Auf der Suche nach dem Grab des Onkels
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und der Verein für Landeskunde im Saarland laden am 21. September zu einem Tag der Erinnerungskultur. Dabei gibt es unter anderem Hilfestellung bei der Suche nach im Krieg gefallenen Angehörigen. SR-Reporterin Kerstin Gallmeyer hat einen Mann aus Saarbrücken-Fechingen getroffen, der schon lange nach dem Grab seines Onkels sucht.
"Ich suche konkret nach dem ersten Mann meiner Mutter, der dann auch gleichzeitig mein Onkel ist. Denn meine Mutter hat nach dem Krieg den Bruder ihres gefallenen Mannes geheiratet", erzählt Gert. Der Onkel hieß Johann und wurde 1944 er als Soldat an die Ostfront geschickt.
Es gibt sehr konkrete Informationen
Seit Jahrzehnten beschäftigt sich der 71-Jährige sich mit Familienforschung. Konkrete Hinweise, wo sein Onkel liegen könnte, die hat er durchaus: "Er war in einer Infanterie Aufklärungseinheit, und zwar im Südosten Polens, im Vorkarpatenland."
Noch am Tag vor seinem Tod habe Johann einen längeren Brief an seine Mutter geschrieben, erzählt Gert. "Einige Tage später erhielt meine Mutter dann die Nachricht, dass ihr Mann gefallen ist."
Johann Heils Einheit war unter Artilleriebeschuss der Russen geraten. 30 Kilometer wurde er noch mitgeführt von seinen Kameraden und dann schließlich im Dorf Laezki-Kucharski beerdigt. Das alles stand in dem Brief an Gerts Mutter, den sie nach dem Tod ihres Mannes erhalten hatte. Und trotzdem wurde die Suche nach dem Grab zu einer Herausforderung.
Die Suche in Polen war bisher ergebnislos
Nach dem Krieg sei es unmöglich gewesen, in Polen zu recherchieren oder zu suchen. "Nachdem meine Eltern gestorben waren und ich im Ruhestand, hatte ich mir vorgenommen, das Grab zu besuchen", erzählt er. Er habe damals die naive Vorstellung gehabt: "Ich fahre dort in das Dorf, dann ist das ein entsprechender Friedhof oder ein Grab, (…) aber da hat die ich mich doch sehr stark geirrt."
Gert nutzte daraufhin frühere beruflichen Verbindungen, um Kontakte zu bekommen nach Polen – bis in das kleine Dorf im Vorkarpatenland – in dem das Grab des Onkels irgendwo sein muss, wenn auch vermutlich mittlerweile bis zur Unkenntlichkeit überwuchert.
Immer wieder kommt der Zufall zu Hilfe
Seine Hoffnung ist, dass sich vielleicht die Älteren im Dorf sich noch an die Stelle erinnern, an der sein Onkel bestattet wurde. Unterstützung bei seiner Suche bekommt Gert auch vom Volksbund deutscher Kriegsgräberfürsorge im Saarland. Amelie Zemlin-Kohlberger vom Volksbund rät, die Hoffnung nicht aufzugeben. Es sei zwar schwierig, aber nach allem, was sie bisher erlebt habe, durchaus möglich, das Grab tatsächlich noch zu finden. "Es gab letztes Jahr einen Fall, wo in einem Vorgarten einer Villa 100 Kriegstote gefunden wurden - auch durch Zufall", erzählt sie.
Sollten die Überreste von Gert Onkel Johann gefunden werden, würde er mit Hilfe der polnischen Partnerorganisation auf einen Soldatenfriedhof umgebettet werden. Für den 71-Jährigen ist das eine Herzensangelegenheit. "Ich weiß, wie sehr meine Mutter an ihrem ersten Mann und mein Vater an seinem Bruder hingen." Er will deshalb das Grab finden.
Der Aktionstag der Kriegsgräberfürsorge
Wenn Sie selbst eine ähnliche Geschichte haben, nach dem Schicksal oder dem Grab eines Familienmitglieds suchen: Am Samstag, 21. September findet der Aktionstag zur Erinnerungskultur statt, und zwar zwischen 10.00 und 16.00 Uhr im Bürgerhaus Eppelborn-Habach. Sie sollten vorhandene Unterlagen mitbringen. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge bittet zudem vorab um Anmeldung: saarland.volksbund.de
Ein Thema in der "Region am Nachmittag" am 20.09.2024 auf SR 3 Saarlandwelle