"Grenzalarm" bei den Feuerwehren aus Saarlouis und Bouzonville
Nachbarschaft - diesseits und jenseits der Grenze. Saarlouis und Bouzonville haben eine ganz besondere Nachbarschaft, die nennt sich: Grenzalarm! Dort arbeiten nämlich die Feuerwehren der beiden Städte eng zusammen.
Nachbarschaft – das sind nicht nur Menschen, die in einer Straße leben. Das sind auch die Menschen hüben und drüben der Grenze. Saarlouis und Bouzonville haben eine ganz besondere Nachbarschaft, die nennt sich: Grenzalarm!
Fachbegriffe aus dem Katalog übersetzt
Der erste Schritt für eine grenzüberschreitende Nachbarschaft: die Sprache. Damit die Zusammenarbeit funktioniert, müssen beide Seiten auch die Feuerwehrfachbegriffe beherrschen. Bertram Weiter von der AG Großregion hat sich anfangs damit beholfen, die Fachbegriffe aus einem Katalog für Feuerwehrgeräte zu übersetzen.
Über den Brandinspekteur des Regionalverbands und einen Feuerwehrkameraden aus Forbach kam er an einen Diktionär, der inzwischen erweitert worden ist und als Grundlage für die Übersetzergruppe "Grenzalarm" dient. Auf beiden Seiten der Grenze sind das Feuerwehrleute, die die Sprache des anderen beherrschen und hinzugezogen werden, wenn's gebraucht wird.
Sehr enge Nachbaraschaft mit Waldwisse
Das kann zum Beispiel ein Brand sein, wie der in Biringen in der Gemeinde Rehlingen-Siersburg. Dort brannte im November ein Reiterhof. Der Druck auf der Wasserleitung brach aber mehrfach zusammen. Die Kollegen aus Frankreich wurden zu Hilfe gerufen, und der Reiterhof, berichtet der Jugendausbilder Christoph Kappel aus Biringen, wurde schließlich mit Wasser aus Frankreich gelöscht.
Die Nachbarschaft mit dem lothringischen Waldwisse ist sehr eng, sagt Kappel. Es gibt sogar einen grenzüberschreitenden Faasendumzug. "Wir helfen uns gegenseitig, wir bauen zusammen die Feste auf, alles, was wir anschaffen, teilen wir uns, egal ob Pavillons, Zelte, Friteuse, Grills. Jeder hat Zugriff auf den gesamten Pool vom jeweiligen anderen."
Gemeinsam Erlebtes verarbeiten
Das gemeinsame Feiern hat noch einen anderen, einen ernsten Hintergrund, weiß Kreisbrandinspekteur Bernd Paul zu berichten: Die Männer und Frauen sehen oft viel Schreckliches. Wenn Sie danach zusammensitzen, weiß jeder, was der andere fühlt. Es muss nicht darüber geredet werden, denn alle haben dasselbe erlebt. Es ist eine Art, die Einsätze zu verarbeiten.
Wobei jeder auch die unterschiedliche Feierkultur der Kollegen im anderen Land kennenlernt. So meint Bernd Paul über die Einladungen nach Bouzonville: "Diese Abende, die dauern sehr sehr lange. Die Mitternachtssuppe ist der zweite oder dritte Gang, und der letzte Gang kommt morgens gegen drei oder vier Uhr. Dazwischen wird getanzt, dann hat man wieder Gelegenheit, sich auszutauschen. Das ist anstrengend, aber sehr schön."
Übungen auf beiden Seiten der Grenze
Und dann gibt es eben die Einsätze. Auch die 23-jährige Bauingenieurin Luisa, die eine französische Mama hat, gehört der Übersetzergruppe an. Dass sie beide Sprachen spricht, konnte sie bereits bei zwei Übungen mit Bouzonville nutzen.
Einmal bei einer Brandübung in Rehlingen. "Da wurde ein Fahrzeug angesteckt, das die Deutschen gelöscht haben und die Franzosen haben die Wasserversorgung hergestellt." Die zweite war mit der Feuerwehr Saarlouis im Zuge einer ABC-Übung.
Eine Kupplung für beide Schläuche
Die Bouzonviller waren, so Luisa, Gründer für die Freundschaft mit Rehlingen-Siersburg. Auch hier wird gemeinsam gefeiert: "Das ist meistens der Tag der offenen Tür, wo die französische Feuerwehr nach Deutschland kommt. Wir waren auch vergangenes Jahr bei den Bouzonvillern." Und was gibt es zu essen? "Entweder Currywurst, Bockwurst, mittlerweile immer öfter auch Flammkuchen, oder sonntags Erbseneintopf oder ähnliches."
Und es gibt noch eine andere Art von Übersetzung bei den Feuerwehren, eine handfeste: Ein selbstgeschweißter Adapter. Bernd Paul: "Das ist der Grundgrenzalarm. Hier werden die Schläuche der Deutschen und Franzosen gekuppelt.
Es gibt das deutsche System und es gibt das französische System, völlig unterschiedliche Kupplungen. Die hat man zusammengeschweißt, genau wie wir die Gruppe Grenzalarm zusammengeschweißt haben."
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Ein Thema in der Region am Nachmittag am 14.11.24 auf SR 3 Saarlandwelle