Nachwuchs bei Storch "Jean-Jacques" aus Werschweiler
Monatelang hielt "Randale-Storch" Jean-Jacques die Werschweiler auf Trab. Er attackierte Autos und Haustüren und sollte deshalb umgesiedelt werden. Doch seine Storchendame und er erwarten Nachwuchs und mit der Brut kommt auch die Schonzeit für den renitenten Jean-Jacques.
"Jean-Jacques" – diesen Namen kennen mittlerweile nicht nur die Einwohner von Werschweiler bei St. Wendel. Seinen schlechten Ruf hat sich der Vogel seit dem vergangenen Jahr erarbeitet, als er angefangen hatte Autos zu attackieren.
Und auch nach seinem Winterurlaub in wärmeren Gefilden ging es weiter mit den Attacken. Deshalb sollte der renitente Storch eingefangen werden. Doch nun erwarten er und seine Storchendame "Lady Gaga" Nachwuchs, und damit sind die Umsiedlungspläne erstmal vom Tisch.
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Seit einigen Tagen wird im Storchenhorst am Park-and-Ride-Parkplatz in Werschweiler fleißig gebrütet. Eine Aufgabe, die nur zu zweit möglich sei, erklärt Richard Linxweiler von der "Aktion Storch".
Er kennt Jean-Jaques bereits seit acht Jahren. Während der eine Storch die Eier brütet, geht es für den anderen auf Futtersuche. Jean-Jacques kündigt sich beim Anflug immer mit ordentlich Geklapper bei seiner Partnerin Lady Gaga an.
Mehrfach missglückte Umsiedlung
Da es nach dem Schlüpfen ebenfalls beide Elternteile brauche, damit die Jungtiere ausreichend Futter und Wärme erhalten, so Linxweiler, hat Jean-Jacques bis auf weiteres Schonfrist.
Glück für den Randale-Storch, denn bis vor kurzem konnte er mal wieder nicht davon ablassen, Autos auf dem Parkplatz unter seinem Horst zu attackieren und sollte eigentlich eingefangen werden. Anfang März wurde die Entscheidung gefällt, doch geklappt hatte es bisher nicht.
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Es seien professionelle Tierfänger vor Ort gewesen, die versucht hätten mit Netzen an ihn heranzukommen. Laut Linxweiler wollten diese jedoch nicht das Risiko eingehen den Storch zu verletzen und die Einfangaktion wurde abgebrochen.
Auch die geplante Betäubung durch einen Tierarzt konnte nicht durchgeführt werden. Denn die Vogelauffangstation, das geplante Ausweichquartier für Jean-Jacques, konnte den Wildvogel nicht aufnehmen. Die Vogelgrippe und die Gefahr, andere Vögel in der Station zu infizieren, war zu hoch.
Hoffen auf Jean-Jacques' Vernunft
Zu guter Letzt dann die Brut und damit vorerst Schonzeit beziehungsweise Elternzeit für den renitenten Jean-Jacques. „Wir hoffen, dass er mal zur Vernunft kommt, auch wenn man das bei einem Storch ja nicht so sagen kann“, sagt der ehrenamtliche Naturschützer, der weiterhin nach Gründen sucht, warum der Storch 2022 plötzlich anfing, Autos zu attackieren.
Er vermutet, dass der Storch sein Spiegelbild in den Autotüren für einen feindlichen Storch hält. Mehrere Autos hat Jean-Jacques dadurch bereits beschädigt. Linxweiler und seine Mitstreiter haben großes Verständnis für den Ärger der betroffenen Autobesitzer.
"Wir versuchen natürlich auch immer wieder für Linderung zu sorgen. Wir haben letztes Jahr hier drei Wochen Wache gehalten, auf dem Parkplatz und wir haben den Storch dann, wenn er zu nah kam, immer wieder vergrämt.“
Seit Brutzeit ruhiger geworden
Auch wenn Jean-Jacques mit Beginn der Brut nicht mehr auffällig geworden ist, sicher, dass es so bleibt, ist sich Richard Linxweiler allerdings nicht. Denn sobald die Jungen da sind, könnte Jean-Jacques Beschützerinstinkt wieder überhandnehmen.
Und über kurz oder lang müsste der Randale-Storch wohl doch eingefangen werden. „Die Hoffnung stirbt zuletzt, das ist klar. Wir können nur hoffen, dann würde uns allen viel erspart bleiben“, bangt Linxweiler.
Ein Thema in der Sendung "Region am Mttag" am 08.04.2023 auf SR 3 Saarlandwelle