa | Oliver Dietze)

U-Ausschuss im Fall Yeboah beschlossen

mit Informationen von Janek Böffel und Florian Mayer   06.02.2023 | 14:29 Uhr

Der mutmaßliche Mord an Samuel Yeboah vor 30 Jahren wird noch einmal parlamentarisch aufgearbeitet: Die CDU im saarländischen Landtag hat einen Untersuchungsausschuss beschlossen. Er soll auch die Rolle der damaligen Landesregierung prüfen.

Vor 30 Jahren war der ghanaische Flüchtling Samuel Yeboah bei einem Anschlag auf ein Saarlouiser Asylbewerberheim getötet worden. Der Fall wird zurzeit gerichtlich neu aufgearbeitet, nun soll es auch eine parlamentarische Aufarbeitung geben.

Video [aktueller bericht, 06.02.2023, Länge: 2:59 Min.]
CDU beschließt U-Ausschuss im Mordfall Yeboah

Die CDU-Landtagsfraktion hat beschlossen, einen Untersuchungsausschusses im saarländischen Landtag einzusetzen. Der Fraktionsvorsitzende der Christdemokraten, Stephan Toscani, sagte: "Menschen sind damals zu Opfern geworden, die noch heute darunter leiden. Diesen Opfern soll der Landtag mehr als 30 Jahre danach Gehör verschaffen." Dabei solle es auch um die Entschädigung der damaligen Opfer gehen.

Für den Ausschuss waren die Stimmen eines Viertels der Abgeordneten nötig - die hat die CDU auch ohne die beiden anderen Landtagsparteien SPD und AfD.

Untersuchungsausschuss im Fall Yeboah beschlossen
Audio [SR 3, Florian Meyer, 06.02.2023, Länge: 02:46 Min.]
Untersuchungsausschuss im Fall Yeboah beschlossen

SPD und AfD für Ausschuss

Die SPD kündigte allerdings bereits an, dem Ausschuss zuzustimmen. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Pascal Arweiler sagte, "egal, wer damals politisch in der Verantwortung war, der Fall muss transparent auch politisch aufgearbeitet werden."

Auch AfD-Fraktionschef Josef Dörr signalisierte seine Zustimmung. Ein Ausschuss könne dazu beitragen, aufzuzeigen, ob damals Fehler gemacht worden waren.

Kommentar zum U-Ausschuss im Fall Yeboah
"Besser spät als gar nicht"

Ausschuss interne Aufarbeitung prüfen

Der U-Ausschuss soll auch klären, welche strukturellen Konsequenzen und Lehren aus den Erkenntnissen über das damalige Behördenhandeln bereits gezogen wurden. Während innerhalb der saarländischen Polizei bereits ein Aufarbeitungsprozess zu den Ermittlungen stattgefunden habe, gebe es zur damaligen Rolle von Verfassungsschutz und Landesregierung (damals SPD unter Ministerpräsident Oskar Lafontaine) noch offene Fragen.

Nach dem Willen der CDU-Fraktion soll der U-Ausschuss bis zur Jahresmitte die Arbeit aufnehmen soll. Die SPD-Fraktion hält es dagegen für sinnvoll, ein Urteil im Strafprozess abzuwarten. Erst dann hätte man Einsicht in alle notwendigen Akten.

Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 06.02.2023 berichtet.


Zum Fall Yeboah

Die Podcast-Serie zum Mordprozess
Der Fall Yeboah – Rassismus vor Gericht
1991 stirbt Samuel Yeboah durch einen Brandanschlag auf die Asylunterkunft in Saarlouis. Erst über 30 Jahre später wird der Mord als rassistisch motivierte Tat verfolgt und steht möglicherweise vor der Aufklärung. Warum erst jetzt? Dieser Frage gehen die SR-Journalistin Lisa Krauser und ihre beiden Kollegen Thomas Gerber und Jochen Marmit in einem mehrteiligen Podcast nach.

Prozess um tödlichen Brandanschlag in Saarlouis
War Hoyerswerda Vorbild für den Mord an Samuel Yeboah?
Das Oberlandesgericht Koblenz hat sich am Dienstag mit der Frage befasst, ob die rassistischen Ausschreitungen in Hoyerswerda Vorbild für den Mord an Samuel Yeboah waren. Der Generalbundesanwalt hatte diese These in seiner Anklage gegen Peter S. aufgestellt. Dessen Verteidiger hatten auf Veröffentlichungen verwiesen, wonach zum Zeitpunkt des Brandanschlags auf das Saarlouiser Asylbewerberheim in Hoyerswerda noch gar keine Molotowcocktails gebrannt hatten.

Tödlicher Brandanschlag 1991
Yeboah-Prozess beginnt nach mehr als 30 Jahren
Mehr als drei Jahrzehnte nach dem tödlichen Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Saarlouis hat der Prozess gegen den 51-jährigen Peter S. begonnen. Er soll das Feuer gelegt haben, bei dem der 27-jährige Asylbewerber Samuel Yeboah 1991 starb.


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